Charly Graf

Charly Graf
Charly Graf Boxing pictogram.svg
Daten
Geburtsname Charles Graf
Gewichtsklasse Schwergewicht
Nationalität Deutsch
Geburtstag 16. November 1951
Geburtsort Mannheim
Stil Normalauslage
Kampfstatistik
Kämpfe 26
Siege 18
K.-o.-Siege 11
Niederlagen 4 (1 durch KO)
Unentschieden 4

Charles „Charly“ Graf (* 16. November 1951 in Mannheim, Deutschland) ist ein ehemaliger deutscher Profiboxer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde Charly Graf als unehelicher Sohn der Arbeiterin Elisabeth Graf und des schwarzen US-amerikanischen Gefreiten Charles Blackwell, der kurz nach der Geburt seines Sohnes in die USA zurückkommandiert wurde. Anerkennung fand er nur im Sport, da ihn seine Hautfarbe zum Außenseiter stempelte.

Amateurkarriere

1969 wurde Charly Graf deutscher Jugendmeister der Gewichtheber im Mittelschwergewicht und Zweiter bei den deutschen Junioren-Boxmeisterschaften im Schwergewicht.

Profikarriere

Am 14. November 1969 gab der „Ali von Waldhof“ sein Debüt als Profiboxer. Da er erst 17 Jahre alt war, erhielt er vom BDB eine Sondergenehmigung und schlug in der Frankfurter Festhalle Lutwin Hahn in der ersten Runde k.o.. „Der sieht aus wie eine Million Dollar“ schwärmte sein Promoter Joachim Göttert, die Medien jubelten ihn zum „Cassius Clay von Waldhof“ hoch und verfassten Überschriften wie „Deutschlands brauner Bomber“. Er war zu diesem Zeitpunkt ca. 90 kg schwer. Nach sechs schnellen k.o.-Siegen gegen Gegner mit negativer Kampfbilanz verlor Graf bei seinem ersten echten Test gegen den jugoslawischen Profi Yvan Prebeg, der bis Jahresanfang Europameister im Halbschwergewicht gewesen war, am 2. Oktober 1970 in der sechsten Runde durch k.o.

Diese Niederlage bremste seinen Eifer und trieb ihn ins Mannheimer Rotlichtmilieu. Wegen Glücksspiels, Zuhälterei und Rohheitsdelikten saß er mit Unterbrechungen sechseinhalb Jahre in Haft, wo er den RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock kennenlernte. Boock ermunterte Graf im Gefängnis, wieder mit dem Boxen anzufangen.

Am 20. Juli 1984 durfte er wieder in den Ring steigen, erstmals konnte sich ein Häftling in Deutschland bei einem Boxkampf bewähren. Er wurde zwar beim Einmarsch in der Frankfurter Festhalle von Polizisten eskortiert, doch trotz dieser Umstände gelang ihm das Comeback und er schlug Andre van den Oetelaar in der zweiten Runde k.o., gecoacht von seinen Wärtern. Gegen den noch unbesiegten Thomas Classen gelang ihm drei Monate später ein Unentschieden über sechs Runden.

Am 9. März 1985 trat Charly Graf in Düsseldorf gegen den Deutschen Meister Reiner Hartmann an. Nach einer Augenbrauenverletzung Hartmanns wurde der Kampf vom Ringrichter in der siebten Runde umstritten abgebrochen. Hartmann lag zu diesem Zeitpunkt auf den Punktzetteln vorn, die Sympathien des Publikums galten aber Charly Graf, der zum Sieger erklärt wurde. Im Revanchekampf drei Monate später gab es ein kontroverses Unentschieden und Graf behielt den Meistergürtel.

Am 29. November 1985 trat er zur Titelverteidigung als Deutscher Meister an und traf dabei erneut auf Thomas Classen, dem er in einer höchst umstrittenen Entscheidung nach Punkten unterlag. Graf trat nach dieser Niederlage endgültig vom Boxen zurück.

Charly Graf wurde während seiner Karriere als Boxer von dem Manager Wolfgang Müller betreut.

Erfolge

  • Deutscher Jugendmeister der Gewichtheber im Mittelschwergewicht 1969
  • Zweiter Platz bei den deutschen Junioren-Meisterschaften im Schwergewicht 1969
  • Deutscher Meister im Schwergewicht 1985

Nach dem Boxen

Nach seiner Haftentlassung arbeitete er zwölf Jahre lang in verschiedenen Berufen, unter anderem als Lastwagenfahrer und bei einem Viehauktionator. Der zweimal geschiedene Vater von drei Kindern (eines davon adoptiert) engagierte sich ehrenamtlich an mehreren Schulen als Laienlehrer, unter anderem für schwer erziehbare Jugendliche, und lebte von Sozialhilfe. Die Stadt Mannheim stellte ihn schließlich am 1. April 2008 als Betreuer für sozial auffällige Jugendliche fest an. Der Bayerische Rundfunk produzierte 2006 unter der Regie von Walter Krieg einen Dokumentarfilm über seine Lebensgeschichte, der 2007 ausgestrahlt wurde. Titel des Filmes: Der schwarze Graf. Sein Sohn Charly Graf junior wurde ebenfalls kurzzeitig Profiboxer und absolvierte 1996 vier erfolgreiche Profikämpfe.

Sein Leben beschreibt Graf in seiner Autobiographie Kämpfe für dein Leben, die er zusammen mit dem Journalisten Armin Himmelrath schrieb.

Literatur

  • Charly Graf, Armin Himmelrath: Kämpfe für dein Leben. Der Boxer und die Kinder vom Waldhof. Patmos Verlag, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8436-0015-6.

Weblinks


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