Mizo National Front

Mizo National Front

Die Mizo National Front (MNF) ist eine am 22. September 1961 gegründete Regionalpartei im indischen Bundesstaat Mizoram.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Ursachen

Siedlungsgebiet der Mizo

Die von den Mizo bewohnte gebirgige Region (zu Kolonialzeiten Lushai Hills) wurde erstmals 1850 von den Briten erobert. Der heute als Volksheld gefeierte Häuptling Mora († 1851) leitete den Widerstand. 1871/72 kam es zu einer zweiten britischen Expedition, mit über 8000 Mann, zur „Befriedung“ der Region. Den Mizowiderstand leitete Häuptling Sookpial († 1880). Erst nach der Niederschlagung des religiös inspirierten Aufstandes der Brüder Lengpunga und Kholam (gemeinsamer Selbstmord im Gefängnis im September 1891) erlangten die Kolonialherren die vollständige Kontrolle.[1]

Die im 52-54jährigen Rhythmus wiederkehrende Bambusblüte (mautam) führt in der von den Mizo bewohnten Gegend wegen starker Ausbreitung von Nagern zu zweijähriger Hungersnot. Deshalb bildete sich beim erneuten Vorkommen 1959 unter Leitung des Bankangestellten Pu Laldenga, der bereits seit 1955 Leiter der Mizo Cultural Society war, die Mizoram Famine Front (MFF), die von der Staatsregierung von Assam[2] Unterstützung forderte. Nach der Umwandlung in die MNF wurde die Unabhängigkeit für den kleinen Stamm gefordert, aber von den Indern nicht ernst genommen, bis der bewaffnete Aufstand ausbrach.

Bewaffneter Kampf

Laldenga wurde 1965 verhaftet, als er Waffen aus Ostpakistan schmuggelte, bald jedoch freigelassen. Am 28. Februar 1968 stürmten die Freiheitskämpfer (Operation Jericho) die Orte Aizawl und Lungleh. Die gedemütigte indische Armee brauchte eine Woche um diese wieder zu nehmen.

Erstmals wurden gegen Guerillas Luftangriffe durchgeführt. Mehrere Zehntausend Einwohner der Mizo-Dörfer (nach dem Vorbild der Amerikaner in Vietnam) wurden ab 1966, teilweise mit nur 24 Stunden Vorwarnung, aus den Bergen in bewachte Wehrdörfern zwangsumgesiedelt. Dies bescherte den Kämpfern Laldengas weiteren Zulauf, seine Truppen folgten dem strengen Verhaltenskodex von Maos Partisanen Zivilisten gegenüber, während durch die Regierungsseite massenhafte Vergewaltigungen und Plünderungen bekannt wurden. Unterstützung wurde von China (bis 1976) und Pakistan zur Verfügung gestellt, das bis 1971 auch Trainingslager in Ostpakistan bereitstellte.

Laldenga lebte in Dhaka im Exil, bis er und seine Mannen vor den einrückenden indischen Truppen in Bangladesch-Krieg 1971 nach Westpakistan fliehen musste. Erste Friedensfühler wurden im November 1973 von Kabul aus vermittelt. 1975 kam es in Frankfurt zu ersten Verhandlungen, die nach seiner ersten Rückkehr nach Indien im Januar 1976 fortgesetzt wurden. Gleichzeitig versucht die Zentralregierung die Mizo zu spalten. Verhandlungen werden, nach der Wahlniederlage des Congress 1977 abgebrochen.

Am 22. Januar 1982 wurde die MNF verboten und 90 führende Mitglieder verhaftet. Nicht in Haft kam Laldenga, er wurde jedoch im April des Landes verwiesen und begab sich nach London. Nach dem Attentat auf Indira Gandhi verfolgte die Zentralregierung unter ihrem Sohn eine versöhnlichere Politik. 1986 wurde mit Premierminister Rajiv Gandhi ein Friedensabkommen unterzeichnet, das auch die Formung eines eigenen Bundesstaates Mizoram aus dem seit 1972 bestehenden Unionsterritorium vorsah.[3]

Politische Partei

Die nun legale Partei mit Laldenga an der Spitze gewann die ersten Wahlen 1987 im Staat Mizoram, Laldenga wurde Chief Minister. Bald häuften sich Korruptionsvorwürfe, er starb 1990. Etlichen Kämpfern gelang nach Jahren im Dschungel die Umstellung auf ein ziviles Leben nicht, sie wurden depressiv, alkohol- oder drogenabhängig. (S 112-8[4])

Die Parteiführung übernahm nun Pu Zoramthanga. Bei den Wahlen zum Staatsparlament (Mizoram Legislative Assembly) 1998 gewann die MNF, die ihren Sieg 2003 wiederholen konnte. Das Wahlrecht bescherte ihr bei 132.505 Stimmen (31,66%) 21 der insgesamt 40 Sitze. Zoramthanga amtierte für zehn Jahre als Chief Minister. Die Partei war zeitweise Mitglied der National Democratic Alliance, trat aber 2007 aus.[5] Stellvertretender Vorsitzender war 2007 Pu Tawnluia mit Pu Tlanghmingthanga als Schatzmeister. Bei den Wahlen 2008 erlitt die Partei eine vernichtende Niederlage und gewann nur noch drei Sitze im Regionalparlament.

Den einzigen Sitz des Staates Mizoram im indischen Bundesparlament Lok Sabha hält der MNF-Abgeordnete Pu Vanlalzawma der mit 182.864 (52,46%) gewonnen hatte.[6]

Literatur

  • Hazarika, Sanjoy; Strangers of the Mist: Tales of War and Peace from India's Northeast; New Delhi u.a. 1994
  1. Kyndiah, P. R.; Mizo Freedom Fighters; New Delhi 1994; ISBN 81-7203-025-8; S 1-3
  2. das Territorium gehörte damals zum Bundesstaat Assam
  3. Developing A Framework to Understand and Develop Working Solutions to Major Conflicts
  4. Hazarika, Sanjoy; Strangers of the Mist: Tales of War and Peace from India's Northeast; New Delhi u.a. 1994
  5. [1]
  6. en:Mizo National Front

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mizo National Front — Leader Pu Laldenga Founded 1961 Headquarters Aizawl …   Wikipedia

  • Mizo National Front (Democratic) — was a regional political party in Mizoram, India. MNF(D) was formed when the Mizo National Front split on August 30, 1988. Nine of the 25 MNF Members of the Legislative Assembly of Mizoram left the party and formed MNF(D). On January 26, 1989… …   Wikipedia

  • March 1966 Mizo National Front uprising — Part of Insurgency in Northeast India Map of Mizoram state (formerly Mizo district) …   Wikipedia

  • National Front — The name National Front is used by a number of political parties and coalitions. Albania National Front (Albania) Belarus Partyja BPF Belgium National Front (Belgium) Botswana Botswana National Front Burma Chin National Front Chad National Front… …   Wikipedia

  • National Front (India) — The National Front (Rashtriya Morcha) was a coalition of political parties, led by the Janata Dal, which formed India s government between 1989 and 1990 under the leadership of N. T. Rama Rao as President and V. P. Singh as Convener. The… …   Wikipedia

  • Mizo People's Conference (Progressive) — Mizo People s Conference (Progressive), a political party in the Indian state of Mizoram. MPC(P) was formed on December 19, 2003 as a split from the Mizo People s Conference. The party was led by member of the Mizoram assembly F. Lalthanzuala. On …   Wikipedia

  • Mizo people — This article is about the Mizo people. For the language of the same name, see Mizo language. Mizo Total population c. 1,000,000 Regions with significant populations Northeast India, Bangladesh, Burma Languages Mizo Ţawng …   Wikipedia

  • National Democratic Alliance (India) — NDA redirects here. For other uses, see NDA (disambiguation). Republic of India Part of the series Politics and Government of India …   Wikipedia

  • Mizo accord — The Mizo Accord was signed between the Mizo National Front and the Government of India in 1986. The MNF agreed to work within the Indian Constitution and to renounce violence.External links* [http://www.satp.org/satporgtp/countries/india/states/mi… …   Wikipedia

  • Mizo Accord — The Mizoram Accord was signed between the Mizo National Front and the Government of India on June 30 1986. The MNF was a secessionist movement to protest against the negligence and indifference of the Government of India to the people of Mizoram… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”