Charlotte von Mecklenburg-Strelitz

Charlotte von Mecklenburg-Strelitz
Portrait von Thomas Lawrence: Porträt der Königin Charlotte, 1789-1790

Prinzessin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz (* 19. Mai 1744 in Mirow; † 17. November 1818 im Kew Palace in den Royal Botanic Gardens) war eine deutsche Prinzessin, die durch die Heirat mit König Georg III. als Königin Charlotte zur Königin von Großbritannien und Irland und Kurfürstin (später Königin) von Hannover wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Jugend

Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, 1744

Sophie Charlotte war eine Tochter des in Mirow apanagierten Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz - ein jüngerer Halbbruder des in Mecklenburg-Strelitz regierenden Herzogs Adolf Friedrich III. - und seiner Frau Elisabeth Albertine, geb. Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, eine entfernte Cousine der Mutter Georgs III., Augusta von Sachsen-Gotha.

Ihr Bruder Adolf Friedrich erbte 1751 das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz und die Familie zog von Mirow nach Neustrelitz. Charlotte erhielt eine vorzügliche Ausbildung. Unter ihren Lehrern befand sich auch die Dichterin de Grabow, genannt die „Sappho von Deutschland“. Charlotte beherrschte bald mehrere Sprachen und wurde in naturwissenschaftlichen, musischen und hauswirtschaftlichen Fächern gleichermaßen ausgebildet. Zudem war sie eine geistvolle Briefeschreiberin. Ein Brief an den preußischen König, in dem sie sich über das Betragen der preußischen Armee in Mecklenburg beschwerte, erlangte Berühmtheit, wurde gedruckt und gelangte so nach England, wodurch Prinz Georg auf die Prinzessin aufmerksam wurde.

Earl Harcourt, der englische Gesandte, bat stellvertretend für König Georg III. um die Hand der Prinzessin und handelte mit Charlottes Mutter, die zu dieser Zeit bereits im Sterben lag, den Ehevertrag aus, der am 15. August 1761 unterschrieben wurde.

Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, spätere Königin von Großbritannien und Irland

Am 17. August verließ Charlotte ihre Heimat und reiste über Hannover nach Stade, wo sie an Bord der königlichen Yacht ging. Während der Überfahrt nach England hatte sie auf ihrem Cembalo „God save the king“ geprobt, während alle ihre Reisebegleiter mit der Seekrankheit kämpften. Am 8. September 1761 erreichte sie den St. James-Palast, wo sie ihren Gatten zum ersten mal gegenüberstand. Schon am selben Abend fand in der königlichen Kapelle die offizielle Vermählung statt.

Königin

Schon früh war festzustellen, dass sich die Ehe gut anließ und beide Partner glücklich schienen. Bei einem Theaterbesuch kurz nach der Hochzeit drängte sich die Menge derart begeistert an die königliche Kutsche, dass vier Menschen dabei zu Tode gequetscht wurden.

Am 22. September 1761 wurden die 17-jährige Charlotte und ihr sechs Jahre älterer Mann gekrönt. Die junge Königin machte rasch Fortschritte im Erlernen der englischen Sprache, liebte das Kartenspiel, Ausritte zu Pferd und mochte es die Hofgesellschaft mit Gesang und Cembalo zu unterhalten. Am 12. August 1762 gebar sie den Thronfolger, dem noch weitere vierzehn Kinder folgen sollten.

Die königliche Familie lebte im Kew-Palast ein nahezu bürgerliches, einfaches und unkompliziertes Alltagsleben. König und Königin kümmerten sich intensiv um die Erziehung der Kinder, namentlich die Königin um den Religionsunterricht.

Charlotte galt als sehr einfach und interessierte sich nie für Politik. Sie ging in ihren häuslichen Pflichten und die Sorge um ihre Kinder auf. Zu Beginn der Krankheit ihres Mannes, die man damals als Wahnsinn missdeutete, wurde dieser in ihre Obhut gegeben, er konnte sie aber nicht zu häufigen Besuchen bewegen. Sie stand ihrer Enkelin Charlotte, die bis zu deren Tod im Jahre 1818 ihre einzige legitime Enkelin war, sehr nahe, nachdem sich vor allem ihre Söhne als große Enttäuschung erwiesen. Deren Eskapaden und Geldverschwendungen schadeten dem Ruf der königlichen Familie erheblich. 1796 wurde Charlottes Kutsche mit Steinen beworfen, wobei sie im Gesicht verletzt wurde.

1811 erlitt König Georg III. erneut einen Krankheitsrückfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er erblindete und war für den Rest seines Lebens vollkommen geistig verwirrt, die Aufsicht über die Person des Königs oblag Charlotte. Das Paar lebte zurückgezogen in Windsor. Nach dem Tod ihrer Lieblingsenkelin Charlotte, verlor sie jeden Lebenswillen und starb, nachdem sie 57 Jahre englische Königin gewesen war, am 16. November 1818 im Kew-Palast im Kreise ihrer Kinder.

Nachkommen

Nach Sophie-Charlotte benannt

Orte

Schilderbaum in Charlotte, North Carolina, der die Entfernung zu anderen Städten namens „Charlotte“ anzeigt.
Paradiesvogelblume Strelitzia reginae

Zu Ehren Sophie Charlottes wurden mehrere Städte, Gemeinden und Landkreise in den britischen Kolonien Nordamerikas nach ihr benannt. Sieben Städte oder Gemeinden in den USA tragen ihren Namen, darunter die 1762 gegründete Stadt Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina. Sophie Charlotte ist indirekt auch die Namensgeberin der Queen Charlotte Islands. Dazu kommen weitere Ortsnamen in anderen ehemaligen britischen Kolonien, so das Fort Charlotte in Kingstown, der Hauptstadt des Karibikstaats St. Vincent. In Berlin trägt der Sophie-Charlotte-Platz ihren Namen.

Des Weiteren wurden die folgenden Städte, Gegenden und Plätze nach ihr benannt:

Die Strelitzien

Ihren Namen tragen außerdem die Paradiesvogelblumen - die Strelitzien. Ihren Namen erhielten sie noch zu Lebzeiten von Sophie-Charlotte, 1773, von ihrem Erstbeschreiber William Aiton, dem Leiter des Botanischen Gartens in Kew bei London.

Vorfahren

Ahnentafel Königin Charlotte von Großbritannien und Irland
Urgroßeltern

Herzog
Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin
(1588–1658)
∞ 1635
Prinzessin
Marie Katharina von Braunschweig-Dannenberg
(1616–1665)

Graf
Christian Wilhelm von Schwarzburg-Sondershausen
(1645–1721)
∞ 1673
Gräfin
Antonie Sibylle von Barby-Mühlingen (1641–1684)

Herzog
Ernst von Sachsen-Hildburghausen
(1655–1715)
∞ 1680
Prinzessin
Sophia Henriette zu Waldeck
(1662–1702)

Graf
Georg Ludwig I. von Erbach
(1643–1693)
∞ 1664
Gräfin
Amalia Katharina von Waldeck-Eisenberg
(1640–1697)

Großeltern

Herzog Adolf Friedrich II. von Mecklenburg-Strelitz (1658–1708)
∞ 1705

Emilie von Schwarzburg-Sondershausen (1681–1751)

Herzog
Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen (1681–1724)
∞ 1704
Gräfin
Sophia Albertine von Erbach (1683–1742)

Eltern

Prinz Karl von Mecklenburg-Strelitz (1708–1752))
∞ 1735
Prinzessin Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen (1713–1761)

Königin Sophie Charlotte von Großbritannien und Irland (1744–1818)

Literatur

  • Hedley, Olwen Queen Charlotte J Murray, January 1975, ISBN 0-7195-3104-7
  • Marita A. Panzer: Englands Königinnen, Piper 2006

Weblinks


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