Max Vogel

Max Vogel

Max Vogel (* 18. Juli 1908 in München; † 1. Juli 1934 im KZ Dachau) war ein deutscher SA-Führer und eines der Opfer des so genannten Röhm-Putsches.

Leben

Nach dem Schulbesuch wurde Vogel zum Mechaniker ausgebildet. Am 9. August 1929 wurde er wegen eines Diebstahlvergehens zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde jedoch mit Bewährungszeit bis zum 1. August 1933 erlassen.

Ende der 1920er Jahre schloss sich Vogel der NSDAP und der SA an. Spätestens seit 1932, wahrscheinlich bereits seit 1931 oder Ende 1930 war er ein Mitarbeiter im Stab von Ernst Röhm, für den er als Chauffeur und Mechaniker arbeitete. Dem Hitler-Biografen John Toland zufolge war Vogel ein Cousin Röhms.[1] In der SA wurde er bis zum Obersturmführer befördert.

Im Frühjahr 1933 fiel Vogel, damals Sturmbannführer, der Parteiführung wegen eines gewaltsamen Übergriffs gegen einen persönlichen Feind innerhalb der NSDAP auf: In der Nacht vom 9. zum 10. März 1933 ließ er sich im Stabsgebäude der SA in München mehrere Angehörige der SA-Stabswache zur Verfügung stellen. Als Grund gab er an, dass er die Wohnung eines Gewerkschaftssekretärs in Neuhausen durchsuchen müsse, um dort Material der SPD zu beschlagnahmen und den Sekretär zu verhaften. Julius Uhl gab Vogel daraufhin die SA-Scharführer Eggert, Höfl und Lechhart sowie zwei Leute des SA-Sturmes 10/L mit. Vogel erreicht mit dieser Begleitmannschaft gegen 3.00 Uhr morgens das Haus des angeblichen Gewerkschaftssekretärs in der Lechelstraße 36 in München Moosach. Nachdem der Mann auf die Straße gerufen worden war, wies Vogel seine Begleiter an, diesen tätlich anzugreifen. Dafür wurden unter anderem Gewehrkolben verwendet.

Beim Opfer handelte es sich um Josef Jegg, ein Mitglied der NSDAP. Jegg musste verletzt in das Krankenhaus Schwabing eingeliefert werden. Der Hintergrund des Angriffs war offenbar ein persönlicher Streit. Der NSDAP-Ortsgruppenführer Andreas Markl beantragte daraufhin „im Interesse der Sauberkeit der Bewegung und unserer Rechtsprechung die sofortige Verhaftung des Vogel“. Außerdem wurden Röhms Adjutant Hans Erwin von Spreti-Weilbach, der NSDAP-Schatzmeister Franz Xaver Schwarz und Reinhard Heydrich, damals Leiter der Bayerischen Politischen Polizei, eingeschaltet. Eine Untersuchung des Obersten Parteigerichts kam zu dem Schluss, dass es sich bei dem Angriff auf Jegg, zu dessen Tochter Vogel eine Beziehung unterhielt und bei dem er gelegentlich Gegenstände wie Autotreibstoff unterstellte, um einen Racheakt gehandelt habe, dem familiäre und parteipolitische Momente zu Grunde gelegen hätten. Verhaftet wurde Vogel aber anscheinend nicht. Ein von der Bayerischen Politischen Polizei in einem Schreiben vom 29. April an den Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss der Partei geforderter „sofortiger Ausschluss“ Vogels aus NSDAP und SA ist offensichtlich ebenfalls nicht zustande gekommen. Vogel verblieb weiterhin im Dienst Röhms und wurde zum Obersturmführer befördert.

Am 30. Juni 1934 wurde Vogel in Bad Wiessee verhaftet und ins Gefängnis Stadelheim in München verbracht. Es ist nicht ganz klar, ob er wie Röhm in der Pension Hanselbauer verhaftet wurde oder, wie Toland berichtet, von Hitlers Chauffeur Erich Kempka in einer benachbarten Pension abgeholt wurde, wo er – im Gegensatz zum Klischee, dass die Leute der Umgebung Röhms ausschließlich aus Homosexuellen bestanden habe, die am 30. Juni mit anderen Männern im Bett „ertappt“ wurden – im Bett mit einer jungen Frau angetroffen worden sein soll.[2] Am 1. Juli wurde Vogel nach der Ermordung Röhms durch Theodor Eicke und Michel Lippert zusammen mit drei weiteren SA-Leuten (u.a. Paul Neumayer, Erich Schieweck) ins Konzentrationslager Dachau verlegt und dort in den frühen Abendstunden von einem Exekutionskommando erschossen. Synder zufolge stammte der Befehl zur Erschießung von Hitler persönlich, der ursprünglich angeordnet hatte, Vogel zu erschießen und Röhm hiervon zu unterrichten, um ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage vor Augen zu führen und ihn so zum Suizid zu veranlassen.[3] Wieso, falls diese Behauptung überhaupt zutreffen sollte, die Erschießung Vogels erst nach der Erschießung Röhms erfolgte, ist nicht mehr eruierbar.

Archivalien

  • NSDAP-Personalkarte (Bundesarchiv: Bestand PK, Film S 50 „Vogel, Martin - Vogel, Richard“, Bilder 577-582)
  • OPG-Akte zu Max Vogel, Bundesarchiv
  • SA-Akte zu Max Vogel, Bundesarchiv

Einzelnachweise

  1. John Toland: Adolf Hitler, 1976, S. 339.
  2. John Toland: Adolf Hitler, 1976, S. 339.
  3. Louis Leo Snyder: Hitler's Elite. Biographical Sketches of Nazis who Shaped the Third Reich, 1989, S. 73.

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