Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband

Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband

Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) ist ein Zusammenschluss von Landkreisen, Städten und Gemeinden im Nordwesten Niedersachsens, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Verbraucher im Verbandsgebiet mit Trinkwasser zu versorgen und das Abwasser zu reinigen. Der Verband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ohne Gewinnerzielungsabsicht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 14. Juli 1948 gründeten die drei Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund auf Veranlassung des Oberkreisdirektors des Landkreises Wesermarsch, Bernhard von Kampen, den Oldenburgisch-Ostfriesischen Marschenwasserverband (OOMWV) mit Sitz in Jever. Nach dem Beitritt von Mitgliedern auch aus den Geestgebieten beschloss die Verbandsversammlung am 11. Februar 1957 eine Satzungsänderung, wonach der Verband den heutigen Namen Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV) erhielt. Der Verbandssitz wurde 1959 nach Brake (Unterweser) verlegt. Zunächst bestand die Aufgabe des OOMWV/OOWV ausschließlich darin, die Bevölkerung des Verbandsgebiets mit Trinkwasser, auch aus anderen Gemeinden, zu versorgen.

Auf das Instrument einer großflächigen Versorgung der Bevölkerung wurde vor allem deshalb zurückgegriffen, weil das Grundwasser in vielen Marschgebieten keine Trinkwasserqualität aufweist. So muss bis heute der gesamte Landkreis Wesermarsch von Brunnen in Geestgebieten anderer Landkreise versorgt werden, die zum OOWV-Gebiet gehören.

Seit 1999 engagiert sich der OOWV auch auf dem Gebiet der Abwasserwirtschaft.

Verbandsgebiet

Das Versorgungsgebiet des OOWV ist 7.860 km² groß. Es umfasst (mit Ausnahme der Städte Delmenhorst und Oldenburg) das Gebiet des ehemaligen Landes Oldenburg sowie die Landkreise Aurich und Wittmund in Ostfriesland und den Landkreis Diepholz. Kein Wasserversorger in Deutschland deckt ein größeres Gebiet ab als der OOWV.[1] Allerdings gibt es in den Landkreisen, die dem OOWV zugeordnet sind, Enklaven, indem einige kreisangehörige Kommunen Wasserwerke in eigener Regie betreiben. Dies trifft auf die Gemeinde Juist, die Stadt Norden[2], die Stadt Norderney[3] und auf die Stadt Vechta[4] zu. Für die Wasserversorgung der Stadt Varel, einer weiteren Enklave im OOWV-Gebiet, ist die EWE AG zuständig.[5]

Das Entsorgungsgebiet umfasst 3.720 km². Ihm gehören neun Städte, 29 Gemeinden und ein Zweckverband an.

Verbandsstruktur

Mitglieder des OOWV im Bereich Trinkwasser sind:

Nicht alle verbandsangehörigen Städte und Gemeinden lassen auch ihr Abwasser vom OOWV reinigen.

Die Mitglieder des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes bilden die Verbandsversammlung. Diese wählt aus ihren Reihen die Finanzkommission, die Baukommission und den Vorstand. Die Vorstandsmitglieder, mit Ausnahme des Geschäftsführers, sind ehrenamtlich tätig. Vorsitzender des Vorstandes des OOWV ist Frank Eger, Landrat des Landkreises Oldenburg. Dem Vorstand gehören ferner ein weiterer Landrat, zwei Bürgermeister und der Präsident des Niedersächsischen Landtags an.

Erbrachte Dienstleistungen

Trinkwasserversorgung

Der OOWV versorgt 900.000 Einwohner im Verbandsgebiet mit Trinkwasser. Er bezieht aus 263 Brunnen Trinkwasser, das er in fünfzehn Wasserwerken verarbeitet. Durchschnittlich gibt er 203.000 m³ pro Tag an die angeschlossenen Haushalte ab.

Abwasserentsorgung

An das Abwasserkanalnetz des OOWV sind 47 Kläranlagen und 23.500 Kleinkläranlagen angeschlossen. Im Jahr 2009 wurden vom OOWV 34 Millionen m³ Abwässer abgenommen. Dabei fielen 238.000 m³ an Klärschlamm an.

Forschung und Lehre

OOWV-Trinkwasser-Lehrpfad beim Biohof Bakenhus

Beim Biohof Bakenhus in der Nähe von Großenkneten, den der OOWV 1997 gekauft hat, werden Möglichkeiten zum Grund- und Trinkwasserschutz erforscht und angewandt und im Rahmen von Seminaren mit Interessierten diskutiert.[6] Des Weiteren unterhält der Verband Besuchereinrichtungen wie die „Kaskade“ in Diekmannshausen (am südlichen Jadebusen), den „Trinkwasserlehrpfad“ in Nethen oder den „Rundweg Baum und Natur“ in Holdorf, wo den Besuchern vor Augen geführt wird, wie Trinkwasser gewonnen, aufbereitet und an die Verbraucher weitergeleitet wird.[7]

Der OOWV als Wächter über die Trinkwasserqualität und das ökologische Gleichgewicht

Der OOWV sorgt durch die Veröffentlichung wissenschaftlicher Studien zum Thema „Gefährdungen der Qualität des Trinkwassers“ für öffentliches Aufsehen. Der Verband betonte 2008 seinen Anspruch, dem Prinzip der „nachhaltigen Entwicklung“ verpflichtet zu sein.[8]

So kritisierte Christine Aue den Boom bei Biogasanlagen wegen der damit verbundenen Erhöhung der Nitratbelastung des Grundwassers.[9]

Der OOWV lehnt Probebohrungen zur Erschließung unkonventioneller Gasvorkommen mit Hilfe von Chemikalien (Fracking) in seinen Trinkwasser-Gewinnungsgebieten ab.[10]

Der Verband musste sich allerdings auch vorwerfen lassen, selbst das ökologische Gleichgewicht, etwa im Bereich der Ahlhorner Fischteiche, durch übermäßige Entnahmen von Trinkwasser aus dem Grundwasser zu stören.[11] Der OOWV stellte 2010 den Antrag, die Fördermenge des Wasserwerks Wildeshausen von 4,5 Millionen auf 5,5 Millionen m³ jährlich erhöhen zu dürfen. Dies sei für die Versorgung eines Großteils des Landkreises Oldenburg sowie eines Teils der Stadt Bremen, für die das Wasserwerk zuständig ist, erforderlich. Der OOWV begründet die Anhebung der Fördermenge mit zahlreichen Firmenansiedlungen in den letzten Jahren in Wildeshausen, darunter die Putenschlachterei „Geestland“, und dem Bevölkerungswachstum. Allein Geestland benötige pro Jahr 300.000 m³ Frischwasser.[12]

In Holdorf wird befürchtet, dass durch die geplante Erhöhung der Grenze der erlaubten Trinkwasserförderung durch den OOWV auf 5,5 Millionen m³ pro Jahr der Grundwasserspiegel erheblich sinken wird und dass dadurch sogar der Heidesee trockenfallen könnte.[13]

Allerdings beziehen nicht alle Wasserverbraucher im Versorgungsgebiet des OOWV ihr Wasser aus Leitungen des OOWV. So gibt es im Versorgungsgebiet des OOWV neben Hausbrunnen, die von Privathaushalten und landwirtschaftlichen Betrieben genutzt werden, auch Großbetriebe mit einem von den zuständigen Gebietskörperschaften zugesicherten Recht auf eigenständige Förderung eines festgelegten Kontingents an Grundwasser. Dieser Umstand erschwert es dem OOWV, das Trinkwasser nachhaltig zu bewirtschaften.

Einbindung in die Politik

Projekte der Europäischen Union

In der Förderperiode 2000 – 2007 hatte der OOWV in einem INTERREG IIIC-Projekt der EU die Leitung und war in 5 weiteren Interreg III B und C Projekten Partner. Hauptthema dieser Projekte war, neben dem Grundwasserschutz, die Umsetzung der europaweiten neu eingeführten Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), zu deren Implementierung der Verband beiträgt. In den Jahren 2006 bis 2008 ließ er die Qualität des Flusses Lethe im Rahmen des Projekts „hunte 25“ untersuchen.[14]

Von 2003 bis 2007 war der OOWV an den Projekten „Water4all“, „Hanse Passage“, „Nolimp“ und „Farmers for Nature“ beteiligt. In den Jahren 2005 – 2007 kamen noch die Projekte, - „ENMaR“ und „Water cost“ hinzu.

In der neuen Förderphase 2007 – 2013 behandeln bereits bewilligte oder beantragte Projekte des OOWV Themen bezüglich der nachhaltigen Sicherung der Trinkwasserversorgung oder der Optimierung des Regen- und Abwassermanagements. Im Rahmen des „Interreg IVB North Sea Region Programme“ „Cradle to Cradle - Islands“ geht es um die Stärkung und Erhaltung der Selbstversorgung von Inseln im Nordseeraum im Hinblick auf Wasser, Energie und Abfall.[15]

Besetzung von Vorstandsposten durch Politiker

Traditionell werden Posten im Vorstand des OOWV durch Parteipolitiker besetzt, die als Vertreter derjenigen Gebietskörperschaften in ihr Amt gelangen, die dem OOWV als Mitglieder angehören.

Für Aufsehen sorgte 2009 der Fall des ehemaligen Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, der nach seinem Rücktritt vom Amt des Ministers 2001, wählbar in seiner Eigenschaft als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Varel, als Verbandsvorsteher des OOWV fungierte. Am 19. Dezember 2009 trat Funke von diesem Amt zurück. Anlass war die Beteiligung des OOWV an den Kosten zu Funkes privater Silberhochzeitsfeier 2007 in Höhe von 8000 Euro.

Einzelnachweise

  1. Arbeitskreis Wasser im (BBU): OOWV-Vorsteher zurückgetreten geworden. Wasser-Rundbrief. 10. Januar 2010
  2. Stadtwerke Norden: Das Wasserwerk in Hage
  3. Wirtschaftsbetriebe Norderney: Trinkwasserversorgung der Insel Norderney
  4. Wasserwerk Vechta: Unser Wasser
  5. EWE AG: Wasserpreise in Varel
  6. Biohof Bakenhus / OOWV: Landwirtschaft und Grundwasserschutz
  7. NABU Oldenburg: Besucherzentren des OOWV
  8. OOWV: Der Nachhaltigkeitsbericht 2008. Kapitel 2. S. 1
  9. Christina Aue: Biogasanlagen aus wasserwirtschaftlicher Sicht Vortrag. 26. August 2008
  10. Norddeutscher Rundfunk: Wasserverband wehrt sich gegen Erdgassuche. 27. Dezember 2010
  11. Teichwirtschaft Ahlhorn - Eine Naturoase im Nordwesten - Wie lange noch? Kleine Anfrage der Abgeordneten Renate Geuter und Axel Brammer (SPD). Niedersächsischer Landtag − 16. Wahlperiode; Drucksache 16/2341. 19. Januar 2010. S. 1
  12. Stefan Idel: Absinken des Grundwasserpegels befürchtet. Dutzende Einwendungen gegen OOWV-Antrag zur höheren Fördermenge. Nordwestzeitung. 30. Dezember 2010
  13. Gemeinde Holdorf: Holdorfer gegen Pläne des Wasserverbandes. „Interessengemeinschaft für umweltverträgliche Wasserförderung“ gegründet / Gegen Erhöhung der Fördermenge. 19. April 2011
  14. OOWV / hunte 25 / DHI-WASI: Implementierung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Integrierte Modellierung von Flusseinzugsgebieten - Stoffeintrag, Strömung und Transport. Aufbau eines integrierten Oberflächen-Grundwassermodells Schwerpunktgebiet Obere Lethe im Rahmen des Modellprojektes Hunte 25. Endbericht März 2009
  15. OOWV: EU-Projekte des OOWV

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”