Missa Sicca

Missa Sicca

Die Missa Sicca (lateinisch: Trockene Messe) war eine im Mittelalter übliche Form des Gottesdienstes, die in der römisch-katholischen Kirche insbesondere für kirchliche Begräbnisfeiern und Trauungen, aber auch für die Krankenkommunion oder die Sterbekommunion verwendet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Form und Geschichte

Die Missa Sicca wurde meist am Nachmittag gehalten, wenn die Feier einer Heiligen Messe nicht mehr möglich war. Sie war quasi eine Kurzform der Messfeier, wobei der zentrale Teil entfiel. Die anderen Bestandteile waren im Wesentlichen mit denen der Heiligen Messe identisch.

Nach dem Glaubensbekenntnis und den Fürbitten wurden also das Offertorium (Gabenbereitung), das Eucharistische Hochgebet mit der Konsekration und die Kommunion ausgelassen. Der Priester konnte allerdings mitgebrachte, konsekrierte Hostien in bestimmten Fällen austeilen. Die Hostie konnte er während der Messfeier gegebenenfalls auch in das gewandelte Blut der Kelchkommunion getaucht haben, um die Kommunion in beiderlei Gestalt auszuteilen. Erst nach dem Tridentinischen Konzil wurde dabei die Hostie dem Empfänger teilweise auch vorgezeigt.[1]

In manchen Ordensgemeinschaften des Mittelalters war es jedem Priester vorgeschrieben, nach der Heiligen Messe eine Missa Sicca anzuschließen. Auch bei längerer Abwesenheit von kirchlichen Gemeinschaften, wie zum Beispiel auf Schiffsfahrten (Missa Nautica) oder auf Jagden (Missa Venatoria) wurden in Ermangelung von Priestern Missae Siccae gehalten. Nach einer Reform durch Papst Pius V. verschwand diese Form des Gottesdienstes jedoch ab dem 16. Jahrhundert zunehmend, und Kardinal Giovanni Bona setzte sich noch im 17. Jahrhundert entschieden gegen sie ein.

Die nach der durch das Zweite Vatikanische Konzil erneuerte Liturgie heute möglichen Wort-Gottes-Feiern, mancherorts mit anschließender Kommunionausteilung, sind nicht als Replik einer Missa Sicca zu verstehen. Ebenso trifft dies auf die Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag zu, die ohne Hochgebet, aber mit Kommunionfeier eine eigenständige, sehr alte Liturgieform darstellt.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Pinsk: Missa Sicca, Dissertation (1923)
  • Johannes Pinsk: Die Missa Sicca, Jahrbuch für Liturgiewissenschaft (4/1924), Seiten 90-118

Einzelnachweise

  1. Peter Browe: Die Eucharistie im Mittelalter, Kapitel Die Sterbekommunion im Altertum und Mittelalter, Unterkapitel 3: Der Ort des Empfangs, LIT Verlag, Münster, Neuauflage 2009, ISBN 9783825862336

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Missa Sicca — The Missa Sicca (Latin: dry Mass ) was a common form of devotion used in the medieval Roman Catholic Church for funerals or marriages which were served in the afternoon, when a real Mass (liturgy) could not be said. It consisted of all the Mass… …   Wikipedia

  • Missa Cantata — (Latin for sung Mass ) is a form of Tridentine Mass defined officially in 1960 as a sung Mass celebrated without sacred ministers, i.e., deacon and subdeacon.[1] Other names in pre 1960 sources: Missa cantata sine Ministris (Sung/Chanted Mass… …   Wikipedia

  • MISSA — a mittendo populum. Unde antiquis German. Senta, Anglis adhuc Sent. Hinc Missale, liber quô continentur omnia ad Missam quottidie dicendam pertinentia. Missaticum Nuntium. Missaticum Regis, legatio, iussio, mandatum, quod Rex per nuntium vel.… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Liturgy of the Mass —     Liturgy of the Mass     † Catholic Encyclopedia ► Liturgy of the Mass     A. Name and Definition     The Mass is the complex of prayers and ceremonies that make up the service of the Eucharist in the Latin rites. As in the case of all… …   Catholic encyclopedia

  • Low Mass — (called in Latin, Missa lecta, which literally means read Mass )[1][2][3] is a Tridentine Mass defined officially in the Code of Rubrics included in the 1962 edition of the Roman Missal as Mass in which the priest does not chant the parts that… …   Wikipedia

  • Tridentinische Messe — Tridentinische Messe, im Sommer 2009, Diözese Speyer Als Tridentinische Messe (neulat. Missa Tridentina) wird die Feier der Heiligen Messe im Römischen Ritus gemäß dem Missale Romanum von 1570 oder einer der nachfolgenden Ausgaben bis… …   Deutsch Wikipedia

  • Tridentine Mass — For the forms of the Mass liturgy prior to 1570, see Pre Tridentine Mass. Tridentine Mass in a chapel of the Cathedral of the Holy Cross, Boston The Tridentine Mass is the form of the Roman Rite Mass contained in the typical editions …   Wikipedia

  • Mass (liturgy) — A 15th century Mass …   Wikipedia

  • Messe [1] — Messe (v. lat. Missa), 1) sonst der gesammte öffentliche Gottesdienst der Christen, welcher unter Anleitung eines Liturgen, meist des Bischofs selbst, u. unter Beistand mehrer Altardiener (der Ältesten u. Diakonen) in Gegenwart der versammelten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Requiem — For other uses, see Requiem (disambiguation). Requiem Mass for Archduke Franz Ferdinand of Austria at the Catholic Church of St. Catherine, Saint Petersburg, 1914. A Requiem or Requiem Mass, also known as Mass for the dead (Latin: Missa pro… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”