Norges Kommunistiske Parti

Norges Kommunistiske Parti
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Norges Kommunistiske Parti (Kommunistische Partei Norwegens, NKP) ist eine kommunistische Partei in Norwegen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Norwegen entwickelte sich die Arbeiderpartiet (Arbeiterpartei) kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, nicht zuletzt unter dem Einfluss der Oktoberrevolution, in eine radikale Richtung. 1919 schloss sich die Partei der Kommunistischen Internationale an. Schon 1923 kam es jedoch zum Bruch, da die Arbeiderpartiet den zentralistischen Anspruch der Komintern zurückwies und darauf bestand, den Klassenkampf in Norwegen in eigener Regie zu planen und durchzuführen. Die Partei entschied am 4. November 1923 auf einem außerordentlichen Reichstag durch Mehrheitsbeschluss, die Kommunistische Internationale zu verlassen. Eine Minderheit der Mitglieder gründete noch am selben Tag Norges Kommunistiske Parti, die sich der Komintern anschloss. Immerhin fast die Hälfte der Repräsentanten der Arbeiderpartiet im Storting, dem norwegischen Parlament, wechselte in das Lager der neuen Partei; Zulauf erhielt sie zunächst auch aus Gewerkschaftskreisen. Dennoch erreichte die Partei bei den Parlamentswahlen des Jahres 1924 nur 6,1 Prozent der Wähler. In den Folgejahren verlor die NKP weiter an Rückhalt in der Bevölkerung; zwischen 1930 und dem Ende des Weltkrieges hatte sie kein Storting-Mandat mehr inne.[1]

Den Zweiten Weltkrieg interpretierten die norwegischen Kommunisten als imperialistischen Krieg, dessen Ausbruch nicht nur Deutschland, sondern auch die Westmächte verschuldet hätten. Im finnisch-sowjetischen Winterkrieg unterstützte die NKP die Sowjetunion. Zuvor hatte die NKP den Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 verteidigt, während er von der Arbeiderpartiet heftig attackiert worden war. Vor dem Hintergrund des Paktes rief die Partei zunächst öffentlich dazu auf, Widerstandhandlungen gegen die Deutschen, die das Land am 9. April 1940 überfallen hatten, zu unterlassen. Selbst als die NKP im August 1940 als erste Partei überhaupt von den deutschen Okkupanten verboten wurde, war die Haltung ihnen gegenüber nicht eindeutig. Erst nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 und der Reorganisation der Partei infolge eines heimlichen Parteitages am 31. Dezember 1941 wurden die Widerstandsbemühungen deutlich forciert.[2]

Durch zahlreiche Sabotageakte gegen die Deutschen während der zweiten Hälfte des Krieges konnte die NKP ihre Popularität steigern. In der ersten Nachkriegswahl erreichte sie einen Stimmenanteil von 11,9 Prozent. Ideologische Auseinandersetzungen gegen Ende der vierziger Jahre schwächten die Partei jedoch zusehends. So wurde Peder Furubotn, der maßgeblich für die Widerstandpolitik gegen die Deutschen ab 1942 verantwortlich gezeichnet hatte, wegen „titoistischer“ Tendenzen und „imperialistischen Agententums“ aus der Partei ausgeschlossen.[3]

Den von Chrustschow eingeleiteten Prozess der Entstalinisierung kommentierte die NKP mit großer Zurückhaltung.[4] Den Ungarischen Volksaufstand von 1956 bezeichnete die Partei als Konterrevolution und erwies sich damit als linientreu.[5] Als der Konflikt zwischen der KPdSU und den chinesischen Kommunisten ihren Höhepunkt erreichte, vermieden es die NKP und ihr langjähriger Vorsitzender Emil Løvlien, klar Stellung zu beziehen.[6] Der Einmarsch sowjetischer Truppen in der Tschechoslawakei zur Zeit des Prager Frühlings bewog die Partei zu einer kritischen Haltung und damit erstmals zu einer Distanzierung von der Politik Moskaus. Die nach Ansicht mancher Gemeinderepräsentanten nicht völlig überwundene „Stalin-Verherrlichung“ führte aber noch 2004 zu Konflikten und Parteiaustritten.[7]

Anfang der siebziger Jahre sprach sich die NKP vehement gegen eine Mitgliedschaft Norwegens in der Europäischen Gemeinschaft aus. 1973 ging die Partei mit der Sosialistisk Folkeparti (Sozialistischen Volkspartei) und den Demokratiske Sosialister (Demokratischen Sozialisten) ein Wahlbündnis ein, das 11,6 % der Stimmen und 16 Mandate erringen konnte. Im Parlament vertreten war für vier Jahre auch der damalige Vorsitzende der NKP, Reidar T. Larsen.

Seit Ende der siebziger Jahre hat sich die NKP, zum Teil wegen interner Flügelkämpfe, zu einer Splitterpartei entwickelt. Bei den Parlamentswahlen 2009 erhielt sie nur noch 697 Stimmen (0,0 Prozent).[8]

Die Zeitung der Partei, Friheten (Die Freiheit), erscheint seit 1941 und erreichte 2009 eine Auflage von 1500 Exemplaren. Parteivorsitzender ist seit 2001 der 1980 aus der Türkei eingewanderte Zafer Gözet.

Programm

Stand in der Osloer Innenstadt vor der Wahl 2009

Die Grundlage für die politische Arbeit der Partei liefert seit ihrer Gründung der Marxismus-Leninismus.[9] Nach Ansicht der NKP bedrohen drei „Hauptprobleme“ die Menschheit: die soziale Ungerechtigkeit, die Umweltzerstörung und das Militärwesen bzw. die Kriege, die überall auf der Welt entfacht werden. Diese Probleme könne man nur lösen, indem der Kapitalismus bekämpft und überwunden wird. Das kapitalistische System soll dabei durch eine demokratisch legitimierte Planwirtschaft ersetzt werden, die den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen Rechnung trage. Hierzu wird unter anderem das Recht auf Arbeit und Ausbildung gezählt.[10]

Im 1997 konzipierten „Arbeitsprogramm“ werden private Bildungseinrichtungen und Kindergärten abgelehnt. Kostenfreie Kindergartenplätze sollen garantiert werden. Der christliche Religionsunterricht ist nach Auffassung der Partei abzuschaffen und gegen allgemeinen Ethik-Unterricht zu ersetzen.[10]

Die NKP tritt für eine staatliche kontrollierte Energiewirtschaft ein, die die Stromversorgung nicht transnational operierenden Unternehmen überlässt. Die Erdölförderung in der Barentssee wird abgelehnt. In der Fischereipolitik sollen Konzessionen nur an lokale, nicht börsennotierte Reedereien vergeben werden.[10]

Der Kampf gegen die Europäische Union gilt als aktive Friedenspolitik. Eine EU-Mitgliedschaft Norwegens wird nach wie vor ebenso abgelehnt wie eine Teilnahme des Landes am Schengener Abkommen. Die NKP verlangt den Austritt Norwegens aus der NATO. Die norwegische Waffenproduktion soll nach dem Willen der Partei eingestellt werden.

Da Norwegen eines der reichsten Länder der Welt sei, könne es bedeutend mehr Flüchtlinge aufnehmen, als dies gegenwärtig der Fall ist. Dem Sameting, der parlamantarischen Vertretung der Samen, soll ein Vetorecht gegen alle Gesetze zugestanden werden, die diese offiziell anerkannte Minorität betreffen.[10]

Wahlergebnisse

  • 1924: 6,1  %, 6 von 150 Sitzen
  • 1927: 4,0  %, 3 von 150 Sitzen
  • 1930: 1,7  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1933: 1,8  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1936: 0,3  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1945: 11,9 %, 11 von 150 Sitzen
  • 1949: 5,9  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1953: 5,1  %, 3 von 150 Sitzen
  • 1957: 3,4  %, 1 von 150 Sitzen
  • 1961: 2,9  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1965: 1,4  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1969: 1,0  %, nicht im Parlament vertreten
  • 1973: die NKP beteiligte sich am Wahlbündnis Sosialistisk Valgforbund, das 11,2 % der Stimmen erzielte und 16 von 155 Sitzen errang.
  • 1977: 0,4 %, nicht im Parlament vertreten
  • 1981: 0,3 %, nicht im Parlament vertreten
  • 1985: 0,2 %, nicht im Parlament vertreten
  • 1989: die NKP beteiligte sich am Wahlbündnis Fylkeslistene for Miljø og Solidaritet, das 0,8 % der Stimmen erzielte
  • 1993: 0,0 %, nicht im Parlament vertreten
  • 1997: 0,1 %, nicht im Parlament vertreten
  • 2001: 0,1 %, nicht im Parlament vertreten
  • 2005: 0,0 %, nicht im Parlament vertreten
  • 2009: 0,0 %, nicht im Parlament vertreten[11]

Bekannte Parteimitglieder

  • Peder Furubotn (1890–1975), Parteivorsitzender 1925–1930, Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkrieges, 1950 als angeblicher „Titoist“ aus der Partei ausgeschlossen
  • Emil Løvlien (1899–1973), Parteivorsitzender 1946–1965

Literatur

in deutscher Sprache

  • Jahn Otto Johansen, Die Kommunistische Partei Norwegens. - In: Åke Sparring (Hg.), Kommunisten im Norden. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1966, S. 75–124.

in englischer Sprache

  • Peter P. Rohde, The Communist Party of Norway. - In: Communism in Scandinavia and Finland. Politics and opportunity, ed. by Anthony F. Upton, 1973 (ISBN 0-385-03365-6)

in norwegischer Sprache

  • Norges Historie, 1979 (ISBN 82-02-03453-1), Band 13, S. 263-268, und Band 14, S. 80-87
  • Store Norske Leksikon, Band 9, 1982 (ISBN 82-573-0020-9)
  • Hans I. Kleven, Parti i flammer. Dokumentasjon og betraktninger omkring "oppgjøret" i Norges Kommunistiske Parti 1949-50, 2 Bände 1994 (ISBN 82-7009-274-6 und ISBN 82-7009-275-4)
  • Terje Halvorsen, Mellom Moskva og Berlin. Norges Kommunistiske Parti under ikke-angrepspakten mellom Sovjet-Unionen og Tyskland 23. august 1939 - 22. juni 1941, 1996 (ISBN 82-7009-287-8)

Einzelnachweise

  1. Jahn Otto Johansen, Die Kommunistische Partei Norwegens. - In: Åke Sparring (Hg.), Kommunisten im Norden. Köln 1966, S. 75–124, hier: S. 78 ff.
  2. Vgl. Johansen, S. 80 f.
  3. Vgl. Johansen, S. 83
  4. Vgl. Johansen, S. 87 ff.
  5. Vgl. Johansen, S. 89 f.
  6. Vgl. Johansen, S. 94 f.
  7. NKP i Åsnes stiller ultimatum Østlendingen, 8. Dezember 2004
  8. Landsoversikt - Stortingsvalget www.regjeringen.no, September 2009 (abgerufen am 25. September 2009)
  9. Prinsipprogram, www.nkp.no, abgerufen am 20. September 2009
  10. a b c d Arbeidsprogram, www.nkp.no, abgerufen am 20. September 2009
  11. Ergebnisse nach den Jahresbänden von Hvem Hva Hvor. Aftenpostens oppslagsbok, Oslo 1936 ff. und nach Angaben des Statistisk sentralbyrå.

Weblinks


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