Mazarin-Meister

Mazarin-Meister

Als Mazarin-Meister oder auch Meister des Stundenbuchs des Mazarin (engl. Master of the Mazarin Hours, Master of the Mazarin 469) wird ein mittelalterlicher Buchmaler in Paris bezeichnet. Der namentlich nicht bekannte Künstler ist nach einem von ihm um 1420 ausgemalten Stundenbuch benannt, das sich im 17. Jahrhundert im Bezitz des Kardinals Jules Mazarin befand. Es ist unter der Signatur Ms. 469 noch heute in der Pariser Bibliothèque Mazarine zu findnen.

Ausgemalte Bücher wurden auch wegen ihrer hohen Erstellungskosten lange meist nur von kirchlichen Auftraggeben bestellt. Das Stundenbuch des Mazarin-Meisters jedoch ist ein Wekr zum Privatgebrauch. Dem Meister werden einige weitere Arbeiten zugeschrieben. In seiner Schaffensperiode wurden ausgemalte Bücher für den Privatgebrauch sehr populär. In Paris sind aufgrund der Nachfrage wohl mehrere Werkstätten entstanden und der Mazarin-Meister hat in der Regel mit einer Gruppe anderer Maler Bilder zu den von reichen Auftraggeber angeforderten Werken beigetragen. Darunter finden sich zahlreiche großformatigen Miniaturen, die er zur Illustration einer Ausgabe einer Reisebescrheibung Marco Polos[1] beigegtragen hat. An dieesem Werk haben sich weiter beispielsweise der Bouciaut-Meister sowie auch der Egerton-Meister und der Bedford-Meister beteiligt. Mit diesen kann auch der Mazarin-Meister innerhalb der Pariser Buchkunst des frühen 15. Jahrhunderts zu den berühmten Künstlern gezählt werden. Mit ihnen bildet er einen gemeinsamen Stilkreis.

Die Unterscuching des Pariser Stilkreises, dem der Mazarin-Meister angehört, und die Trennung der von den jeweiligen Meistern und Mitarbeitern ihrer Ateliers geschaffenen Beiträge zu den gemeinsam herausgegebenen Werken kann der kunst- und buchhistorischen Forschung Einblicke in die künstlerische Entwicklung der Spätgotik in Paris geben. So zeigt sich auf der einen Seite eine aus tradtioeller Arbeitsweise entstandene Handwerkskunst sowie die gegenseitige Beeinflussung und der kuenstlerischen Austausch von Ideen und Motiven. Es lassen sich aber auch die Entwicklungen individueller Buchmaler erkennen, die die traditionelle Miniaturmalerei jeweils eigenständig und in einer Zeit großer Nachfrage weiterentwickeln. Der Einfluss dieser Maler ist dann manchmal später in grossformatigen spätgotrischen Altarbildern in Frankreich erkennbar.

Einzelnachweise

  1. MARCO POLO - DAS BUCH DER WUNDER. Hs. Francois 2810, Bibliothèque Nationale,Paris. 1995

Literatur

  • Marco Polo Faksimile - Das Buch der Wunder. Bibliothèque nationale, Paris, Ms. Français 2810. Faksimileverlag Luzern 1995 (Mappe und Kommentarband)
  • Gabriele Bartz: Der Boucicaut-Meister – ein unbekanntes Stundenbuch. Heribert Tenschert 1999

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