Megalithanlagen der Bretagne

Megalithanlagen der Bretagne
Mané er Hroek

Die Megalithanlagen der Bretagne wurden unter dem Oberbegriff Dolmen gefasst. Der Begriff Dolmen als ein auf drei oder mehr Säulen ruhender Steintisch ist indes unzulänglich, denn neben der einfachen Form wurden seit den Anfängen (etwa 4500 v. Chr.) komplexere Bauten errichtet. Zu den der Dolmenidee diametral entgegengesetzten Beispielen zählen die frühen Anlage von Barnenez, der umgestaltete Tumulus von Dissignac und Anlagen auf der Île Guennoc. Länglich-trapezoide oder runde Hügel verdeckten Steinkammern mit reichhaltiger innerer Installation. Zu diesen so genannten carnacäischen Anlagen zählen der Tumulus St. Michel oder der Mané-er-Hroek in Locmariaquer.

Große, mit Motiven dekorierte plattenartige Menhire wurden bereits früh neben runden aufgerichtet und nach einiger Zeit zerschlagen. Ihre Bruchstücke wurden als Deckenplatten in Megalithanlagen verwendet (Gavrinis, Mané Rutual oder Table des Marchand).

Die frühen Dolmen der Bretagne hatten einen einfachen Grundriss. Der enge, lange Gang führte zu einer großen runden oder eckigen Kammer, deren Decke eine Tholos bildete. Um 3000 v. Chr. wurde diese einfache Anordnung ergänzt. Die Räume erhielten Seitenkammern, wie die Dolmen im Tumulus von Mousseaux oder der Dolmen de la Joseliére im Kanton Pornic (Loire-Atlantique). Bei Anlagen wie den Megalithanlagen von Liscuis wurde der Raum trapezoid und übermäßig verlängert. Es gab Anlagen mit geknicktem (coude), wie die Les Pierres-Plates in Locmariaquer oder rechtwinkligem (en equerre) Grundriss (Keravel bei Saint-Pol-de-Léon).

Gleichzeitig entstanden andere Typen, für die mitteleuropäischer Einfluss (Fund einer Kragenflasche) apostrophiert wird. Die Galeriegrab von Commana oder La Maison des Feins bei Tressé haben Steine gleicher Höhe für Vorkammer, Kammer und Gang, während bei den „Dolmen à couloir“ die Kammer höher als der Gang ist. Anlagen mit lateralem Zugang (Sepultres à entree laterale – Typ Ganggrab) bilden eine Sonderform der Allées couvertes und waren, wie bei Crec'h Quillé nahe Saint-Quay-Perros, von einem gewaltigen Hügel bedeckt. In einigen Monumenten wurden Muttergöttinen reliefartig abgebildet (Brustpaare), während sie in die Wände der ersten Dolmen nur eingraviert waren. Die größten Monumente wie La Roche-aux-Fées (Ille-et-Vilaine) wurden nach dem Vorbild des Dolmen von Bagneux in Anjou aus riesigen Steinplatten gebaut.

Keramik

Mit den ersten um 4500 v. Chr. erbauten Dolmen trat bald die erste Keramik vom alten westlichen neolithischen Typ auf (Carn-Keramik), die bisweilen fein gearbeitet und sorgfaltig geglättet ist. Die wie Leder aussehenden Gefäße sind manchmal mit kleinen Wülsten verziert und haben einen außen gewölbten Boden. In derselben Phase schmücken Kannelierungen und Punktierungen die Keramik im östlichen und südlichen Armorika, so die keltische Bezeichnung für die Küstenregion zwischen der Seine und der Loire. Die Motive verraten eine Verwandtschaft mit der Keramik der danubischen Kulturen, die in Form der Linienbandkeramik ab etwa 5000 v. Chr. bis ins Pariser Becken, in die Normandie und auf die anglonormannischen Inseln vorgedrungen waren. Im Poitou und in der Vendee findet man eine Variante der Carn-Keramik, die so genannte Cous-Keramik, vertreten durch sorgfaltig gearbeitete Gefäße, die ebenfalls mit kleinen, runden Wülsten verziert sind, jedoch häufig eine Verengung am Hals aufweisen. All diesen Gefäßen ist der nach außen gewölbte Boden gemein, offensichtlich sollten/konnten sie nicht auf ebenen Flächen hingestellt werden.

Siehe auch

Literatur

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