Chemie-Ali

Chemie-Ali
Ali Hasan al-Madschid

Ali Hasan (oder Hassan) al-Madschid at-Tikriti (arabischعلي حسن المجيد‎, DMG ʿAlī Ḥasan al-Maǧīd, auch al-Majid; * 1941), genannt Chemie-Ali, ist ein ehemaliger irakischer Politiker und General. Er ist ein Vetter von Saddam Hussein. Er stand als Nummer 5 auf der US-amerikanischen Fahndungsliste und wurde im August 2003 von US-amerikanischen Truppen festgenommen. Somit kam er nicht, wie im April 2003 vermutet, bei einem Luftangriff in Basra im Süden des Iraks ums Leben.

Inhaltsverzeichnis

Politische Karriere

Von 1987 bis 1989 war er Gouverneur in den irakischen Nordprovinzen (Irakisch-Kurdistan). In dieser Zeit wurde er als Chemie-Ali bekannt, da er in Zusammenhang mit der sogenannten Anfal-Operation den Einsatz von Giftgas gegen die kurdische Bevölkerung angeordnet haben soll. Allein beim Angriff auf das Dorf Halabdscha am 16. und 17. März 1988 kamen bis zu 5000 Menschen ums Leben.

1991 war er während des Golfkriegs Gouverneur des Emirates Kuwait, das als 19. Provinz des Iraks annektiert worden war. Während dieser Zeit sollen die unter seiner Führung stehenden Truppen an der Zivilbevölkerung des Landes zahlreiche Gräueltaten begangen haben. Nach dem Krieg war er verantwortlich für die Niederschlagung des Aufstandes der Schiiten in Basra.

Von 1991 bis 1995 war er Innenminister und Verteidigungsminister, wurde aber abgesetzt, als er mit Udai Hussein, dem Sohn Saddam Husseins, in Streit geriet. 1995 war er angeblich für die Ermordung von Hussein Kamel (auch Kamil) verantwortlich, dem ehemaligen Rüstungsminister, der sein Neffe und zugleich Ehemann von Raghad, der Tochter von Saddam, war. Kamil war im August 1995 nach Jordanien geflüchtet und von seiner Familie mit der Aussicht auf Straffreiheit in den Irak zurückgelockt worden. In Bagdad wartete Ali Hasan al-Madschid mit einem Exekutionskommando. Anderen Versionen zufolge steckte allerdings Udai hinter der Liquidierung der Saddam-Schwiegersöhne.

Anfang 2003, kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen, ernannte Saddam Hussein al-Madschid zum Oberbefehlshaber über den Südirak, einen der einstmals vier irakischen Wehrbezirke. In seiner Zeit als Verteidigungsminister hatte sein Präsident ihn zum Feldmarschall ernannt. Ali Hasan war damit neben Saddam Hussein der einzige irakische Militär im Marschallsrang.

Todesurteil

Ein irakisches Sondergericht verurteilte Ali Hasan al-Madschid am 24. Juni 2007 zum Tode durch den Strang. Das Urteil wurde am 4. September 2007 vom Obersten Gerichtshof des Irak bestätigt.

Die Richter sahen den Vorwurf des Völkermordes an den Kurden als erwiesen an. Auf Veranlassung al-Madschids waren bis zum Ende des Anfal-Feldzuges ca. 180.000 Kurden ums Leben gekommen. Der Giftgasangriff auf Halabdscha war zunächst nicht Gegenstand des Gerichtsverfahrens. Er soll in einem separaten Prozess behandelt werden.

Der Prozess, der sich mit dem Giftgasanschlag auf Halabdscha befassen soll, wurde am 24. September 2007 - mit Beteiligung Ali Hasan al-Madschids - wieder aufgenommen. Eine Aussetzung bzw. Aufschiebung der Todesstrafe lässt das irakische Recht trotz laufender Verhandlungen aber nicht zu, so dass mit einer baldigen Vollstreckung des Todesurteils zu rechnen war.

Eine Verschiebung der Strafe wurde dann aber doch am 4. Oktober durchgesetzt, um Unruhen zu vermeiden, die durch eine Vollstreckung während des islamischen Fastenmonats Ramadan wahrscheinlich entstanden wären.

Eine weitere unbestimmte Verschiebung fand am 13. Oktober statt. Die US-Armee, in deren Gewahrsam sich die Verurteilten befinden, hat den Auftrag, diese nur dann der irakischen Justiz zu übergeben, wenn der irakische Präsidentschaftsrat seine Zustimmung gibt. Staatspräsident Dschalal Talabani will diese jedoch noch nicht geben, da einer der Verurteilten (Haschim) damals mit den politischen Führern der Kurden Kontakt gesucht und sich kooperativ gezeigt hat.

Am 29. Februar 2008 hat Talabani das Todesurteil unterzeichnet, die Hinrichtung hätte danach innerhalb von 30 Tagen vollzogen werden müssen. [1]

Am 20. April 2008 wurde Ali nach einem Hungerstreik, mit dem er gegen die Haftbedingungen protestierte, ins Krankenhaus eingeliefert. Am 23. April 2008 erlitt Ali Hasan al-Madschid einen Herzinfarkt, der vermutlich durch den Hungerstreik ausgelöst wurde und wurde noch am selben Tag aus dem Militärhospital entlassen. Zudem leidet al-Madschid an Diabetes. [2] Am 3.Oktober 2008 wurde das Todesurteil vom irakischen Staatspräsidium gebilligt und die Hinrichtung sollte innerhalb der nächsten 30 Tage stattfinden.[3]

Am 2. Dezember 2008 wurde er vom irakischen Sondertribunal zum zweiten Mal zum Tode verurteilt. [4] Am 2. März 2009 wurde er von einem irakischen Gericht zum dritten Mal zum Tode verurteilt. [5]

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,538723,00.html
  2. Focus: Newsartikel
  3. Stuttgarter Nachrichten: [1]
  4. http://www.n-tv.de/1062409.html
  5. Spiegel online vom 02. März 2009

Weblinks


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