- Mathilde Muthig
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Mathilde Muthig (* 4. Juni 1909 in Dinslaken; † 6. August 1996 in Neuhäusel[1], geborene Wolters, aufgrund von Ehen auch Weber und Vogtmann) war Chefärztin am Idsteiner Kalmenhof. In dieser Funktion zeichnete sie verantwortlich für hunderte von Toten im Rahmen der Euthanasie-Morde der Nationalsozialisten von 1939 bis 1945. In der Fachliteratur wird sie fast ausschließlich Mathilde Weber genannt.
Sie wuchs in einem streng katholischen Elternhaus in Dinslaken am Niederrhein auf. Ihr Vater war Reichsbahnbeamter. Sie besuchte die höhere Töchterschule in Dinslaken, wechselte später an die Klosterschule der Dominikanerinnen in Euskirchen.
1931 machte sie ihr Abitur mit mäßigen Noten und begann das Medizinstudium an der Bonner Universität. Dieses beendete sie 1938 mit der Auszeichnung „genügend“. Nach dem vorgeschriebenen praktischen Jahr an der Bonner Universitätsklinik und einem halben Jahr Arbeitssuche kam sie im Juni 1939 als Assistenzärztin an den Kalmenhof.
Zunächst durfte sie hier nur administrative Tätigkeiten durchführen. Der Chefarzt hatte ihr die Behandlung von Patienten aufgrund mangelhafter Qualifikation untersagt. Als dieser allerdings zur Wehrmacht eingezogen wurde, übernahm sie dessen Funktion. Sie verwendete fortan einen Doktortitel, den sie faktisch allerdings nicht erworben hatte.
Von nun an stieg die Zahl der Todesfälle am Kalmenhof rapide an. Waren bis 1939 Todesfälle eine absolute Ausnahme, wurden sie nun zur Regel.
Nach dem Krieg wurde sie zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Haftdauer wurde, unter anderem aufgrund einer Unterschriftenaktion sowie durch die Unterstützung des Idsteiner Magistrats, reduziert: Nachdem zwei Drittel der Strafe verbüßt waren, wurde ihr im Rahmen eines Gnadenerlasses die Reststrafe erlassen. Sie heiratete den KZ-Arzt und Sturmbannführer Julius Muthig. 1960 beantragte sie mit Erfolg die kassenärztliche Zulassung und praktizierte von da an wieder. Sie lebte bis 1994 weitgehend unbehelligt in Idstein im nahen Umfeld zum Kalmenhof, zog danach allerdings nach Neuhäusel um.
Literatur
- Das Heim des Todes von Rudolf Müller in Stern Nr. 45/1987 IIIa/2
- Der Kalmenhof damals und heute – Hinweise zur Ausstellung im Kalmenhof, herausgegeben 1999 vom Landeswohlfahrtsverband Hessen
- Die Idee der Bildbarkeit – 100 Jahre sozialpädagogische Praxis in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof von Christian Schrapper und Dieter Sengling (Hrsg.), Juventa Verlag, Weinheim und München 1988
Einzelnachweise
- ↑ Auskunft des Einwohnermeldeamtes der Verbandsgemeinde Montabaur vom 12. Januar 2011
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