Oktroy (Friesland)

Oktroy (Friesland)

Ein Oktroy (Freibrief, von Latein: auctoritas, Einfluss, Ansehen) gewährte Investoren im Nordfriesland des 17. und 18. Jahrhunderts weitgehende Rechte in Kögen, die durch ihren Einsatz entstanden waren.

Vor Einführung der Oktroy war zusätzliche Landgewinnung entweder Aufgabe der Bauernschaften direkt an der Küste oder die des Landesherrn. Oktroy ermöglichten es, Kapital und Können aus anderen Ländern anzuziehen, ohne vor Ort Mittel in Anspruch zu nehmen.

Den ersten Oktroy an der Küste gab es, als die Insel Alt-Nordstrand 1634 in der Burchardiflut teils untergegangen und teils als Nordstrand, Pellworm und Nordstrandischmoor verblieb. Der vom Gottorfer Herzog Friedrich III. ausgestellte Oktroy bewegte erfolgreich den Brabanter Deichgrafen Quirinus Indervelden dazu, die übrig gebliebenen Teile der Insel gegen das Meer zu sichern. Indervelden erhielt Eigentum am gesamten Land, Polizeirechte, Freiheit von Abgabe, Handelsprivilegien und Religionsfreiheit.

Das Oktroy war erfolgreich, so dass der Landesherr in der Folge weitere erließ. Der Gottorfer Herzog Christian Albrecht unterzeichnete 1681 einen Oktroy für die Dagebüller Bucht. Insgesamt schufen etwa 220 Interessenten, sowohl aus den drei benachbarten Harden (Böking-, Wieding- und Karrharde) als auch Gottorfer Hofbeamte, daraufhin den Christian-Albrechts-Koog. Der neue Koog wurde zu gleichen Teilen unter den drei Harden aufgeteilt. Jeder Interessent bekam abhängig von seinem finanziellen Aufwand Land zugeteilt. Unter anderem waren die Eigentümer für 14 Jahre von allen Abgaben befreit. Sie selbst hatten die Hoheit über Gericht, Polizei, Kirche und Verwaltung auf dem Land.

1700 entstand auf dieselbe Art und mit ähnlichen Rechten der Dagebüller Koog, der direkt an der damaligen Insel Dagebüll anschloss, in den nächsten hundert Jahren der Neue Christian-Albrechts-Koog, der direkt an den alten anschloss, der Kleiseerkoog, der Juliane-Marien-Koog und der Marienkoog, alle auf der Landseite der Dagebüller Bucht.

Größter Unternehmer bei dieser Art der Landgewinnung war der dänische Adlige Jean Henri Desmercières. Diesem gelang es im 18. Jahrhundert, Oktroy für mehrere Köge in der Bredstedter Bucht vom dänischen König Christian VI. zu gewinnen.

Literatur

  • Rolf Kuschert: Die frühe Neuzeit. In: Nordfriisk Instituut (Hrsg.) Geschichte Nordfrieslands. Boyens & Co, Heide 1995, ISBN 3-8042-0759-6.

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