Mishkin-Qalam

Mishkin-Qalam
Mishkin-Qalam
Mishkin-Qalam
Kalligrafie des Größten Namens von Mishkin-Qalam

Mishkin-Qalam (arabisch ‏مشكن قلم‎) war der Ehrentitel des führenden iranischen Kalligrafen Mirza Husayn-i-Isfahani (* 1826 in Schiraz, Iran[1]; † 1912 in Bahji bei Akkon, Palästina, Osmanisches Reich). Außerdem war er ein prominenter Bahai und einer der 19 Apostel Baha’u’llahs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Mirzá Husayn-i-Isfaháni, der jeden Schönschreibstil beherrschte, gravierte im Alter von etwa 25 Jahren ein Bild von dem ersten Minister des Schahs in die Rückseite eines Papierblattes. Hierdurch wurde Nāser ad-Dīn Schāh auf Mirzá Husayn-i-Isfahánis kalligrafischen Talente aufmerksam und ernannte ihn zum Lehrer des Kronprinzen. Man erzählt, dass der Schah selbst dem Kalligrafen den Titel Mishkin-Qalam gab, was moschusduftende oder pechschwarze Feder bedeutet. Während einer kurzen Beurlaubung vom Hofe des Schahs, fuhr Mishkin-Qalam, der ein Derwisch war, nach Isfahan und traf dort einen Bahai und nahm daraufhin den Glauben an. Er kehrte nicht an den Hof des Schahs zurück, sondern reiste nach Edirne und kam dort in die Gegenwart Baha’u’llahs. Von dieser Zeit an war sein Leben vollständig dem Bahai-Glauben geweiht und unterzeichnete seine Kalligrafien mit „Der Diener am Tore Bahás, Mishkin Qalam“. Er schrieb unter anderem den Größten Namen, Yá Bahá’u’l-Abhá, O Du Herrlichkeit des Allherrlichen, in den verschiedensten Formen nieder und verschickte diese Kalligrafien überallhin. Eine dieser Formen wurde das Standardsymbol des Bahai-Glaubens. Einige Zeit später begab sich Mishkin-Qalam, offenbar auf Anordnung Baha’u’llahs, in das nahegelegene Istanbul, wo er für den osmanischen Sultan Abdülaziz eine Anzahl von Kalligrafien anfertigte. Unglücklicherweise hatte er in dem persischen Botschafter am Hofe einen Feind, der ihn verriet und dafür sorgte, dass Mishkin-Qalam schließlich wegen seiner Zugehörigkeit zur Gruppe der Bahai 1867 gefangen gesetzt wurde.

Zypern

Als Baha’u’llah 1868 mit seiner Begleitung ins Exil nach Akkon geschickt wurde, wurde Mishkin-Qalam gleichzeitig zusammen mit drei anderen Anhängern Baha’u’llahs im Gefolge von Subh-i-Azal nach Famagusta auf Zypern deportiert. Trotz seiner Gefangenschaft konnte er seine Kalligrafie betreiben. Als 1878 Zypern unter britische Hoheit fiel, suchte Mishkin-Qalam um Entlassung aus zypriotischer Gefangenschaft an, musste aber auf Grund bürokratischer Hürden noch bis September 1886 warten. In jenem Monat fuhr er mit einem Schiff nach Akkon zu Baha’u’llah.

Letzte Jahre

In Akkon lehrte er die Kunst des Schönschreibens und fertigte kalligrafische Kopien zahlreicher Bahai-Schriften an. Eine Kopie der Verborgenen Worte in der Handschrift des Kalligrafen wurde in Deutschland veröffentlicht.[2] In Akkon lernte Mishkin-Qalam auch den Orientalisten Edward Granville Browne kennen, der den Kalligrafen und das Treffen mit ihm in dem Bericht seines Aufenthaltes in Akkon integriert hat.[3] Nach dem Tode Baha’u’llahs im Jahre 1892 reiste Mishkin-Qalam nach Ägypten, Damaskus und Indien. In Indien wirkte er auch an den ersten Publikationen der Bahai-Religion in jenem Lande mit. Auch dort fertigte er Kalligrafien an. Als Abdul-Baha hörte, dass der Kalligraf schon alt und schwach war, bat er ihn 1905 nach Akkon zurückzukommen. Ein Beschreibung Mishkin-Qalams in hohem Alter findet sich in der Novelle „The Mountain of God“ von Ethel Stefana Stevens, die spätere Lady Drower.[4]

Einer der letzten Dienste, die Mishkin-Qalam dem Bahai-Glauben leistete, war der Entwurf der kunstvollen Inschriften auf den Marmorsarkophag, den die Bahai von Myanmar für die sterblichen Überreste des Bab gestiftet hatten. Zahlreiche Kalligrafien befinden sich in Bahai-Archiven, werden in Bahai-Zentren ausgestellt oder befinden sich im privaten Besitz von Bahai in der ganzen Welt. Einige Stücke befinden sich sogar in bekannte Museen wie beispielsweise die bildliche Darstellung eines aus Buchstaben geformten Hahnes, die sich im M. Sackler Museum der Harvard University befindet. Mishkin-Qalam lebte bis zu seinem Tode in Bahji nördlich von Akkon.

Einzelnachweise

  1. Hasan Balyuzi; George Ronald (Hrsg.): Eminent Bahais in the Time of Baháulláh with Some Historical Background. Oxford, UK 1985, ISBN 0-85398-152-3, S. 270–272.
  2. Baha’u’llah: Kalimát-i-maknúnih, die verborgenen Worte. Bahai-Verlag, Hofheim-Langenhain 1983, ISBN 3-87037-916-2.
  3. Moojan Momen (Hrsg.): The Bábí and Baháí-Religions, 1844-1944: Some Contemporary Western Accounts. George Ronald, Oxford, UK 1981, ISBN 0-85398-102-7, S. 228.
  4. Ethel Stefena May Stevens: The Mountain of God. Mills and Boon, London 1911, S. 110-112.

Literatur

  • Abdu’l-Bahá: Vorbilder der Treue: Erinnerungen an frühe Gläubige. Bahai-Verlag, Hofheim-Langenhain 1987, ISBN 3-87037-195-1, S. 127–131 (Online).
  • Society for Persian Letters & Arts: Mishkín Qalam: XIX Century Artist & Calligrapher. Reyhani, Darmstadt 1992, ISBN 3-90671-401-2.
  • Adib Taherzadeh: Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, Band 1: Baghdad 1853-63. Bahai-Verlag, Hofheim-Langenhain 1981, ISBN 3-87037-123-4, S. 46–48.
  • Bahíyyih Nakhjaváni: Four on an Island. George Ronald, Oxford, UK 1983, ISBN 0-85398-174-4.
  • Julie Oeming Badiee und Heshmatollah Badiee: Die Kalligraphien Mishkín-Qalams in Bd. 6 der Schriftenreihe der Gesellschaft für Bahai-Studien, Kunst: Dienerin der Einheit?. Bahai-Verlag, Hofheim 2001, ISBN 3-87037-383-0, S. 81-105.

Weblinks

 Commons: Mishkín-Qalam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mishkín-Qalam — Mírzá Ḥusayn i Isfahání (1826–1912) surnamed Mishkín Qalam (مشكین قلم), (meaning either musk scented pen, or jet black pen) was a prominent Bahá í and one of the nineteen Apostles of Bahá u lláh, as well as a famous calligrapher of 19th century… …   Wikipedia

  • Mishkin — is a surname. Notable people with the surname include: Andrew Mishkin (born 1958), Jet Propulsion Laboratory engineer who worked on the Mars Rover Dan Mishkin, comic book writer Dmitri Mishkin, character in the James Bond film GoldenEye Frederic… …   Wikipedia

  • Subh-i-Azal — Article connexe : Translittération baha ie. Ṣubḥ i Azal, photographie du Capitaine Arthur Young, vers la fin de 1889 ou le début de 1890, publiée par E. G. Browne en frontispice de sa traduction du Tarikh I Jadid. Ṣubḥ i Azal (Subh i Azal en …   Wikipédia en Français

  • Nastaʿlīq script — Persian inscript nast farsi khat e fasi nast …   Wikipedia

  • List of Iranians — This is a list of notable Iranians: In the news * Nazanin Afshin Jam, Actress, Singer/Songwriter, Human Rights Activist, Miss World 2003 1st runner up; Miss Canada 2003. * Shohreh Aghdashloo, Iranian American actress * Goli Ameri, Republican… …   Wikipedia

  • List of Bahá'ís — The following list sets down the name of each member of the Bahá í Faith who is the subject of a Wikipedia article. For another index of individual Bahá ís with Wikipedia articles, see . Central figures *The Báb *Bahá u lláh * Abdu l Bahá Other… …   Wikipedia

  • Bahá'í symbols — Calligraphy of the Greatest Name Bahá í symbols are symbols that have been used, or are used, to express identification with the Bahá í Faith. While the five pointed star is the symbol of the religion,[1] being used to represent the human body …   Wikipedia

  • Apostles of Bahá'u'lláh — The Apostles of Bahá u lláh were nineteen eminent early followers of Bahá u lláh, the founder of the Bahá í Faith. The apostles were designated as such by Shoghi Effendi, the Guardian of the Bahá í Faith, and the list was included in The Bahá í… …   Wikipedia

  • Mírzá Músá — Part of a series on the Apostles of Bahá u lláh …   Wikipedia

  • List of Iranian artists — This is a list of Iranian artists. Calligraphists * Gholam Hossein Amirkhani * Ali Bozorgmehr [http://www.alibozorgmehr.com/] * Abolhassan Etessami * Mir Emad Hassani * Seyyed Jafar Kashfi * Yadollah Kaboli Khansari * Reza Mafi * Mishkín Qalam *… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”