Max Simon (SS-Gruppenführer)

Max Simon (SS-Gruppenführer)
Max Simon, 1940, Foto der SS-Propagandakompanie

Max Simon (* 6. Januar 1899 in Breslau; † 1. Februar 1961 in Lünen) war deutscher SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg.[1] Er wurde wegen seiner Beteiligung an Kriegsverbrechen in mehreren Staaten angeklagt und zweifach, davon einmal in absentia, zum Tode verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Simon besuchte vom 1. April 1905 bis März 1913 die Städtische Evangelische Volksschule Nr. 46 seiner Heimatstadt. Anschließend absolvierte er in einem Bekleidungshaus eine Schneiderausbildung. Nach deren Beendigung arbeitet er beim Kaiserlichen Postamt 18 in Breslau. Kriegsbedingt erfolgte am 27. Juni 1917 seine Einberufung zur Preußischen Armee, wo er als Krankenpfleger im Festungslazarett Breslau verwendet wurde. Im weiteren Verlauf des Ersten Weltkriegs nahm Simon als Sanitätssoldat an den Kämpfen in Mazedonien sowie im Westen teil und hatte dort zur Aufgabe, transportfähige Verwundete von frontnahen Lazaretten zur Versorgung in die Heimat zu bringen. Es folgte am 23. Oktober 1918 seine Versetzung zur Territorial-Inspektion des freiwilligen Sanitätsdienstes in Schlesien, dem er auch über das Ende des Krieges hinaus angehören sollte.

Am 9. Januar 1919 wurde Simon zur 4. Schwadron des Leib-Kürassier-Regiments „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 versetzt. Mit diesem beteiligte er sich bis zu seinem Ausscheiden am 20. Oktober 1919 am Grenzschutz Schlesiens. In der Zwischenzeit hatte man ihn am 14. August 1919 zum Gefreiten ernannt. Von 22. Oktober bis 28. Dezember 1919 arbeitete er als Güterbodenarbeiter bei der Reichsbahn, ehe er wieder in den Militärdienst bei seinem alten Regiment eintrat und sich abermals im Grenzschutz betätigte. Dort erfolgte am 24. März 1920 die Beförderung zum Unteroffizier. Nach Auflösung seines Regiments versetzte man ihn mit der Übernahme in die Reichswehr nach Hofgeismar, wo er ab 1. Juni 1920 Dienst bei der 2. Eskadron des 16. Reiter-Regiments versah.

Simon heiratete am 18. Oktober 1924 Martha Bartsch, die Tochter eines Breslauer Kaufmanns.

Kurz darauf wurde er am 1. November 1924 zum Wachtmeister befördert. Da er in der Reichswehr nach Stand und Bildung nicht offiziersfähig war, schied Simon am 4. September 1929 aus dem aktiven Dienst aus und nahm eine Stelle im öffentlichen Dienst an. Zunächst war er als Angestellter in der Finanzabteilung beim Landrat des Landkreises Saalfeld tätig. Ab 1. März 1930 nahm er einen dreijährigen Vorbereitungsdienst bei der Thüringischen Landesversicherungsanstalt in Weimar auf. Nach deren erfolgreichen Beendigung wurde Simon ab 1. Juni 1934 als Beamter in den Staatsdienst übernommen.

Zeit des Nationalsozialismus

Simon trat am 1. April 1932 der NSDAP (Mitglieds-Nr. 1.359.546) bei. Am 1. Mai 1933 wurde er zunächst als Anwärter in Gera in die SS aufgenommen (Mitglieds-Nr. 83.086)[2] und der 47. SS-Schutzstaffel zugewiesen. Am 3. Dezember 1933 erfolgte die Beförderung zum SS-Oberscharführer sowie am 8. März 1934 zum SS-Hauptscharführer. Als solcher wurde Simon mit der Führung der Stabswache beim SS-Oberabschnitt Mitte beauftragt. Er wechselte dann nach Dresden. Im November 1934 wurde er zum SS-Untersturmführer befördert. Simon war von August bis Oktober 1934 Lagerkommandant des KZ Sachsenburg.[3]

Ab 1935 war Simon Führer des Sturmbanns III/SS-Totenkopfverband Sachsen. Ab Juli 1937 war Simon mit der Aufstellung der 1. SS-Totenkopfstandarte Oberbayern beauftragt. Simon war engster Berater von Theodor Eicke für den militärischen Bereich.[2] Er wurde 1938 zum Standartenführer ernannt und nahm mit diesem Verband an der Besetzung Österreichs, des Sudetenlandes und der „Resttschechei“ teil.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs befehligte er ein Regiment der SS-Totenkopfdivision und nahm am deutschen Angriff im Westen sowie am Überfall auf die Sowjetunion teil. Am 1. Dezember 1942 wurde Simon zum Brigadeführer ernannt und war von Mitte Mai 1943 bis Oktober 1943 Kommandeur der SS-Panzergrenadier-Division Totenkopf und organisierte anschließend die Aufstellung der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“. Im Juli 1944 wurde seine Division nach Mittelitalien verlegt und in schwere Abwehrkämpfe gegen britische Truppen verwickelt. Ab Oktober 1944 kommandierte er das XIII. SS-Armee-Korps. November 1944 erfolgte seine Beförderung zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS. Anfang Mai 1945 kapitulierte er als Befehlshaber des XIII. SS-Armeekorps vor den US-amerikanischen Truppen in Süddeutschland.

Nach 1945

Von einem britischen Kriegsgericht wurde er in Padua wegen „Partisanenbekämpfung“ in Mittelitalien, bei der auch zahlreiche Zivilisten zu Tode kamen (Massaker von Marzabotto mit ca. 800 Toten), zum Tode verurteilt, später zu lebenslanger Haft begnadigt und 1954 aus dem Zuchthaus Werl entlassen. Nach seiner Entlassung wurde er wegen der Morde an Brettheimer Bürgern, die kurz vor Kriegsende die HJ entwaffnet hatten, angeklagt. Sein Verteidiger war Rudolf Aschenauer,[4] der auf Verfahren gegen NS-Angeklagte spezialisiert war, denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen wurden. Der Urteilsspruch aus erster Instanz im sogenannten Ansbacher Prozess (Freispruch, da die Kriegsgerichtsurteile formal korrekt gewesen seien) wurde vom Bundesgerichtshof aufgehoben.[5] In diesem ersten Prozess hatte der Landgerichtsdirektor Andreas Schmidt den Vorsitz geführt, der schon 1927 der NSDAP beigetreten war und in der NS-Justiz Karriere gemacht hatte. Zudem war einer der beiden Beisitzer der Großen Strafkammer ab 1938 Mitglied der NSDAP und zahlreicher NS-Organisationen gewesen.[6] Kurz vor der erneuten Verhandlung dieses Falles starb er an Herzversagen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Franz Josef Merkl: General Simon – Lebensgeschichten eines SS-Führers. Wißner-Verlag, Augsburg 2010, ISBN 978-3-89639-743-0
  • Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Band 39 von Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934–1938. H. Boldt, 1991, ISBN 3764619023.

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 584.
  2. a b Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Band 39 von Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934-1938. H. Boldt, 1991, ISBN 3764619023, S. 391
  3. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors – Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 2 – Frühe Lager, Dachau, Emslandlager, Verlag C. H. Beck, Nördlingen 2005, S. 197
  4. Simon-Verteidiger plädiert auf Freispruch. In: „Hamburger Abendblatt“, Nr. 215 vom 16. Juli 1960, S. 1.
  5. Späte Opfer. (pdf) In: Der Spiegel 24/1960(8. Juni 1960), Seite 21ff.
  6. Ulrich Renz: Stückwerk. Die NS-Verfahren in der Bundesrepublik Deutschland. In: Tribüne - Zeitschrift für das Verständnis des Judentums. 49. Jg., Heft 195, 3. Quartal 2010, S. 130-138, hier S. 136.
  7. a b General Simon – Lebensgeschichte eines SS-Führers, Wißner-Verlag, Augsburg 2010, ISBN 978-3-89639-743-0, S.40
  8. a b Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.706

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