Chatter-Treff

Chatter-Treff

Chat (von engl. to chat [tʃæt] „plaudern, unterhalten“) bezeichnet elektronische Kommunikation in Echtzeit, meist über das Internet. Eine frühere Form des Chats gab es in den 80er Jahren über den CB-Funk.

Inhaltsverzeichnis

Formen

Die ursprünglichste Form des Internet-Chats ist der reine Textchat, bei dem nur Zeichen ausgetauscht werden können. Mittlerweile kann – je nach System – eine Ton- und/oder Videospur dazukommen bzw. den Textchat ersetzen. Man spricht dann von „Audio-“ bzw. „Videochat“.

Heute werden, technisch gesehen, hauptsächlich drei Chatformen unterschieden:

  • Der Internet Relay Chat (IRC) wurde in den 80er Jahren von dem finnischen Studenten Jarkko Oikarinen entwickelt. Er benötigt eigene Chat-Server; diese Server sind meistens untereinander vernetzt. Zudem wird eine Client-Software benötigt, die entweder auf den Rechnern der chattenden Personen installiert ist oder aber über einen Browser gestartet wird, z. B. ein Java-Web-Client. Für die Steuerung des Clients werden spezielle IRC-Kommandos verwendet.
  • Der Webchat bei dem man direkt im Webbrowser chatten kann, es wird meist keine weitere Software benötigt. Webchats sind meistens auf die jeweilige Webseite beschränkt. Diese Form wird auch in Live Help Systemen bzw. Live-Support-Systemen genutzt, die zum Teil weitere Dienste wie IP-Telefonie oder Funktionen zur Fernwartung beinhalten.
  • Bei Instant Messaging wird der Chat in der Regel nicht in einem öffentlichen Chatraum geführt, sondern nur zwischen denjenigen, die die entsprechende Software auf ihrem Rechner installiert haben.

IRC und Instant Messaging beinhaltet meistens weitere Funktionalitäten wie das Erstellen von Gesprächsprotokollen ("chat logs") oder das Übermitteln von Dateien und Hyperlinks. Allen drei Varianten ist gemeinsam, dass meistens nicht unter bürgerlichem Namen gechattet wird, sondern unter einem Pseudonym (Nickname). Im IRC und in Web-Chats ist der Austausch meistens in Chaträumen bzw. Channels organisiert, die sich speziellen Themen widmen.

Chats mit mehr als zwei Chattern finden in Chaträumen statt. Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes für das erste Quartal 2006 nutzen 39,6 Prozent der über Zehnjährigen Chats oder Internetforen als Kommunikationsmittel.[1] Studenten und Schüler nutzten mit 72 Prozent diese Form besonders häufig.[2]

Chatiquette

Zu beachten ist die Chatiquette. Hierbei handelt es sich um spezielle Regeln für die Umgangsformen in einem Chat. Um Missverständnisse aufgrund der fehlenden visuellen Kommunikation zwischen den Teilnehmern zu vermeiden, sollten diese Regeln eingehalten werden.

Allgemeine Regeln für die Umgangsformen im Internet beschreibt die Netiquette.

Chatter-Treffen

Da man sich in einem Chat nur „virtuell“ unterhalten kann, werden von manchen Chat-Communitys oder auch Privatpersonen sogenannte Chatter-Treffen (CT) organisiert. Hier treffen sich die Chatter dann auch im wirklichen Leben, um sich auszutauschen oder organisatorische Dinge zu besprechen. Treffen, bei denen sich Mitglieder eines Chat-Kanals (z. B. IRC-Channel) treffen, nennt man Channelparty.

Die ersten Chatter-Treffen Europas fanden schon 1987 statt und nannten sich Relay-Partys entsprechend dem Vorläufer von IRC, Bitnet Relay.

Gefahren und Probleme

Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich in Chats nie sicher sein kann, ob das Gegenüber auch wirklich das ist, wofür er oder sie sich ausgibt. Dies gilt auch für Chats, in denen die Benutzer Steckbriefe besitzen. Scheinbar persönliche Informationen und Fotos brauchen nicht unbedingt mit der realen Person übereinzustimmen, da die Registrierungsdaten üblicherweise nicht verifiziert werden. Chatter, die sich für etwas ausgeben, was sie nicht sind, nennt man Fakes. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass man mit einem Mann spricht, der sich für eine Frau ausgibt etc. Selbst wenn eine Verifizierung stattfindet, braucht diese nicht zuverlässig zu sein. Gerade Kinder und Jugendliche sollten auf diesen möglichen Unterschied zwischen „Online-Persönlichkeit“ und Realität hingewiesen werden, insbesondere in Bezug auf die Gefahr durch Sexualstraftäter („Online predator“). [3]

Chatsucht

Der Spaß am Chatten kann für Kinder und Jugendliche – aber auch für Erwachsene – zu einer Chatsucht werden. Dies wird häufig bei Personen beobachtet, die gerade begonnen haben zu chatten. Vor allem bei Personen mit einem gestörten sozialen Umfeld kann sich dieses Problem verfestigen. Die Chatsucht kann in Verbindung mit einer Onlinesucht auftreten. Begünstigt wird dies dadurch, dass man sich anderen Teilnehmern gegenüber als Persönlichkeit ausgeben kann, die man im tatsächlichen Leben nicht ist. Dies kann zu Realitätsverlust führen, da man sich auch außerhalb des Chatrooms für die im Chat erstellte Person halten kann.

Kommunikation im Chat

Die Kommunikation im Chat findet zeitgleich (synchron) statt und nicht zeitlich versetzt (asynchron), wie z. B. in der E-Mail-Kommunikation. Die teilnehmenden Chatter tippen ihre Gesprächsbeiträge in ein Eingabefeld und schicken sie durch eine Eingabe ab. Ab dem Zeitpunkt seiner Zustellung an die Adressatenrechner ist der Beitrag für alle im selben Chatraum präsenten Chat-Beteiligten sichtbar; bis zum Zeitpunkt seiner Verschickung ist bei den meisten Chat-Systemen aber nicht einmal die Aktivität des Tippens für die Partner ersichtlich. Wegen der kommunikativen Rahmenbedingungen ist trotz der synchronen Präsenz der Kommunikationsbeteiligten vor ihren Rechnern aber keine simultane Verarbeitung von Verhaltensäußerungen zur Laufzeit ihrer Hervorbringung möglich; in diesem Punkt unterscheidet sich die Chat-Kommunikation ganz erheblich vom mündlichen Gespräch (vgl. z. B. Beißwenger 2007). Die Kommunikation im Chat teilt somit – trotz ihrer medial schriftlichen Realisierung – mehr Merkmale mit dem mündlichen Gespräch als mit Texten, ihre charakteristischen Unterschiede zum mündlichen Gespräch bestehen aber in mehr als lediglich der Tatsache, dass Chat-Beiträge im Gegensatz zu Gesprächsbeiträgen getippt werden (müssen).

Sprache im Chat

Im Chat steht eine korrekte Verwendung der Sprache auf syntaktischer und orthographischer Ebene nicht im Vordergrund. Anakoluthe (Konstruktionsbrüche), Aposiopesen (Satzbrüche) sowie umgangssprachliche Kontraktionen, Ellipsen, Interjektionen, dialektale und soziolektale Ausdrücke verleihen der Sprache im Chat einen Slang-Charakter. Tippfehler und grammatikalische Fehler sind häufig, Satzzeichen spielen fast keine Rolle, und oft wird konsequent klein geschrieben. „Das Ökonomieprinzip steht […] eindeutig als Maxime der Äußerungsproduktion im Vordergrund.“ (Geers 1999, 5). Die fehlenden parasprachlichen Mittel werden durch Emoticons (z. B. :-), ;-) oder :-o) und Akronyme (z. B. lol = laugh(ing) out loud) oder Abkürzungen ersetzt.

Fremdsprachen lernen im Chat

Möchte man als Lernender das Medium Chat nutzen, um seine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, sollte man aufgrund der besonderen Kommunikations- und Sprachmerkmale von Chats Räume wählen, die extra dafür eingerichtet wurden, sogenannte Lernchats oder didaktische Chat-Räume.

Software und Protokolle

Bekannte Chatsoftware und Protokolle sind:

Chatprogramme, die mehrere Protokolle unterstützen:

Siehe auch

Literatur

  • M. Beißwenger (2007): Sprachhandlungskoordination in der Chat-Kommunikation. Berlin/New York: de Gruyter (Linguistik – Impulse & Tendenzen 26).
  • R. Geers (1999). Der Faktor Sprache im unendlichen Daten(t)raum. Eine linguistische Betrachtung von Dialogen im Internet Relay Chat. In: Naumann, Bern 1999. Dialogue analysis and the Mass Media. Proceedings of the International Conference, Erlangen 1998. Tübingen. S. 83–100. (Beiträge zur Dialogforschung 20)
  • Gerit Götzenbrucker, Roman Hummel (2001): Zwischen Vertrautheit und Flüchtigkeit. Beziehungsdimensionen in computervermittelten Konversationen am Beispiel von Chats, MUDs und Newsgroups. In: Beißwenger, Michael (Hrsg.): Chat-Kommunikation. Sprache, Interaktion, Sozialität & Identität in synchroner computervermittelter Kommunikation. Perspektiven auf ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Ibidem-Verlag, Stuttgart, S. 201–224
  • M. Haase et al. (1997). Internetkommunikation und Sprachwandel. In: Weingarten, R. (Hg.). Sprachwandel durch Computer. S. 51–85. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Eva Platten (2001): Die Bedeutung von Chats für das Fremdsprachenlernen. Uni Gießen, Diplomarbeit Online

Weblinks

Fußnoten

  1. Statistisches Bundesamt, Fachserie 15 IKT 2006, Reihe 4, S. 27
  2. Statistisches Bundesamt, Fachserie 15 IKT 2006, Reihe 4, S. 29
  3. Janis Wolak, David Finkelhor, Kimberly J. Mitchell, Michele L. Ybarra: Online "predators" and their victims: Myths, realities, and implications for prevention and treatment., In: American Psychologist, 2008, Bd. 63, Nr. 2 (Feb-Mär); Crimes Against Children Research Center, University of New Hampshire

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