Meister des Marienlebens

Meister des Marienlebens
Meister des Marienlebens: Mondsichelmadonna, um 1460. Bamberg, Residenzmuseum
Meister des Marienlebens: Kreuzabnahme, um 1465. Köln, Wallraf-Richartz-Museum

Als Meister des Marienlebens wird ein vermutlich um 1460 bis 1490 im Köln des Mittelalter tätiger Maler bezeichnet. Der spätgotische Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem von ihm geschaffenen Bildzyklus für einen Altar zum Marienleben, der sich ursprünglich wohl in der Kirche St. Ursula in Köln befand.

Inhaltsverzeichnis

Identifizierung

Lange Zeit wurde angenommen, dass der Meister des Marienlebens mit dem gleichzeitig in der Region tätigen Meister der Lyversberg-Passion identisch sei. Die klare Zuordnung mancher Werke ist deshalb umstritten.

Da nach Benennung des Meisters des Marienlebens noch weitere anonym gebliebene Künstler zu finden sind, die ebenfalls als Hauptwerk ein Marienleben schufen (so z.B. der Meister des Aachener Marienlebens[1] bzw. zur Unterscheidung von Bildern mit gleichem Motiv (z. B. der Gemäldezyklus „Mainzer Marienleben“) anderer namentlich nicht sicher bekannter Meister wird er manchmal mit dem Zusatz Kölner Meister aufgeführt.

Stil und Einfluss

Da der Stil des Meisters des Marienlebens starken niederländischen Einfluss durch Rogier van der Weyden oder Dierick Bouts zeigt, wird seine Lehrzeit in den Niederlanden vermutet. Er übernimmt von ihnen die Räumlichkeit und Betonung der Einzelfiguren in der Gesamtkomposition. Mit Beginn seines Schaffens im Kölner Raum zeigt sich dann der Einfluss von Stephan Lochner. Die Farbgestaltung des Meisters des Marienlebens orientiert sich an der anderer Maler der sogenannten Kölner Malerschule seiner Zeit, jedoch beginnt er, verwandte Farben zu größeren geschlossenen Gebieten zusammenzufassen und somit einen eigenen Stil mit prächtigem Kolorit zu prägen[2]. Das umfangreiche Werk des Meisters und der von ihm geleiteten Werkstatt beeinflusste damit andere zeitgenössische Kölner Maler. Einige vormals dem Meister des Marienlebens zugewiesene Werke werden heute dem Meister der Lyversberger Passion, dem Meister des Bonner Diptychons oder dem Meister der Georgslegende, wohl ein Schüler oder Gehilfe des Meisters des Marienlebens, zugeordnet.[3] Der Meister von Werden soll ebenfalls mit ihm in Verbindung gestanden haben.

Der Altar mit Szenen des Marienlebens

Sieben Bilder des vom Meister des Marienlebens um 1460 geschaffenen Zyklus zum Marienleben aus der Kirche St. Ursula in Köln sind heute in München in der Alten Pinakothek (Inventar WAF)[4]. Ein weiteres ist in der Londoner National Gallery (Inventar NG) erhalten.

  • Begegnung von Joachim und Anna an der goldenen Pforte, Inv.-Nr. WAF 618,
  • Geburt Mariens, Inv.-Nr. WAF 619
  • Tempelgang Mariae, Inv.-Nr. WAF 620
  • Vermählung Mariae, Inv.-Nr. WAF 621
  • Verkündigung an Maria, Inv.-Nr. WAF 622
  • Heimsuchung Mariae, Inv.-Nr. WAF 623 (mit dem Stifter Johann von Hirtz)
  • Himmelfahrt Mariae, Inv.-Nr. WAF 624
  • Darstellung Jesu im Tempel, Inv.-Nr. NG 706

Weitere Werke (Auswahl)

Meister des Marienlebens: Maria mit Kind und dem Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum

Neben den Hauptwerken des Marienlebens sind vor allem sein ältestes noch erhaltenes Werk, ein um 1460 im Auftrag von Nikolaus von Kues geschaffenes Passionstriptychon des Meisters des Marienlebens in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues, sowie einige Werke im Kölner Wallraf-Richartz-Museum[5] von Bedeutung (Inv. Nr. WRM 136, WRM 128). Daneben werden dem Meister oder seiner Schule Wandgemälde in Köln zugeschrieben. Kunsthistorisch wichtig ist auch eines der frühesten selbständigen, weltlichen Porträts, das der Meister in Köln schuf. Das seit mindestens 1823 in der Karlsruher Sammlung nachweisbare Bild zeigt wohl einen Gelehrten vor einer Landschaft.[6]

  • Bildnis eines Baumeisters. München, Alte Pinakothek Inv.-Nr. WAF 612
  • Bildnis eines Gelehrten. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle [6]
  • Kreuzigung. Bernkastel-Kues, St. Nikolaus-Hospital
  • Kreuzigung, um 1465. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
  • Kreuzabnahme, um 1465. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
  • Maria mit Kind und Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
  • Maria auf der Mondsichel. Bamberg , Residenzmuseum, Inv.-Nr. WAF 647

Literatur

  • F. Burger et al. (Hrsg.): Handbuch der Kunstwissenschaft – Die Deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. Bd. 11. Potsdam-Neubabelsberg 1924.
  • Der Meister des Marienlebens. In: G. Goldberg und G. Scheffler: Altdeutsche Gemälde. Köln und Nordwestdeutschland. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Alte Pinakothek, Gemäldekataloge 14). München 1972 S. 352ff.
  • H. M. Schmidt: Der Meister des Marienlebens und sein Kreis: Studien zur spätgotischen Malerei in Köln. Schwann-Verlag, 1978
  • F.-G. Zehnder: Gotische Malerei in Köln, Altkölner Bilder von 1300 - 1550. 2. Aufl. Köln 1993.
  • A. Scherer: Drei Meister – eine Werkstatt. Die Kölner Malerei zwischen 1460 und 1490, Diss. phil. Heidelberg 1997 (Microfiche).
  • A. Scherer: Neues zum Meister des Marienlebens. In: F. M. Kammel und C. B. Gries: Begegnungen mit alten Meistern. Altdeutsche Tafelmalerei auf dem Prüfstand (Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Wissenschaftliche Beibände, 17), Nürnberg 2000, S. 123-137.
  • Hans M. Schmidt: Meister des Marienlebens. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 716 f. (Onlinefassung).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Katharina Liebetrau, LVR-LandesMuseum Bonn: Meister des Aachener Marienlebens - Gemälderestaurierung: Untersuchungs- und Restaurierungsbericht eines Tafelbildes Inventarnummer: 22476 (GK 135 A), o.J., Online, aufgerufen 30. April 2011
  2. A. L. Plehn: Farbensymmetrie und Farbenwechsel; Prinzipien deutscher und italienischer Farbenverteilung. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Hkitz & Mündel 1911, S.81–82
  3. siehe NDB
  4. BStGS K-R Bestandsliste der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen K-R,. o.J.
  5. Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Vollständiges Verzeichnis der Gemäldesammlung. 1986 und
    Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Altkölner Malerei. Katalog des Wallraf-Richartz-Museum XI. 1990
  6. a b Bildnis eines Gelehrten. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inventar-Nummer 139 (Archivversion vom 28. September 2007) im Internet Archive auf archive.org, Stand: 28. September 2007

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Meister des Marienlebens — Meister des Marienlebens,   zwischen 1460 und 1490 in Köln tätiger Maler, benannt nach den acht Tafeln eines Altars mit Szenen des Marienlebens aus Sankt Ursula in Köln (um 1460 65; heute sieben Tafeln in München, Alte Pinakothek, eine in London …   Universal-Lexikon

  • Meister des Aachener Marienlebens — Als Meister des Aachener Marienlebens (in einigen Quellen auch Meister der Aachener Schranktüren oder Meister der Aachener Tafeln genannt), wird ein vermutlich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Aachen und eventuell in Köln tätiger Maler… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister von Werden — Meister von Werden: Die Bekehrung des Hl. Hubertus, um 1463 1480 Als Meister von Werden wird der gotische Maler eines Altares für das Benediktinerkloster in Werden im Raum Köln Düsseldorf bezeichnet.[1][2]  …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Lyversberger Passion — Meister der Lyversberger Passion: Passionstafel, um 1464, Köln Mit Meister der Lyversberger Passion (auch Meister der Lyversberg Passion oder Meister der Lyversbergischen Passion) wird ein Maler der Kölner Spätgotik bezeichnet, der vermutlich um… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister — Experte; Handwerksmeister; Profi; Fachmann; Sachkundiger; Sachkenner; Fachkraft; Könner; Routinier; Vorarbeiter; Polier; Seher; …   Universal-Lexikon

  • Meister von Liesborn — Liesborner Altar, um 1465, Detail Als Meister von Liesborn wird ein spätmittelalterlicher Maler bezeichnet, der in Westfalen wohl zwischen 1460 und 1490[1] tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Wurzacher Tafeln — Meister der Wurzacher Tafeln: Anbetung der Könige (Wurzacher Passionsaltar, rechter Außenflügel), Ulm, um 1437 Als Meister der Wurzacher Tafeln wird der namentlich nicht sicher bekannte schwäbische Maler bezeichnet, der die Bilder des 1437… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister von Nerezi — Meister von Nerezi: Verklärung Christi (Transfiguration), Detail, um 1200 Als Meister von Nerezi wird der Maler bezeichnet, der um 1165 die Kirche St. Pantaleon in Nerezi nahe der Stadt Scupi des Byzantinisches Reiches mit Wandmalereien… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Georgslegende — Der Meister der Georgslegende war ein im Köln des Mittelalters von um 1460 bis um 1490 tätiger Maler. Da sein wahrer Name unbekannt ist, wird er nach dem von ihm geschaffenen Altarbild mit Darstellungen zur Legende des Hl. Georg benannt. Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister von Schloss Lichtenstein — Meister von Schloss Lichtenstein: Marientod, um 1450 Als Meister von Schloss Lichtenstein wird ein namentlich nicht bekannter Maler der Gotik bezeichnet, der um 1440 oder 1450 tätig war. Er erhält seinen Notnamen nach dem Aufbewahrungsort zweier… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”