Massaker von Wawer

Massaker von Wawer
Denkmal des Wawer-Massakers

Das Massaker von Wawer am 27. Dezember 1939 war eine Vergeltungsaktion der deutschen Ordnungspolizei des besetzten Warschaus in der Ortschaft Wawer.[1]

Am Abend des 26. Dezembers 1939 waren zwei Unteroffiziere des in Wawer stationierten deutschen 538. Baubataillons in einer Gastwirtschaft von den polnischen Kriminellen Marian Prasuła und Stanisław Dąbek erschossen worden. In Folge befahl der stellvertretende Kommandeur des Warschauer Polizeiregiments (31. Regiment der Ordnungspolizei), SS-Standartenführer Max Daume (1894–1947, ein höherer NS-Polizeioffizier und SS-Standartenführer), eine durch die 2. und 3. Kompanie des VI. Bataillons durchzuführende „Sonderaktion“ in Wawer und dem nahegelegenen Anin. Kommandierender Offizier der Einheit war der Major Friedrich Wilhelm Wenzel. In der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember wurden rund 120 willkürlich bestimmte polnische Männer im Alter zwischen 16 und 70 Jahren aus Wohnungen und Häusern zusammengetrieben. Vor Ort wurde unter dem Vorsitz Wenzels und in Anwesenheit Daumes ein Standgericht gebildet, welches 114 Männer (einigen war die Flucht gelungen) zum Tode verurteilte. Aussagen der Betroffenen wurden nicht zugelassen. Noch vor Urteilsverkündung wurde der Wirt der Gaststätte, in dem sich die Erschiessung der beiden deutschen Soldaten ereignete, aufgehängt. Die verurteilten Anwohner der Gegend wurden auf einem unbebauten Platz zwischen Błękitna und Spiżowa-Strasse mit einem Maschinengewehr erschossen.

In einem kritischen Bericht des Oberbefehlshabers Ost, Generaloberst Johannes Blaskowitz, vom 6. Februar 1940 wurde das Massaker von Wawer benannt und auch die Tatsache erwähnt, dass das ausübende Bataillon belobigt wurde. Die beiden Verantwortlichen des Massakers, Daume und Wenzel wurden nach dem Krieg vom Obersten Volkstribunal und dem Woiwodschaftsgericht in Warschau zum Tode verurteilt. Beide wurden in Polen exekutiert (1947 bzw 1951).

Heute befindet sich in der Nähe der Hinrichtungsstätte in Wawer ein Denkmal. Das Symbol der polnischen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg, die Kotwica, entstand anlässlich des Massakers von Wawer.

Einzelnachweise

  1. Gem. Bogdan Musial, Die vierte Teilung Polens, in: Manuel Becker, Christoph Studt u.a. (Hrsg.), Der militärische Widerstand gegen Hitler im Lichte neuer Kontroversen, aus: Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 e.V., Band 12, ISBN 978-3-8258-1768-8, Lit-Verlag, Berlin 2010, S. 31.

Literatur

Weblinks

52.23377777777821.159138888889

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wawer — Bezirk von Warschau …   Deutsch Wikipedia

  • Kotwica — Die Kotwica Die Kotwica (dt. Anker) war das Symbol der polnischen Widerstandsbewegung während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg, insbesondere der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa). Die Kotwica stellt die Buchstaben P und W… …   Deutsch Wikipedia

  • Warszawa — Warschau …   Deutsch Wikipedia

  • Zoliborz — Warschau …   Deutsch Wikipedia

  • Praga (Warschau) — Praga (Nord Süd) Praga ist ein historischer Vorort der polnischen Hauptstadt Warschau östlich der Weichsel – heute ein Stadtbezirk von Warschau auf der rechten Weichselseite. Dieser erste östliche Vorort wurde erst im 19. Jahrhundert eingemeindet …   Deutsch Wikipedia

  • Warschau — Warschau …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”