Charles Paul Wilp

Charles Paul Wilp

Charles Paul Wilp (* 15. September 1932 in Berlin; † 2. Januar 2005 in Düsseldorf) war ein deutscher Werbefachmann, Künstler, Fotograf und Kurzfilmregisseur.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Jugend

Sein Vater Paul Max Wilp war im Ölsaatengeschäft tätig und holte den Raps nach Europa, seine Mutter war Pianistin und untermalte in Babelsberg Stummfilme. Wilp wuchs in Witten auf. Abweichend von der Eigendarstellung wurde Wilp laut Melderegister am 15. September 1932 um 8:45 Uhr als Sohn eines Dachdeckermeisters im St. Marien Hospital der Stadt Witten geboren.

Charles Wilp war von Anfang 1943 bis nach der Besetzung der Stadt Steinheim in Westfalen Schüler der dortigen Rektoratsschule (Mittelschule). Seine Mutter war eine Bauerntochter aus dem Dorf Entrup im Kreis Höxter. In Steinheim in Westfalen lebte er bei seiner Großtante (mütterlicherseits) mit Namen Thiet.

Ausbildung und Werbekarriere

Nach der Schulzeit am humanistischen Ruhr-Gymnasium in Witten und als Jesuitenschüler von François Xavier in Vannes erfolgte der Besuch der Académie de la Grande Chaumière in Paris. Daran schloss Wilp ein Studium der Fächer Synästhesie, Publizistik, Kunst und Wirkungspsychologie an der TH Aachen an. Wilp, der nach eigener Einschätzung „seiner Zeit immer um 30 Jahre voraus“ war, wurde Schüler des Fotografen Man Ray in New York.

Er fotografierte für Werbe-Kampagnen wie Puschkin („Wodka für harte Männer“, 1963), Stiebel Eltron, Pirelli und Volkswagen (VW-Käfer-Slogan: „Und läuft … und läuft … und läuft“).[1] Wilp sagte, „Werbung gehört zum Produkt wie der elektrische Strom zur Glühbirne“. Er verstand diese als Vermittlung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Daneben beriet er auch Politiker wie etwa Willy Brandt in Imagefragen.

Raumfahrt und Kunst

1960 erklärte der Künstler Yves Klein ihn zum Prince of Space. Wilps Begeisterung für die Raumfahrt hatte auch Einfluss auf seine bekannteste Kampagne, 1968 für den Softdrink Afri-Cola mit dem Slogan: „Super-sexy-mini-flower-pop-op-cola – alles ist in Afri-Cola“

Auf Anzeigenmotiven wurden zu dem rap-artigen Slogan berühmte Models der 60er wie Marianne Faithfull, Amanda Lear, Donna Summer, Marsha Hunt hinter einer Glasscheibe mit Eiskristallen abgebildet.

Die Idee dazu war nach Wilps Angabe bei einem Besuch des Marshall Raumfahrtzentrum in Huntsville (Alabama) entstanden, wo die Saturn-V-Rakete damals gebaut wurde: Der in der Werkshalle gelagerte, tiefgekühlte flüssige Sauerstoff führte zu Eisblumenbildung an den Fenstern der Umzugskabinen – hinter die Mitarbeiter Pin-up-Fotos der 60er-Beauties gehängt hatten.

Einen guten Überblick über das Schaffen von Wilp in und um Düsseldorf gibt der dreisprachige Bildband Dazzledorf mit Fotos von namhaften Künstlern wie Ewald Mataré, Yves Klein, Andy Warhol, Mel Ramos, Otto Piene, Heinz Mack, Günther Uecker, Joseph Beuys, Anatol Herzfeld sowie zahlreichen dokumentarischen Aufnahmen von Düsseldorf, der Kunstszene und dem gesellschaftlichen Leben in der 60er und 1970er Jahren.

Wilp war an dem Verkaufserfolg nach der sehr erfolgreichen Afri-Cola Kampagne beteiligt und konnte damit seine Weltraum-Begeisterung weiter verfolgen. In den 1980er Jahren besuchte er das Sternenstädtchen bei Moskau, die Ausbildungsstätte der russischen Kosmonauten, und absolvierte dort erfolgreich das Programm zum „Raumflugtauglichkeitsschein“.

Zu einem echten Raumflug kam es nicht, jedoch arbeitete Wilp bei zahlreichen Parabelflügen an der Herstellung von Kunst in der Schwerelosigkeit – ein Konzept, das er auf den bei der Bemalung der sixtinischen Kapelle auf dem Rücken hängend an der Decke schwebenden Michelangelo zurückführte. Seine Erfahrungen verarbeitete er in Collagen, und verwendete dabei Material aus der Raumfahrt. Bill Gates erwarb eines von Wilps Weltraumkunstwerken.

Auf dem Dach seines Hauses in Düsseldorf Wittlaer holte sich Wilp Inspirationen in einem UFO-förmigen Habitat. Hierbei handelte es sich um das im Jahr 1968 vom finnischen Architekten Matti Suuronen entwickelte Futuro. 1993 flogen seine Kunstblätter während der D2-Mission mit ins All. – Als selbsternannter „ARTronaut“ beschäftigte er sich mit Kunst und Raumfahrt gleichzeitig.

Im Rahmen des Perry Rhodan WeltCon 2000 stellte Wilp vom 17. bis 19. Dezember 1999 einen Teil seiner Werke in der Rheingoldhalle in Mainz aus.

Wilp starb am 2. Januar 2005 in seinem Haus in Düsseldorf-Kaiserswerth an Krebs. Ein Teil seiner Fotos befindet sich heute im Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz Berlin.

Ausstellungen

Vom 8. Februar 2008 bis 19. April 2008 fand in der Galerie Epson Kunstbetrieb eine Ausstellung seiner Werke statt. In seiner Geburtsstadt Witten wird unter dem Namen "Charles Wilp Modul" ein Museum mit seinen Werken in einem stillgelegten Pumphaus des örtlichen Wasserwerks eingerichtet. Äußerer Blickfang wird ein Futuro, wie es Wilp in Düsseldorf nutzte.

Schriften

  • Dazzledorf. Düsseldorf Vorort der Welt. 20 Jahre fotografiert. Fotografie und Text von Charles Wilp. Bildtexte deutsch, englisch, japanisch, arabisch. Dreieich, Melzer, o.J.
  • Bundeskanzleramt. Vorgelegt von Charles Wilp. Inter Nationes, Bonn 1970.
  • Wilp-Girl 70: Charles Wilp present 12 Playgirls aus 5 Kontinenten; Er-Kalender; Ein Bilderbuch mit Daten. Er-Verlag, Großhesselohe 1969 .

Werke

  • Konsumrealismus, Documenta 5 in Kassel (Abteilung: Parallele Bildwelten: Werbung), 1972.
  • Kunstblätter „Blick aus dem All“, 26. April bis 6. Mai 1993 in Oberpfaffenhofen (Weltraummission D2).

CDs

Musik zu Werbespots:

  • Bunny, 1999, Ata Tak
  • Michelangelo in Space (The Bunny Remixes), 2004, Ata Tak

Filmdokumentation

Weblinks

Weblinks zur Afri-Cola-Kampagne

Quellen

  1. „Bis in den lexikalischen Bereich hinein werden Wilp noch heute Kampagnen zugeschrieben, denen er nur als Fotograf zulieferte“ – Harald Keller: „Der große Afri-Cola-Rausch“ FAZ

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