Rolf Oberliesen

Rolf Oberliesen

Rolf Oberliesen (* 20. Februar 1940 in Paderborn) ist deutscher Erziehungswissenschaftler und emeritierter Professor für Arbeitslehredidaktik und Technikdidaktik an der Universität Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Oberliesen absolvierte zunächst eine fernmeldetechnische Ausbildung. An der Pädagogischen Hochschule Paderborn studierte er das Lehramt (1962-1965) und arbeitete bis 1980 als Lehrer und Fachleiter in verschiedenen Schulen in Ostwestfalen mit den Schwerpunkten Naturwissenschaften sowie Arbeit und Technik. Ein Aufbaustudium absolvierte er an der Gesamthochschule/Universität Paderborn und promovierte 1977 mit einer Studie zur Relevanz kybernetischer Wissenschaften für curriculare Entwicklungen an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, wo er als Hochschulassistent arbeitete.

1980 wurde er als Professor für Erziehungswissenschaft und Technikdidaktik an die Universität Hamburg berufen. Dort arbeitete er mit Wolfgang Schulz im Dekanat des Fachbereichs Erziehungswissenschaften an Reformkonzepten der Lehrerbildung. Ab 1995 lehrte und forschte er bis zu seiner Emeritierung (2005) als Professor für Arbeitslehredidaktik an der Universität Bremen[1], wo er (1996) das Institut für arbeitsorientierte Allgemeinbildung (IAAB)[2] gründete.

Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), wirkte im Beirat des Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) (seit 2002) und über 25 Jahre im Vorstand der Gesellschaft für Arbeit, Technik und Wirtschaft im Unterricht e.V. (GATWU)[3] mit. Als Mitherausgeber einer fachdidaktischen Zeitschrift (Arbeiten und Lernen, später: Unterricht: Arbeit und Technik, im Friedrich-Verlag) unterstützte er (1985–2001) insbesondere den fachdidaktischen Dialog zwischen der Praxis in Schule und Unterricht und der akademischen Lehrerbildung.

Leistungen

Oberliesen entwickelte in den 1990er Jahren eine Vielzahl curricularer Entwürfe und Erprobungen didaktischer Konzepte für eine zukunftsfähige Schule als Informationstechnologische Grundbildung (ITG), zum Teil im Auftrag und in Kooperation von Landesinstituten für Schule und Unterricht in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bremen. Gleichzeitig war er an der Gestaltung und Evaluation von deren Lehr- und Bildungsplänen für Arbeit, Technik, Wirtschaft / Arbeitslehre (1977-2007) beteiligt.

Mithilfe zahlreicher Publikationen nahm er Einfluss auf die Konzeption einer arbeitsorientierten technischen Bildung, den Fokus auf die gesellschaftliche Disposition von Technik gerichtet[4]. Dabei stellte sich ein an Technikgeschichte orientierter Lernzugang als ein für ein emanzipatorisches Bildungskonzept unverzichtbarer Lernweg heraus. Es entstanden eigene technikgeschichtliche Forschungen zur Geschichte technischer Informationsverarbeitung[5], die national als auch international in die Fachdiskussionen Eingang fanden. Er moderierte über viele Jahre einen auf die arbeitsorientierte Bildung bezogenen interdisziplinären curricularen Diskussionsprozess auch im Kontext der neueren Debatte um Bildungsstandards, dokumentiert in einem kompetenzorientierten Kerncurriculum-Entwurf zum Lernfeld Beruf-Haushalt-Technik-Wirtschaft (2007)[6] und konzipierte (zusammen mit Klaus Bönkost) für das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine hiermit korrespondierende Schulbuchforschung[7].

In der Kooperation deutscher Universitäten mit Entwicklungsländern moderierte er als Erziehungswissenschaftler die Kooperationsbeziehungen der Universität Hamburg zur Universidad Nacional de Nicaragua (UNAN), León (Nicaragua)[8] (Schwerpunkt: Qualifizierung von Dozenten, 1989-1995) und der Universität Bremen zur Universidad Mayor de San Andrés (UMSA), La Paz (Bolivien)[9] (Schwerpunkt: Entwicklung im Bereich von Hochschulmanagement), im Entwicklungsdialog mit der UMSA wirkte er in La Paz (Bolivien) von 2008 bis 2010 als Berater für Hochschulentwicklung im Rahmen des Dialogue on Innovative Higher Education Strategies (DIES)-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und nahm entschieden Einfluss auf die Gestaltung der internationalen und interdisziplinären Qualifizierungsprogramme (Postgraduiertenprogramme) in der Universitätskooperation.

Schriften

  • Information, Daten und Signale – Geschichte technischer Informationsverarbeitung. Reinbek 1982, ISBN 3-499-17709-9. (Reihe Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik)
  • mit Heinz-Dieter Schulz (Hrsg.): Kompetenzen für eine zukunftsfähige arbeitsorientierte Allgemeinbildung. Hohengehren 2007, ISBN 978-3-8340-0268-6. (incl. DVD)
  • mit Jörg Schudy: Work orientation - Concept of Technology Education in Germany. In: Gabriele Graube, Michael Dyrenfurth, Walter E. Theuerkauf (Hrsg.): Technology Education International Concepts and Perspectives. Frankfurt 2003, ISBN 0-8204-6491-0.
  • mit David Mora (Hrsg.): Trabajo y educación: Jóvenes con futuro. Ideas educativas y praxis sobre el currículo, la escuela, el aprendizaje, la enseñanza y la formación docente en un contexto internacional. La Paz / Bolivia 2004, ISBN 99905-0-610-8.
  • mit Alexander Krylov (Hrsg.): Zukunft gestalten: Transnationaler Dialog zur Entwicklung von Bildung und Gesellschaft. National Business Institute (NBI), Moskau 2004, ISBN 5-8309-0152-8.
  • mit David Mora (Hrsg.): Culturas Científicas Criticas en el Contexto del Dialogo internacional. La Paz 2009, ISBN 978-99954-725-8-0.
  • Aprendizajeen la formación docente basado en la investigación: profesionalización para el futuro. In: David Mora (Hrsg.): Aprendizaje y Enseñanza en Tiempos de Transformación Educativa. Más allá del Constructivismo Individualista y en Búsqueda de una Educación Liberadora. Investigativa y Emancipadora. La Paz / Bolivia, 2006, ISBN 99905-910-0-8, S. 105–127.

Literatur

  • Jörg Schudy (Hrsg.): Arbeitslehre 2010 – Bilanzen-Initiativen-Perspektiven (Rolf Oberliesen zum 60. Geburtstag). Bd. 1, Hohengehren 2001, ISBN 3-89676-384-9. (Reihe Forum Arbeitslehre)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wer ist wer? Das Deutsche WHO'S WHO 2009/2010. Nr. 48, Verlagsgruppe Belecke (Schmidt-Römhild), Lüneburg, ISBN 978-3-7950-2048-4.
  2. Institut für arbeitsorientierte Allgemeinbildung. Abgerufen am 21. Juli 2011.
  3. Gesellschaft für Arbeit, Technik und Wirtschaft im Unterricht e.V. Abgerufen am 21. Juli 2011.
  4. Fachportal Pädagogik des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung mit ca. 100 Einzelpublikationen. Abgerufen am 21. Juli 2011.
  5. Rolf Oberliesen: Information, Daten und Signale – Geschichte technischer Informationsverarbeitung. In: Reihe Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Reinbek, 1982, ISBN 3-499-17709-9.
  6. Autorengruppe: Kerncurriculum Beruf-Haushalt-Technik-Wirtschaft http://www.jsse.org/2006/2006-3/interdisziplinaere-arbeitsgruppe-bhtw/#kap6
  7. Klaus Jürgen Bönkost, Rolf Oberliesen: Arbeit, Wirtschaft und Technik in Schulbüchern der Sekundarstufe I. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 1997, abgerufen am 21. Juli 2011 (PDF. 2,05 MB).
  8. Universidad Nacional de Nicaragua. Abgerufen am 21. Juli 2011 (spanisch).
  9. Universidad Mayor de San Andrés. Abgerufen am 21. Juli 2011 (spanisch).

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