Milestones (Jazz-Titel)

Milestones (Jazz-Titel)

Milestones (deutsch: Meilensteine; auch Wortspiel aus Miles und Tones (Miles Klänge)), auf dem ursprünglichen Album als Miles aufgeführt, ist eine modale Jazz-Komposition von Miles Davis. Sie erschien zuerst auf seinem Album Milestones, das im Jahr 1958 aufgenommen und veröffentlicht wurde. Die Komposition gilt als wegweisend für die Aufnahme des Albums Kind of Blue und entwickelte sich zu einem Jazzstandard.

Eine Bebop-Komposition gleichen Namens von John Lewis nahm Miles Davis im Jahr 1947 mit Charlie Parker für Savoy Records auf[1], „mit relativ wenig Erfolg“.[2]

Inhaltsverzeichnis

Die Komposition

Milestones gilt als erste modale Jazz-Komposition von Miles Davis.[3] Er wurde dazu durch eine Aufführung des Ballet Africaine aus Guinea angeregt. Das Stück hat eine vierzigtaktige Struktur in der Liedform AABA. Die Komposition bewegt sich in zwei Skalen: zunächst einer dorischen über den Ton g (im A-Teil, zunächst zweimal für je 8 Takte), dann einer äolischen über den Ton a (im 16 taktigen B-Teil); sie kehrt dann in den dorischen Modus zurück.

Das Thema baut auf einem Riff der Bläser auf und wird durch Einwürfe des Pianos ergänzt; es nutzt langsame harmonische Veränderungen. Im A-Teil wird es durch einen Walking Bass getragen, wobei ein Akzent auf dem vierten Beat liegt. Im B-Teil wird der Rhythmus unregelmäßig betont; die Trompete tritt hier solistisch verschoben hervor.[2] Die tonale Basis kann auch als F-Dur-Skala (mit einem Basston C) und als A-Moll-Skala beschrieben werden.

Die Modalität ist ein Werkzeug für die Schaffung von anspruchsvollen und interessanten Melodien. Davis sagte den Bandmitgliedern:[4][5]

„There will be fewer chords, but infinite possibilities as to what to do with them.“

Miles Davis

Weitere Aufnahmen

Milestones wurde „ein Klassiker der modalen Schule.“[2] Das Stück wurde zwischen 1959 und 1965 regelmäßig von Davis gespielt (und ist auch auf Live-Aufnahmen aus der Zeit dokumentiert). Es wurde nicht nur von ihm nahestehenden Musikern wie Bill Evans[6] Herbie Hancock oder Dave Liebman eingespielt. Die Komposition wurde von vielen anderen Musikern aufgenommen, etwa Stan Getz und Chet Baker[7], Booker Little, Anthony Braxton, Dexter Gordon, Michal Urbaniak, Claudio Roditi oder Buddy Rich[8]. Als ungewöhnliche Einspielungen hebt Hans-Jürgen Schaal die Zusammenarbeit von Wes Montgomery und Jimmy Smith mit dem Orchester von Oliver Nelson, die Trioaufnahme von Joe Pass[9], die Aufnahme des Turtle Island String Quartet oder Aki Takases Bearbeitung von 1992 (mit ihr am Piano, Bassist Nobuyoshi Ino und Streichquartett) hervor.

Das Lied hatte ursprünglich keinen Text und wird auch meistens als Instrumental aufgenommen. Mark Murphy nahm das Lied mit einem Text von Jim Britt auf.[10]

Musiker der Erstaufnahme

Die Erstaufnahme für Milestones erfolgte am 2. April 1958 im Columbia 30th Street Studio, New York City. Ekkehard Jost schrieb dazu: „"...Milestones wurde...aufgenommen, von einem Sextett, dessen Besetzung aus außerordentlich starken musikalischen Charakteren besteht. Miles Davis - Trompete, Julian Adderley (genannt Cannonball)Altsaxophon, John ColtraneTenorsaxophon, Red Garland - Klavier, Paul Chambers - Kontrabass, Philly Joe Jones - Schlagzeug; allesamt Musiker, die man als stilbildend zu bezeichnen pflegt, insbesondere als ihre je individuelle Spielweise als vorbildhaft empfunden wurde und zahlreiche Imitatoren auf den Plan rief.“ (Autor:Ekkehard Jost: Quelle:Miles Davis´ MILESTONES als Lehrstück über die Beziehungen zwischen musikalischem Material, Zeitstil und individuellen Ausdrucksmitteln)

Weblinks

Literatur

  • Jack Chambers Milestones: The Music and Times of Miles Davis. Da Capo Press; ISBN 978-0306808494
  • Ekkehard Jost: Miles Davis’ MILESTONES als Lehrstück über die Beziehungen zwischen musikalischem Material, Zeitstil und individuellen Ausdrucksmitteln. in: Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 7/8 (1989), S. 5–15 (Volltext)
  • Hans-Jürgen Schaal (Hrsg.) Jazz-Standards. Das Lexikon. Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage); ISBN 9783761814147

Einzelnachweise

  1. Review von Milestones bei wicn.org
  2. a b c H.-J. Schaal Jazz-Standards, S. 314f.
  3. Als erste modale Aufnahme einer Jazzkomposition wird Gillespies Cubana-Be/Cubana-Bop genannt, das von George Russell mitgeschaffen wurde. Vgl. Alyn Shipton Enjoying Jazz, zit. n. dem Songporträt bei jazzstandards.com
  4. Milestones Review
  5. Es wird weniger Akkorde geben, aber unendlich viele Möglichkeiten, etwas damit anzufangen.
  6. Review von Village Vanguard Sessions bei allmusic
  7. Review von The Stockholm Concerts bei allmusic
  8. Review von Buddy Rich in London bei allmusic
  9. Review von The Best of Joe Pass: Pacific Jazz Years bei allmusic
  10. Review von Rah! Bei allmusic

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Milestones — bezeichnet: eine österreichische Musikgruppe, gegründet 1968, siehe Milestones (Band) ein Album des Jazzmusikers Miles Davis, siehe Milestones (Album) eine Jazz Komposition von Miles Davis, siehe Milestones (Jazz Titel) ein Film von Robert Kramer …   Deutsch Wikipedia

  • Milestones (Album) — Milestones Studioalbum von Miles Davis Veröffentlichung 1958 Label Columbia Records …   Deutsch Wikipedia

  • Modal Jazz — Modaler Jazz (engl. Modal Jazz) ist eine stilbildende Spielart (in Komposition und improvisierender Spielweise) im Modern Jazz, welche sich während der 1950er Jahre aus dem New Yorker Cool Jazz entwickelte und zum Free Jazz überleitete.… …   Deutsch Wikipedia

  • Modaler Jazz — (engl. Modal Jazz) ist eine stilbildende Spielart (in Komposition und improvisierender Spielweise) im Modern Jazz, welche sich während der 1950er Jahre aus dem New Yorker Cool Jazz entwickelte und zum Free Jazz überleitete. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Modal Jazz —   [englisch/amerikanisch, məʊdl dʒæz], Anfang der Fünfzigerjahre formulierte George Russell (* 1923) sein »Lydian Chromatic Concept« (lydisches Konzept), worin er die Bedeutung spezieller Leitern für die Improvisation darlegte. Damit wurde er zum …   Universal-Lexikon

  • Straight No Chaser — (zunächst auch: Straight, No Chaser) ist ein Jazzstandard, den Thelonious Monk komponierte und 1951 veröffentlichte. Es handelt sich um eine der am häufigsten gecoverte Kompositionen von Monk.[1] Straight No Chaser ist auch der Titel eines… …   Deutsch Wikipedia

  • All Blues — ist eine Jazzkomposition von Miles Davis aus dem Jahr 1959, die sich zum Jazzstandard entwickelt hat. Die erste Fassung wurde auf dem Album Kind of Blue veröffentlicht.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Die Komposition 2 Weitere Aufnahmen 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Ascenseur pour l'échafaud (Soundtrack) — Miles Davis – Ascenseur pour l’échafaud Veröffentlichung 1958 Label CBS / Fontana / Mercury Records Format(e) LP, LP Genre(s) Jazz Laufzeit 1:08:48 (CD) Besetzung …   Deutsch Wikipedia

  • So Near, So Far (Musings for Miles) — Studioalbum von Joe Henderson Veröffentlichung 1993 Label Verve Records …   Deutsch Wikipedia

  • Live at the Plugged Nickel 1965 — Miles Davis – The Complete Live at the Plugged Nickel 1965 Veröffentlichung 1995 Label Columbia Records Format(e) CD Genre(s) Jazz Besetzung Trompete …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”