Maria, Mittlerin der Gnaden

Maria, Mittlerin der Gnaden

Maria, Mittlerin der Gnaden (lat. Mediatrix gratiarum) ist ein innerhalb der katholischen Kirche verwendetes Attribut oder eine Anrufung für Maria, die Mutter Jesu.

Bedeutung

Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet in der Dogmatischen Konstitution Lumen Gentium Maria als Mittlerin: „In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Attribut der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen. Das aber ist so zu verstehen, dass es der Würde und Wirksamkeit Christi, des einzigen Mittlers, nichts abträgt und nichts hinzufügt (Absatz Nummer 62)“ und bezieht sich hinsichtlich des Attributs „Mittlerin“ dabei auf Dokumente der Päpste Leo XIII., Pius X., Pius XI. und Pius XII.[1]

In der katholischen Kirche gab es verschiedentlich Appelle an den Heiligen Stuhl, die Mittlerschaft Mariens als Dogma zu verkünden, so anlässlich des Zweiten Vatikanums. Das wurde zwar abgelehnt, veranlasste aber Papst Paul VI., das alte marianische Attribut Mutter der Kirche[2] neu ins Bewusstsein zu heben.[3]

Ebenso gab es immer den Wunsch, Maria als der Mutter Gottes und Mittlerin die Bezeichnung Miterlöserin zukommen lassen zu wollen[4], bis hin zu der Bitte, dies dogmatisch klarzustellen bzw. ein neues Dogma zu verkünden.[5] Eine gegenteilige Position vertritt etwa Stefano de Fiores von der Internationalen Päpstlichen Marianischen Akademie.[6] Der Wunsch nach einer dogmatischen Präzisierung wurde vom Heiligen Stuhl abgelehnt, die Anrufung selbst jedoch, sofern Miterlösen als gänzlich abhängiger Dienst am Erlösungswerk Christi verstanden wird, bestätigt.[7]

Als biblische Grundlage aller Aussagen über Marias Mitwirkung beim Erlösungsgeschehen wird in Lumen Gentium (Nr. 56) ihr fiat („[mir] geschehe“, Lk 1,38 EU) genannt, mit dem sie als erste von allen Menschen ihre freie Einwilligung in den Heilsplan Gottes gab.[8] Somit sei sie in einzigartiger Weise Vorbild für das Mittler- und Miterlöser-Sein der Heiligen und jedes Gläubigen.

Literatur

  • Ludwig Ott: Grundriss der Katholischen Dogmatik, 10. Auflage, Herder: Freiburg 1981 (1. A. 1952) S. 257. ISBN 3-451-13541-8

Quellen

  1. Leo XIII., Enzyklika Adiutricem populi vom 5. September 1895 Nr. 303; Pius X., Enzyklika Ad diem illum vom 2. Februar 1904 Nr. 154 bzw. Denzinger 1978 a (3370); Pius XI., Enzyklika Miserentissimus redemptor vom 8. Mai 1928 Nr. 178; Pius XII., Radiobotschaft vom 13. Mai 1946 Nr. 266
  2. vgl. Lauretanische Litanei
  3. Der Titel „Maria Miterlöserin“ – ein legitimer Wunsch?, Zenit vom 8. Dezember 2009 (abgerufen am 17. Februar 2011)
  4. P. Georges Cottier, die Miterlöserschaft
  5. Petition zur Verkündigung eines fünften Mariendogmas
  6. Maria Miterlöserin? Ein neues Dogma ist nicht angebracht
  7. Neues Dogma: Maria Miterlöserin?, Kath.net vom 23. Oktober 2002 (abgerufen am 17. Februar 2011)
  8. Lumen Gentium, Nummer 56: Vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an im Glanz einer einzigartigen Heiligkeit, wird die Jungfrau von Nazareth vom Engel bei der Botschaft auf Gottes Geheiß als „voll der Gnade“ gegrüßt (vgl. Lk 1,28), und sie antwortet dem Boten des Himmels: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38). Mit Recht also sind die heiligen Väter der Überzeugung, daß Maria nicht bloß passiv von Gott benutzt wurde, sondern in freiem Glauben und Gehorsam zum Heil der Menschen mitgewirkt hat. So sagt der heilige Irenäus, dass sie „in ihrem Gehorsam für sich und das ganze Menschengeschlecht Ursache des Heils geworden ist“. Deshalb sagen nicht wenige der alten Väter in ihrer Predigt gern, „dass der Knoten des Ungehorsams der Eva gelöst worden sei durch den Gehorsam Marias; und was die Jungfrau Eva durch den Unglauben gebunden hat, das habe die Jungfrau Maria durch den Glauben gelöst“. Im Vergleich mit Eva nennen sie Maria „die Mutter der Lebendigen“ und öfters betonen sie: „Der Tod kam durch Eva, das Leben durch Maria.“

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