Michael Bernhard Valentini

Michael Bernhard Valentini

Michael Bernhard Valentini (* 26. November 1657 in Gießen; † 18. März 1729 ebenda) war ein deutscher Arzt und Naturforscher.

Museum Museorum, Bd.I, Frontispiz (2. Aufl. 1714)
Anwendung der Moxa zur Heilung von Podagra und Chiagra. Auf der Grundlage einer Schrift von Hermann Buschoff entworfener Stich in Valentinis Museum Museorum, Bd.I (2. Aufl. 1714)
Erstmalige Beschreibung der Sammlung des Ostindien-Fahrers Johann Konrad Rätzel in Valentinis Museum Museorum, Bd. II, Appendix 19 (2. Aufl. 1714)

Leben

Valentini begann das Studium der Medizin 1675 in Gießen, einer kleinen Stadt von etwa 5000 Einwohnern. Nachdem er 1680 die Lizenz zur ärztlichen Praxis erworben hatte, arbeitete er als zweiter Garnisonsarzt in Philippsburg, kehrte aber 1682 zur Fortführung seiner Studien nach Gießen zurück. Eine wissenschaftliche Reise, die ihn nach Frankreich, Holland und England führte, erweiterte den Horizont. 1686 erwarb er in Gießen die Doktorwürde, ein Jahr darauf übernahm er den Lehrstuhl für Physik. Dank seiner Kontakte zur Werkstatt der Musschenbroeks in Leiden konnte er physikalische Instrumente ankaufen und die Experimentalphysik an der Universität Gießen etablieren, die nun nach Altdorf und Marburg als dritte deutsche Universität die „neue Physik“ in ihrem Curriculum anbot.

1697 wechselte Valentini auf einen Lehrstuhl der Medizin. 1720 wurde ihm das „Seniorat“ und „Ökonomie-Inspektorat“ der Universität übertragen. 1728 erfolgte die Ernennung zum kaiserlichen Leibmedicus. Seit 1683 gehörte er der 1652 gegründeten Deutschen Akademie der Naturforscher an, zu deren Aufbau er wichtige Beiträge leistete. 1704 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und am 10. November 1715 Mitglied der Royal Society in London.

Valentini stand in Kontakt mit zahlreichen Gelehrten in Europa und Fernost. Er akkumulierte nicht nur eine Fülle von Informationen, sondern baute auch eine umfangreiche Sammlung auf. Sein Anfang des 18. Jahrhunderts publiziertes Werk „Museum Museorum“ ist noch heute eine Fundgrube für Informationen zur Materia Medica aus aller Welt, wie auch zur Bedeutung und Methodik des Sammelns und zu den wichtigsten Sammlungen seiner Zeit. Der dritte Teil stellt zahlreiche Apparate und Instrumente von Musschenbroek vor.

Werke (Auswahl)

  • 1680 : Microcosmi tortura medica convulsio quam pro licentia summos in arte medica honores immunitates et privilegia doctoralia jure meritove indipiscendi solenni patrum academiae conscriptorum examini sistit Michael Bernhard Valentin, Giessanus. Gießen: Karger (38pp.)
  • 1686 : Mich. Bern. Valentini Historia moxae cum adjunctis in fine meditationibus de podagra ad ... Andream Cleyerum ... perscripta. Leiden: van der Aa.
  • 1687 : Historia Physices Experimentalis |Michaelis Bernhardi Valentini Med. D. Historia Physices Experimentalis |Qua Antiquitatem Ejus, Ortum & Progressum Loco Panegyris Inavgvralis In Pleno Antistitum Consessu et frequenti Civium Academicorum confluxu adstruebat Cum Pridiè Calendas Iunii Anni MDCLXXXVII Professionem Physices Ordinariam In Per-Illustri Academiâ Giessena ordiretur.Gissae Hassorum : Müllerus,1687 (44pp.)
  • 1704/14 (Teil 1): Museum Museorum, oder Vollständige Schau-Bühne aller Materialien und Specereyen / nebst deren natürlichen Beschreibung, Election, Nutzen und Gebrauch / Aus andern Material-, Kunst und Naturalien-Kammern, Oost- und West-Indischen Reiß-Beschreibungen / Curiosen Zeit- und Tag-Registern / Natur- und Artzney-Kündigern / wie auch selbst-eigenen Erfahrung / Zum Vorschub der Studirenden Jugend /Materialisten / Apothecker und deren Visitatoren / wie auch anderer Künstler / als Jubelirer / Mahler / Färber / u.s.w. also verfasset, und mit etlich hundert sauberen Kupfferstücken unter Augen geleget. Frankfurt a.M.: Zunner.
  • 1704/14 (Teil 2): Musei Museorum. Oder Der vollständigen SchauBühne frembder Naturalien Zweyter Theil/ Worinnen Die rareste Natur-Schätze aus allen biss daher gedruckten Kunst-Kammern / Reiss-Beschreibungen und andern Curiosen Büchern enthalten/ und benebenst einer Neu-auffgerichteten Zeug- und Rüst-Kammer der Natur/ auch vielen Curiosen Kupffer-Stücken veorgestellt sind. Frankfurt a.M.: Zunner.
  • 1704/14 (Teil 3): Neu-auffgerichtetes Rüst- und Zeughauss der Natur/ Worinnen Die so wundersmae/ curiese/ auch sehr nützlich Machinen und Instrumenten / deren sich die Heutige Naturkündiger in Erforschung der natürlichen Ursachen bedienen / zu sehen und zu finden sind. Zum Vorschub aller derjenigen/ so der Lateiniischen Sprach nicht mächtig sind/ und dennoch ihren Schöpffer in der Natur zu verehren suchen/. Anjetzo zum erstenmal in Hoch-Teutscher Sprache beschrieben. Frankfurt a.M.: Zunner.
  • 1719 : Viridarium reformatum, seu regnum vegetabilis Das ist eingerichtet und-Neu-buch vollständiges Kräuter, Worinnen alfo noch nicht geschehen Weise, als Kräutern Vegetabilien CRF, Sträuchen, Bäumen, Bluhmen Erd-und anderer Art Gewachsen, Krafft und beschreiben werden Würckung dergestalter , dass man dieses Werck statt einer Botanischen Bibliotheca haben, jedes zu seiner rechten Haupt Kraut-Art bringen, dessen Nutzen auch in der deutlich Artzney umständlich und finden. Frankfurt a.M.: Anton Heinscheidt.
  • 1720 : Amphitheatrum zootomicum :tabulis aeneis quamplurimis exhibens historiam animalium anatomicam e miscellaneis S.R.I. Academiae Naturae Curiosorum, diariis Societatum Scientiarum regiarum Parisiensis, Anglicae & Prusiacae … Accedit methodus secandi cadav. humana / accurante variisque notis & figuris illustrante Michaele Bernhardo Valentini. Frankfurt a.M.: Zunner.

Literatur

  • Julius Pagel: Valentini, Michael Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 468 f.
  • Ulrike Enke: Gelehrtenleben im späten 17. Jahrhundert – eine Annäherung an den Gießener Medizinprofessor Michael Bernhard Valentini (1657-1729). Medizinhistorisches Journal, 2007;42(3-4):299-329.
  • Wolfgang Michel: Hermann Buschof - Erste Abhandlung über die Moxibustion in Europa. Haug Verlag, Heidelberg 1993, S.60ff. ISBN 3-7760-1327-3



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