Museum für Kommunikation Berlin

Museum für Kommunikation Berlin
Museum für Kommunikation Berlin
Berlin, Mitte, Leipziger Strasse, Museum fuer Kommunikation 10.jpg

Museum für Kommunikation
Daten
Ort Berlin-Mitte,
Leipziger Straße 16
Ecke Mauerstraße 69–75
Art Post- und Kommunikationsmuseum
Architekt Ernst Hake, Otto Techow und Franz Ahrens
Eröffnung 1872
Leitung Lieselotte Kugler
Website Museum für Kommunikation Berlin
Das Reichspostgebäude auf einer Ansichtskarte, um 1895
Das Reichspostamt Berlin auf einer Briefmarke von 1900

Das Museum für Kommunikation Berlin ist einer von mehreren Standorten der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, einer bundesunmittelbaren Stiftung öffentlichen Rechts. Es befindet sich im Gebäude des früheren Reichspostmuseums, Leipziger Straße 16 Ecke Mauerstraße 69–75 im Berliner Ortsteil Mitte. Seit 1977 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Das Gebäude

Reichspostmuseum

Das Reichspostmuseum, Vorgänger des heutigen Museums, wurde 1872 durch den Generalpostmeister des Deutschen Reiches, Heinrich von Stephan, gegründet. Es war eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit und erhielt den umfassend definierten Auftrag, „die Entwicklung des Verkehrswesens von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit kulturgeschichtlich zu veranschaulichen“.[1] Das Bauwerk in der Leipziger Straße entstand zwischen 1871 und 1874 zunächst als Reichspostamt, in dem auch die neue Sammlung untergebracht wurde. Architekt war Carl Schwatlo, der für zahlreiche Bauten der kaiserlichen Post verantwortlich zeichnete. Zur Eröffnung urteilte der deutsche Kaiser Wilhelm I. anerkennend: „Gut! Reiner und einfach würdiger Styl!“[2] Zwischen 1893 und 1897 wurde das Haus nach Plänen der Architekten Ernst Hake,[3] Otto Techow und Franz Ahrens erweitert und zum Reichspostmuseum ausgebaut. Seit 1895 steht auf dem Dach über dem Haupteingang eine annähernd sechs Meter hohe Skulptur von Ernst WenckGiganten umfassen die Erdkugel, eine Allegorie auf die weltumspannende Bedeutung von Post und Telekommunikation.

Während der beiden Weltkriege blieb das Museum geschlossen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude durch die Luftangriffe auf Berlin seit 1943 und bei intensiven Häuserkämpfen zu Ende des Krieges im Frühjahr 1945 schwere Schäden, nur die Umfassungsmauern waren danach noch vorhanden.

Postmuseum der DDR

Die Ruine lag nach Kriegsende im Sowjetischen Sektor Berlins, auf dem Gebiet von Ost-Berlin. 1956, als in West-Berlin im Gebäude der Urania ein kleines Postmuseum eröffnet werden sollte – das neue Bundespostmuseum wurde in Frankfurt am Main eingerichtet –, begann man mit ersten Arbeiten am alten Standort an der Leipziger Straße. Das Ergebnis war eine Briefmarkenausstellung auf sehr begrenztem Raum, die 1958 stattfand. Mit Blick auf die 750-Jahrfeier Berlins im Jahr 1987 beschloss das Politbüro des ZK der SED 1981, das Gebäude des alten Reichspostmuseums vollständig wieder herzustellen und als Postmuseum der DDR neu zu eröffnen. Die Arbeiten nach Plänen des Architekten Klaus Niebergall verzögerten sich jedoch, 1987 stand nur ein Teil der geplanten Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die noch ausstehenden Bauarbeiten wurden erst 1990, nach dem Fall der Berliner Mauer, mit der Rekonstruktion des Lichthofes abgeschlossen.

Museum für Kommunikation

1992 erhielt das Architekturbüro Henze & Vahjen den Auftrag, das Gebäude nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu restaurieren und ein neues Nutzungskonzept zu erarbeiten. Die Bewahrung der originalen Bausubstanz hatte Vorrang. Von der zunächst vorgesehenen Wiederherstellung nicht mehr vorhandener Bauteile – wie etwa der beiden seitlichen Schmucktürme auf dem Dach der Eingangsfassade – sah man ab. Ein Erweiterungsbau an der Leipziger Straße, in den 1980er-Jahren entstanden, wurde in seinen Geschosshöhen dem Hauptgebäude angepasst. Unter dem Lichthof entstand ein neues Kellergeschoss für die größten Kostbarkeiten des Hauses, unter ihnen die berühmteste Briefmarke der Welt, die Blaue Mauritius. Im September 1997 fand das Richtfest statt; die Gigantengruppe, nach einem kleinen Originalmodell in alter Größe neu hergestellt, wurde wieder über dem Haupteingang angebracht. Im August 1999 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, das für 60 Mio. Mark fertiggestellte Gebäude konnte an die Nutzer übergeben werden. Am 17. März 2000 eröffnete der Bundespräsident das Museum für Kommunikation.

Die Sammlung

Geschichte

Der weitgehende Sammlungsanspruch des Reichspostmuseums verlangte, „zunächst die bei der Post und Telegraphie gebräuchlichen Gegenstände, Apparate und Modelle [zu sammeln], sodann aber auch bildliche Darstellungen […] und sonstige Erzeugnisse, die sich auf das Schrifttum, das Nachrichtenwesen und die Beförderungseinrichtungen aller Zeiten und Völker beziehen.“[1] Aus dieser Aufgabenstellung entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten eine äußerst umfangreiche und wertvolle Sammlung. Das Museum präsentierte nicht nur historische Objekte, sondern stellte auch die jeweils neu entwickelten Technologien wie Luftpost, Funk, Bildtelegrafie und Fernsehen vor.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung dezimiert und auseinander gerissen. Zahlreiche der im Haus verbliebenen Ausstellungsobjekte überstanden den Krieg nicht. Die wichtigsten Teile der Sammlung waren größtenteils nach Schloss Waltershausen in Bayern ausgelagert worden. Nach Kriegsende verweigerte die zuständige amerikanische Militäradministration die Herausgabe an die Postbehörde der sowjetischen Besatzungszone, auf deren Gebiet das Berliner Museum lag, und übergab die Bestände 1947 an die Deutsche Post (West). Daraus entwickelte sich das 1958 in Frankfurt am Main eröffnete Bundespostmuseum. Die kostbarsten Exemplare der Briefmarkensammlung waren vor Kriegsende vorsorglich nach Eisleben, heute Sachsen-Anhalt, verbracht worden. In den Nachkriegswirren wurden die Bestände geplündert, die wertvollsten Stücke verschwanden. Als sie 1976 wieder auftauchten, erhob die DDR Anspruch darauf. Erst nach der Wiedervereinigung 1990 gelangten die Marken zurück in das Archiv für Philatelie.

Neben dem Bundespostmuseum gab es auf dem Gebiet der Bundesrepublik eine Reihe von regionalen Postmuseen und kleineren Sammlungen. Sie wurden 1995 im Rahmen der umfassenden Postreform aus den neu entstandenen Unternehmen Deutsche Post AG und Deutsche Telekom AG herausgelöst und als Museumsstiftung Post und Telekommunikation in einer Stiftung öffentlichen Rechts zusammengefasst.

Aktuelle Situation

Auch das Museum in Berlin wird von dieser Stiftung geführt. Es ist in erster Linie auf die Geschichte des Postwesens ausgerichtet. An anderen Standorten werden andere thematische Schwerpunkte betreut, in Frankfurt etwa die Geschichte der Telekommunikation. Die Berliner Sammlung besteht aus drei Abteilungen:

  • Transportgeschichte und Verkehr. Hier finden sich zum Beispiel Fahrzeuge wie Kutschen, Bahnpostwagen und Kraftfahrzeuge, ferner kartografische Objekte und Gegenstände aus dem Zahlungsverkehr.
  • Geschichte der Post und ihrer Nachfolgeunternehmen, Archiv und Fotosammlung. Dazu gehören unter anderem Posthausschilder, Uniformen, Briefkästen, Briefmarkenautomaten und Sortiereinrichtungen, Materialien zu Architektur und Einrichtungsgegenständen, Werbemaßnahmen und Sozialeinrichtungen.
  • Geschichte des Schriftverkehrs, mit Briefen und Postkarten, Geräten der Schreibkultur (Schreibwerkzeugen und –möbeln, Siegeln usw.), Druckstöcken, Stempeln und Briefmarkenentwürfen.

Aus Raumgründen sind die Sammlungsabteilungen nicht vollständig in den eigentlichen Museumsgebäuden untergebracht. Adressen und nähere Hinweise dazu kann man über die Website des Museums erfahren.

Literatur

  • Sigrid Randa-Campani (Hrsg.): …einfach würdiger Styl! Vom Reichspostmuseum zum Museum für Kommunikation. In: Katalog der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Nr. 6, Umschau, Heidelberg 2000, ISBN 3-8295-7026-0.
  • Joachim Kallinich (Hrsg.): Botschaft der Dinge. In: Katalog der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Nr. 18, Edition Braus, Heidelberg 2003, ISBN 978-3-89904-056-2.

Weblinks

 Commons: Museum für Kommunikation Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Website der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
  2. Website der Berliner Landesdenkmalbehörde.
  3. „Structurae“ mit Kurzinformationen zum Architekten Ernst Hake

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