Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische

Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische

Die offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische ist ein System zur Umschrift des Tibetischen in lateinischer Schrift , das u. a. von der chinesischen Regierung und von der UNO verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Entwurf der Transkription wurde am 12. Mai 1965 von der Nationalen Hauptverwaltung Kartografie und der Chinesischen Kommission für Schriftreform (chinesisch 中华人民共和国国家测绘总局、中国文字改革委员会) für die Schreibweise von tibetischen Ortsnamen in lateinischer Schrift gleichzeitig mit Transkriptionssystemen für das Mongolische und Uigurische veröffentlicht (Originaltitel: chinesisch 《少数民族语地名汉语拼音字母音译转写法(草案)》 Entwurf von Prinzipien zur Transkription von Ortsnamen aus Sprachen nationaler Minderheiten mit dem Hanyu-Pinyin-Alphabet) und im Juni 1976 – nach der Kulturrevolution – revidiert und verabschiedet. Die Umschrift des Tibetischen orientiert sich an der Schreibweise der entsprechenden Laute in Hanyu Pinyin, das zuvor für das Hochchinesische entwickelt worden war.

Das System wurde im Jahr 1977 in der Resolution III/8 von der UNO anerkannt und empfohlen.[1][2]

Im September 1976 revidierte die Chinesische Kommission für Schriftreform die Regeln zur Transkription von Personennamen vom Mai 1974 (Originaltitel: chinesisch 《中国人名汉语拼音字母拼写法》) und schrieb das System auch für die Transkription von Personennamen vor. Am 30. August 1978 bekräftigte u. a. das chinesische Außenministerium den Beschluss und am 26. September 1978 bestätigte der Staatsrat diese Norm. Das UN-Sekretariat erklärte, ab 15. Juni 1979 das System sowohl für Orts- als auch für Personennamen zu verwenden.[2]

Grundlagen

In dem Erlass von 1974 ist klar festgehalten, dass Namen aus den Sprachen nationaler Minderheiten nicht nach der chinesischen Aussprache, sondern nach der ursprünglichen Sprache wiedergegeben werden müssen.[2]

Die Schreibweisen beruhen auf der tibetischen Rundfunkaussprache (d. h. im Wesentlichen auf dem Dialekt der tibetischen Hauptstadt Lhasa).[3] Das Tibetische verwendet eine historisch-etymologische Rechtschreibung, daher kann von der Transkription nicht eindeutig auf die tibetische Schreibweise geschlossen werden.[1]

Tibetisch ist eine Tonsprache. Die Töne werden in der Umschrift nicht bezeichnet. (In Tibetisch-Lehrbüchern – z. B. den Lehrwerken der Zentralen Universität für Nationale Minderheiten in Beijing – wird daher eine modifizierte Version des offiziellen Systems verwendet, in der die Töne durch eigene Buchstaben bezeichnet werden.)[4]

Transkription der Anlaute

Eine umfassendere Darstellung des Systems (mit der Transkription aller Konsonantenhäufungen, die in der Schriftsprache vorkommen) findet man unter Tibetische Sprache – Lhasa-Dialekt.

Tabellen: I. – tibetische Schrift; II. – Transkription; III. – Aussprache in IPA[5]

Einfache Konsonanten

I. II. III. I. II. III. I. II. III. I. II. III. I. II. III. I. II. III. I. II. III.
g k j ʨ d t b p z ʦ x ɕ l l
k q ʨʰ t p c ʦʰ s s x ɕ
k, g[6] , k q, j[6] ʨʰ, ʨ t, d[6] , t p, b[6] , p c, z[6] ʦʰ, ʦ s s
ng ŋ ny ɲ n n m m w w y j h h
r r

Konsonantenkombinationen

I. II. III. I. II. III. I. II. III.
ཀྱ gy c ཀྲ zh ʈʂ ཧྲ sh ʂ
ཁྱ ky ཁྲ ch ʈʂʰ ལྷ lh ɬ
གྱ ky, gy[6] , c གྲ zh, ch[6] ʈʂʰ, ʈʂ

Transkription der Auslaute

I. – tibetische Schrift; II. – Transkription; III. – Aussprache in IPA[5]

I. II. III. I. II. III. I. II. III.
a a ཨིབ་ ཨིབས ib ip ཨེད་ ཨེས ê
ཨའུ au au ཨིམ་ ཨིམས im im ཨེང་ ཨེངས êng
ཨག་ ཨགས ag ཨིར ir ir ཨེབ་ ཨེབས êb ep
ཨང་ ཨངས ang ཨིན in ĩ ཨེམ་ ཨེམས êm em
ཨབ་ཨབས ab ap ཨུ u u ཨེར êr er
ཨམ་ཨམས am am ཨུག་ ཨུགས ug ཨེན ên
ཨར ar ar ཨུང་ ཨུངས ung ཨོ o o
ཨལ་ ཨའི་ ཨད་ ཨས་ ai (ä)[7] ɛ, ɛʔ ཨུབ་ ཨུབས ub up ཨོག་ ཨོགས og
ཨན ain (än)[7] ɛ̃ ཨུམ་ ཨུམས um um ཨོང་ ཨོངས ong
ཨི་ ཨིལ་ ཨིའི i i ཨུར ur ur ཨོབ་ ཨོབས ob op
ཨེའུ་ ཨིའུ iu iu ཨུལ་ ཨུའི་ ཨུད་ ཨུས ü y, ཨོམ་ ཨོམས om om
ཨིག་ ཨིགས ig ཨུན ün ཨོར or or
ཨིད་ ཨིས i ཨེ་ ཨེལ་ ཨེའི ê e ཨོལ་ ཨོའི oi (ö)[7] ø
ཨིང་ ཨིངས ing ཨེག་ ཨེགས êg ཨོན oin (ön)[7] ø̃

Siehe auch

Literatur

  • Shǎoshù mínzú dìmíng Hànyǔ pīnyīn zìmǔ yīnyì zhuǎnxiěfǎ 少数民族地名汉语拼音字母音译转写法. In: Guójiā cèhuìjú dìmíng yánjiūsuǒ 国家测绘局地名研究所: Zhōngguó dìmínglù 《中国地名录》 (Chinesisches Ortslexikon). Zhōngguó dìtú chūbǎnshè 中国地图出版社, Beijing 1997, ISBN 7-5031-1718-4, S. 585–588 (Online-Text einer anderen Ausgabe, Webseite des chinesischen Bildungsministeriums).

Weblinks

  • UNGEGN Working Group on Romanization Systems: Report on the Current Status of United Nations Romanization Systems for Geographical NamesTibetan, Januar 2003 (Eesti Keele Instituut, PDF).
  • 陈邦柱: 应用汉语拼音,规范地图地名 教育部语言文字应用研究所 (Institut für angewandte Sprachwissenschaft des Bildungsministeriums der Volksrepublik China), 28. November 2003.
  • 教育部语言文字应用管理司: 有关汉语拼音的法规、规范、标准 (Institut für angewandte Sprachwissenschaft des Bildungsministeriums der Volksrepublik China), 25. Januar 2008.

Fußnoten

  1. a b UNGEGN 2003.
  2. a b c 教育部语言文字应用管理司 2008.
  3. 《少数民族语地名汉语拼音字母音译转写法》 Teil 3, Fußnote 1.
  4. Zhōu Jìwén 周季文, Xiè Hòufāng 谢后芳: Zàngwén pīnyīn jiàocái - Lāsàyīn 藏文拼音教材•拉萨音 / ༄༅༎བོད་ཡིག་གི་སྒྲ་སྦྱོར་སློབ་དེབ། ལྷ་སའི་སྐད། (Lehrbuch der tibetischen Schrift. Lhasa-Aussprache). Mínzú chūbǎnshè 民族出版社, Beijing 1983, ISBN 7-105-02577-8.
  5. a b Darstellung nach 《少数民族地名汉语拼音字母音译转写法》. In der Fachliteratur werden unterschiedliche Angaben zur Aussprache gemacht.
  6. a b c d e f g Wenn das Zeichen nicht präfigiert oder suffigiert ist, wird es aspiriert ausgesprochen und die erste lateinische Entsprechung wird verwendet; ansonsten wird es nicht aspiriert ausgesprochen und die zweite Entsprechung wird verwendet.
  7. a b c d In den Fällen, in denen zwei lateinische Entsprechungen angegeben sind, wird im Allgemeinen die erste Möglichkeit verwendet; die zweite Möglichkeit (in Klammern) kann für die Angabe der Aussprache verwendet werden.

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