Megalithanlagen auf dem Golan

Megalithanlagen auf dem Golan

Die Megalithanlagen auf dem Golan sind neben der Nekropole von Ala-Safat im Ostjordanland, ein Mittelpunkt nahöstlicher Megalithen. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion ist abhängig von der sozialen Entwicklung. [1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Kammern der Dolmen sind polygonal, rechteckig oder trapezoid und wurden aus ausgesuchten, nur teilweise geglätteten Platten aus lokalem Basalt errichtet. Sie sind innen oft gepflastert und zumeist mit einem einzigen Deckstein versehen, der mitunter die Tragsteine weit überragt. Auf den Decksteinen kommen Rinnen und Schälchen vor. Einige Kammern wurden durch eine vertikale Platte mit Seelenloch in zwei Bereiche unterteilt. In anderen gibt es horizontal Falze in den Wänden für das Einschieben einer Platte, wodurch zwei Etagen entstanden.

Karte des Golan

Die größeren Steinhügel der Golanhöhen wurden schon früh geplündert. 1972 wurden vier Komplexe auf der Hochebene untersucht. Die meisten Dolmen lagen unter mächtigen Cairns. Gänge waren häufig vorhanden aber meist nur kurz. Ein Dolmen in der Nekropole von Deir Saras besitzt einen überdachten Gang von vier Metern Länge. Der größte der 1972 von C. Epstein freigelegten 15 Dolmen ist 10 m lang und 1,3 m breit. Die Höhe der meisten beträgt etwa 1,5 m.

Verbreitung

Die wichtigen megalithischen Bereiche sind:

  • Givat Bazak: Östlich von Gamla 150-200 Dolmen, von denen die meisten aus zwei senkrechten Steinen und einer horizontalen Platte bestehen. Das Arrangement der isoliert stehenden trilithischen Monumente, die eher Torbauten gleichen, aber als Dolmen angesprochen werden, ist ungewöhnlich.
  • Maale Gamla: Auf der Südseite des Daliyoth Tals. Von Cairns bedeckte Dolmen.
  • Nahal Bathra/Daliyoth: Eine besondere Art von kleinen Dolmen
  • Rujm el-Hiri: Bei Gamla, Megalithbauwerk aus vier konzentrischen Steinwällen. Diese prähistorische Stätte wird auch als "Stonehenge des Golan" bezeichnet. Daneben zahlreiche Dolmen.
  • Yehudiye: Cairns nördlich des alten Dorfes.

Bei Gamla gibt es einige hundert kleine freistehende Dolmen auf rund drei Quadratkilometern. Von ehemaligen Tumuli sind kaum Spuren vorhanden. An den Scherbenfunden war festzustellen, dass die älteste Keramik jener der frühbronzezeitlichen Schachtgräber entspricht. Einige Lanzenspitzen und Dolche aus Kupfer unterscheiden sich aber von Waffen aus den Anlagen deutlich.

Kultureller Kontext

Die Ausgrabungen verbreiteten den Eindruck, dass der Bau der Megalithanlagen auf dem Golanplateau auf eine Kultur vom Rande der arabischen Halbinsel zurückgeht, die vom 3. bis zum Beginn des 2. Jahrtausends vor allem die Berggebiete Jordaniens bewohnte.

Dieser Zeitansatz für die Megalithen des Golan hat durch die Entdeckung der chalkolithischen Ghassul-Kultur eine Bestätigung erhalten. Die Ausgrabungen brachten Bauernhöfe zutage, deren Bewohner Terrassen anlegten, ummauerte Felder beackerten und in größerem Umfang Vieh hielten. Auf ihren Hausaltären wurden säulenförmige Basaltfiguren von 28-40 cm Höhe gefunden. Ein Teil hat Glotzaugen und riesenhafte Nasen und oben die Form einer Schale. Andere zeigen zoomorphe Züge und tragen Hörner und Ziegenbärte. Es sieht nicht so aus, als hätten die Träger dieser Kultur aus dem 4. Jahrtausend etwas mit den Dolmenerbauern zu tun, obwohl ihre Sepulkralkultur bisher im Dunkel bleibt. Eine Megalithanlage, die über dem Steinhaufen eines chalkolithischen Gebäudekomplexes errichtet wurde, zeigt, dass diese jünger sein muss.

Mosche Stekelis erforschte 1932 unweit vom Nordufer des Toten Meeres einen Teil der Nekropole von El Adeimeh, die er für den Friedhof von Teleilat Ghassul hielt. Die Gräber waren kistenartig aus flachen Steinen von höchstens 1,50 m Länge gebaut, enthielten Hockerskelette und waren mit kleinen Platten bedeckt. Er barg sie einzeln oder zu mehreren unter Aufschüttungen von rund 1,0 m Höhe und bis zu 6,0 m Durchmesser. Ein Steinkranz, von dem manchmal zwei kleine Mauern ausgingen, die einen trapezförmigen, für Zeremonien bestimmten Vorplatz begrenzten, umfasste ihre Basis. Viele Hügel wurden durch einen oder mehrere konzentrische Kreise aus größeren Feldsteinen umgeben und durch einen kleinen Block in der Mitte gekrönt. Vermutlich standen solche Steine ursprünglich um und auf allen Hügeln.

Ähnlich wie Jahrtausende früher bei den Bestattungen von Eynan/Ain Mallaha gehörten Herde, die teils innerhalb, teils außerhalb der Tumuli standen zu den Anlagen. M. Stekelis untersuchte 168, von denen sich nur 16 als unberührt erwiesen. Er fand auf den Steinkisten rituell zerscherbte Keramik, einer handgemachten Sorte aus grobem, schlecht gereinigtem Ton mit primitiver Verzierung durch Fingernageleindrücke. In den höheren Hügelschichten kam hingegen rote, dünnwandige Ware aus feinem Ton zutage, die gut gebrannt, mit Ritzornamenten und fingergetupften Leisten verziert war und mit der Keramik aus Teleilat Ghassul vergleichbar war. Dicke Aschelagen in den Herden innerhalb der Tumuli deuten auf Brandopfer. Die größeren Dolmen stehen an hoher und weiter landeinwärts gelegenen Stellen. In ihrem Umkreis fand M. Stekelis Steinkisten und Scherben, die jenen der unteren Nekropole entsprechen. Er glaubt, dass es sich um einen einzigen, wenn auch ausgedehnten Friedhof handelt. Mangels Megalithen habe man sich am Ufer des Toten Meeres mit Steinkisten begnügt und nur dort Dolmen errichtet, wo geeignetes Material zur Hand war. Da Teleilat Ghassul gegen 3400 v. Chr. durch eine Brandkatastrophe zerstört wurde, würde dies ein bedeutend höheres Alter für diese Großsteingräber gegenüber jenen in den Nekropolen von Ala-Safat und des Golan ergeben.

Literatur

  • C. Epstein: Dolmen Ausgrabungen im Golan, In: Atiqot, 17 (1985), S. 20-58;
  • S. von Reden: Die Megalithkulturen. DuMont, Köln 1978, 1982, ISBN 3-7701-1055-2.

Einzelnachweise

  1. J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15

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