Mediolanum (Germania inferior)

Mediolanum (Germania inferior)

Mediolanum ist der Name eines ehemaligen zivilen römischen Vicus bei Pont, einem Stadtteil von Geldern am linken Niederrhein.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Mediolanum im römischen Straßennetz des Niederrheins

Im Itinerarium Antonini findet sich Mediolanum in der Provinz Germania inferior an der Heerstraße von der Colonia Ulpia Traiana/Xanten nach Coriovallum/Heerlen eingetragen.[1] In der heutigen siedlungs- und verkehrsgeographischen Situation liegt das Bodendenkmal an der Bundesstraße 58, die sich in ihrem Verlauf bei Geldern-Pont („Venloer Straße“) weitgehend mit dem der antiken Straße deckt, am südlichen Rande des Ortes. Ob sich der heutige Name Pont direkt aus römischer Zeit herleitet (von lateinisch pons, pontis ‚Brücke‘), weil dort die Fernstraße den Fluss Niers mittels einer Brücke kreuzte, ist nicht gesichert.

Befunde, Funde und Geschichte

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein konnten bei archäologischen Ausgrabungen die Befunde einer Ansiedlung festgestellt sowie insgesamt 121 Brandbestattungen des dazu gehörenden Gräberfeldes untersucht werden.[2] Wenngleich es sich primär wohl um eine zivile Niederlassung handelte, sprachen verschiedene Indizien darüber hinaus für den Standort einer Benefiziarierstation in diesem Bereich.

Ausweislich des Fundmaterials war der Vicus von der zweiten Hälfte des ersten bis in die erste Hälfte des dritten nachchristlichen Jahrhunderts bewohnt. Zu den markantesten Fundstücken gehört ein 67 cm mal 45 cm mal 17 cm großer Grabstein mit der Inschrift

D(is) [M(anibus)] / Priminio / Tullio ve[t(erano)] / leg(ionis) XXX U(lpiae) V(ictricis) / Ulp(ia) Casua / co<n=I>iugi pi/[en]tissimo / [et sibi v]iva / [fecit][3]

Übers.: „Den Totengöttern geweiht. Ihrem geliebten Gatten Priminius Tullius, Veteran der Dreißigsten Legion, der Ulpischen Siegreichen, und sich selbst ließ Ulpia Casua (diesen Grabstein) zu Lebzeiten errichten.“

Dies spricht dafür, das in diesem ländlichen Raum südlich der Colonia Ulpia Traiana Veteranen der Legio XXX Ulpia Victrix angesiedelt wurden, einer Legion, deren Vexillationen etwa ab dem Jahr 120 an verschiedenen Orten des Rheinlandes stationiert waren, so in Vetera/Xanten, in der CCAA/Köln und in der Ulpia Noviomagus Batavorum/Nijmegen.

Erst 1999 trat ein weiterer ungewöhnlicher Fund zu Tage, die bronzene Figur eines Fabelwesens, einer schlangenähnlichen Kreatur mit dem Kopf eines Panthers.

Denkmalschutz und Fundverbleib

Der Vicus Mediolanum und sein Gräberfeld sind Bodendenkmale nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz – DSchG).[4] Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden.

Ein großer Teil der ehemaligen Sammlung römischer Artefakte aus Geldern-Pont ging im Laufe des Zweiten Weltkrieges verloren. Das verbliebene Fundmaterial befindet sich heute im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V. Kevelaer [5].

Siehe auch

Literatur

  • Clive Bridger: Die civitas Traianensis. Das römische Umland von Xanten. In: Martin Müller, Hans-Joachim Schalles, Norbert Zieling (Hrsg.): Colonia Ulpia Traiana. Xanten und sein Umland in römischer Zeit. Zabern, Mainz 2008, ISBN 978-3-8053-3953-7, S. 607–626.
  • Heinz Cüppers: Zwei kaiserzeitliche Brandgräberfelder im Kreise Geldern. In: Bonner Jahrbücher 162, 1962, S. 299–390.
  • Fritz Geschwendt: Archäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes. Kreis Geldern. Böhlau, Köln 1960, S. 210–221.

Weblinks

  • Klaus Oerschkes: Die Römer in Pont. Bericht über eine Ausstellung des Archäologischen Arbeitskreises im Historischen Verein für Geldern und Umgegend vom 30. März bis zum 20. April 2008 auf dessen Webpräsenz.

Einzelnachweise

  1. Otto Klaus Schmich: Die Römerstraße Xanten-Heerlen-Köln.
  2. Heinz Cüppers: Zwei kaiserzeitliche Brandgräberfelder im Kreise Geldern. In: Bonner Jahrbücher 162, 1962, S. 299ff.
  3. CIL 13, 8601.
  4. Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz – DSchG)
  5. Offizielle Webpräsenz des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte, Kevelaer.
51.4902777777786.2972222222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mediolanum — oder auch Mediolanium (griechisch Μεδιολάν[ι]ον) ist: in der antiken Geographie: Stadt in Gallia cisalpina, das heutige Mailand Ort der Bituriger in Aquitania I, heute Châteaumeillant in Frankreich Mediolanum Santonum, das heutige Saintes in… …   Deutsch Wikipedia

  • Mediolānum — (a. Geogr.), 1) Stadt der Bituriger im Aquitanischen Gallien; j. Chateau Meillan; 2) (Mediolanium), Hauptstadt der Santoner im Aquitanischen Gallien, am Berantonus; j. Saintes; 3) (Eborica), Hauptstadt der Eburoviker im Lugdunensischen Gallien; j …   Pierer's Universal-Lexikon

  • GERMANIA — I. GERMANIA regio Europae latissima, quae a Gallis, Rhaetis, ac Pannoniis, Rheno, et Danubio fluminibus, a Sarmatis, Dacisque metu mutuo, ac montibus separatur: cetera am bit Oceanus, latos sinus et insularum immensa spatia complectens. Germaniae …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Liste der römischen vici in Niedergermanien — Die Liste der römischen vici in Niedergermanien benennt die bekannten römischen Siedlungen (vici) in Niedergermanien und unterscheidet hierbei die römischen Lagervorstädte (canabae legionis), vici an Straßen (an Verkehrsknotenpunkten), vici an… …   Deutsch Wikipedia

  • Geldern — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Roman Empire — For other senses of the term, see Roman Empire (disambiguation). Imperium Romanum redirects here. For the video game, see Imperium Romanum (video game). Roman Empire Senatus Populusque Romanus (SPQR) The Senate and …   Wikipedia

  • Campaign history of the Roman military — This article is part of the series on: Military of ancient Rome (portal) 753 BC – AD 476 Structural history Roman army (unit types and ranks …   Wikipedia

  • Tropas auxiliares romanas — Infantería auxiliar romana cruzando un río, probablemente el Danubio, durante las Guerras Dacias ( …   Wikipedia Español

  • Italy (Roman Empire) — A portion of the Tabula Peutingeriana, a Roman map of the 4th century, depicting the southern part of Italia. Italia was the name of the Italian peninsula of the Roman Empire. Contents …   Wikipedia

  • Roman Britain — History of the British Isles This box: view · talk · edit …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”