Michael Müller-Karpe

Michael Müller-Karpe

Michael Müller-Karpe (* 4. Februar 1955 in München) ist ein deutscher Vorderasiatischer Archäologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Vorgeschichte des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Müller-Karpe ist der Sohn des Prähistorikers Hermann Müller-Karpe. Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie sowie Assyriologie, Arabisch, Klassische Archäologie, Ägyptologie und Alte Geschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1987 promovierte Müller-Karpe an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit seiner Dissertation Metallgefäße im Iraq, von den Anfängen bis zur Akkad-Zeit.

Müller-Karpe war erster Kurator des Vortaunus-Museums in Oberursel, das er von 1971 bis 1974 zusammen mit dem Vorgeschichtlichen Arbeitskreis des Oberurseler Geschichtsvereins aufgebaut und eingerichtet hat. Der Vorgeschichtliche Arbeitskreis des Oberurseler Geschichtsverein wurde von Michael Müller-Karpe zusammen mit seinem Bruder Andreas Müller-Karpe initiiert. Seit 1976 untersucht er mesopotamische Metallobjekte in Museen des Irak, Großbritanniens, Frankreichs, Dänemarks, der USA und Deutschlands. Zwischen 1985 und 1990 betreute er die Uruk-Warka-Sammlung an der Universität Heidelberg. Diese Tätigkeit war verbunden mit dem Aufbau einer Schausammlung (1985 bis 1990).

Hauptforschungsgebiet Müller-Karpes sind die Metallfunde aus Mesopotamien. Seit 1974 hält er sich regelmäßig im Irak auf. Er hat seit 1974 an zahlreichen Ausgrabungen im Irak teilgenommen und ist im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz seit 1993 unter anderem zuständig für die Koordinierung von Aktivitäten des Museums im Vorderen Orient, besonders im Irak. Darüber hinaus war Müller-Karpe an archäologischen Ausgrabungen in Deutschland, Großbritannien, Ägypten und dem Oman beteiligt.

Engagement im Kulturgüter-Schutz

Müller-Karpe engagiert sich vehement gegen den illegalen weltweiten Kunsthandel, die illegale Beschaffung von Kunstwerken (Hehlerei), Raubgräberei und den Ankauf von gestohlenen Objekten aus Plünderungen, illegalen Grabungen und Raubzügen. Zudem wendet er sich gegen eine Gesetzgebung, die Hehlerei sogar mit Steuervergünstigungen, etwa Spendenquittungen, alimentiert. Den Kulturausschuss des Deutschen Bundestages berät er in Fragen des Kulturgüterschutzes (Ratifizierung des UNESCO-Kulturgutschutzabkommens von 1970). Seit 2005 führt er kriminalarchäologische Untersuchungen (Gutachten) für Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaften durch.

In Fragen des Kulturgüterschutzes und des Kampfes gegen den illegalen Handel mit antiken Artefakten gilt Müller-Karpe unter Archäologen, Fachjournalisten und Ermittlern als bedeutender Sachverständiger.[1] Er war hier mehrfach erfolgreich, indem er die Rückgabe illegal ausgegrabener oder aus Museen entwendeter Gegenstände durchsetzen konnte. Zuletzt konnte im Februar 2011 eine sumerische Streitaxt, die aus einem Museum gestohlen worden war und 2004 in einem Münchner Auktionshaus sichergestellt worden war, an den Botschafter des Irak zurückgegeben werden[2]. Der Botschafter bedankte sich bei Müller-Karpe mit den Worten "he is a one-man-fighter". Dabei ist Müller-Karpe in der Konfrontation mit dem Kunsthandel allerdings auch heftiger Kritik ausgesetzt: In einem Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt am Main vom 2. Juni 2010, wird die mitunter kompromisslose Haltung Müller-Karpes scharf kritisiert. Nachdem er sich beharrlich geweigert hatte, einem Urteil des Landgerichts Frankfurt auf Herausgabe rechtswidrig sichergestellter Antiken Folge zu leisten, zweifelte das Verwaltungsgericht an der "Dienstfähigkeit dieses Mitarbeiters" und stellt seine Vorgehensweise "in die Nähe geistiger Verwirrtheit", nachdem Müller-Karpe die Herausgabe von der Zahlung von 17 Millionen Euro abhängig machte.[3][4] Im November 2010 nahm Müller-Karpe Stellung zum Grabraub durch Ex-RTL-Chef Helmut Thoma[5]

ausgewählte Publikationen

  • Metallgefässe im Iraq I . Von den Anfängen bis zur Akkad-Zeit. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 978-3-515-05864-3 (Prähistorische Bronzefunde Band II, 14; zugleich seine Dissertation von 1987).
  • zusammen mit Harald Hauptmann: Die Metallindustrie in Mesopotamien von den Anfängen bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. Katalog der untersuchten Metallobjekte aus dem Iraq und Syrien und Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz- und Neutronenaktivierungsanalysen.. VML Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2004, ISBN 978-3-89646-633-4.

Darüber hinaus verfasste Müller-Karpe zahlreiche Aufsätze, unter anderem im Archäologischen Korrespondenzblatt, im Archiv für Orientforschung, im Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, den Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, dem Journal of Near Eastern Studies sowie zahlreiche Lemmata im Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E70DFAFF6D1AD434581AEEAE76EEDD5AF~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  2. http://idw-online.de/pages/de/news408444
  3. http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2784601_Streit-um-Kunst-Rechtsbruch-mit-Raeucherkesselchen.html
  4. siehe auch http://www.fr-online.de/kultur/debatte/rechtsbruch-mit-raeucherkesselchen/-/1473340/4444230/-/item/1/-/index.html
  5. http://www.swr.de/wissen/geschichte-gesellschaft/grabraub/-/id=5848928/nid=5848928/did=7174264/pq21os/index.html

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