Luftangriffe auf Düsseldorf

Luftangriffe auf Düsseldorf

Bei den Luftangriffen auf Düsseldorf wurde die Stadt Düsseldorf während des Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Den schwersten Angriff erlitt die Stadt am 12. Juni 1943. Durch gezieltes Bombardement im Rahmen der Moral-Bombing-Strategie der britischen Royal Air Force wurde in der Stadt ein Feuersturm entfacht, der den historischen Stadtkern, die Innenstadt und weitere angrenzende Stadtteile weitgehend zerstörte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Düsseldorf als Verwaltungszentrale des Ruhrgebietes lag seit Kriegsbeginn im Zielfokus britischer Luftangriffe. Ein erster britischer Luftangriff erfolgte am 5. Mai 1940 auf die Stadtteile Flingern und Oberbilk. Die ersten Bomben fielen am 14. Mai am Hermannplatz und an der Dorotheenstraße und verursachten nur kleinere Schäden. Es folgten etliche weitere kleinere Angriffe, bis im Sommer 1942 die Intensität der Bombardements zunahm. Der erste Großangriff am 1. August 1942 leitete die Welle von Zerstörungen ein, die mit der Vernichtung von mehr als der Hälfte der Bausubstanz Düsseldorfs endete. Die insgesamt weit über 100 Angriffe[2] kosteten über 6000 Zivilisten das Leben.

Der Angriff am 12. Juni 1943

Die genaue Auswahl der zu bombardierenden Stadtteile wurde anhand von Luftbildern, Bevölkerungsdichtekarten und Brandversicherungskatasterkarten getroffen. Die Katasterkarten waren durch deutsche Feuerversicherungen bei britischen Rückversicherungsgesellschaften vor dem Kriege hinterlegt worden. Die Düsseldorfer Altstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewählt, da hier der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am Höchsten war. Damit stellte sie zum Entzünden eines Feuersturms in Düsseldorf das optimale Kernzielgebiet dar.

Vor dem Bombardement wurde das Zielgebiet von Mosquito-Schnellbombern durch rote und grüne Markierungskörper (sogenannte Christbäume) abgegrenzt. Dies wurde überwacht durch einen in großer Höhe fliegenden Masterbomber, der über Funk mit den Markierungsfliegern verbunden war. Der Angriff begann um 1:15 Uhr mit dem Setzen der Markierungskörper.[3]

Das Bombardement

Düsseldorf, HJ bei Löscharbeiten

Das Zielgebiet des Angriffs auf Düsseldorf stellte im Wesentlichen das dichtbesiedelte Stadtzentrum – insbesondere die Altstadt – dar. Das Bombardement begann um 1:25 Uhr. Der gesamte Angriff dauerte eine Stunde und 20 Minuten. Um 2:35 Uhr endete der Angriff. Zuerst wurden 1.300 Sprengbomben sowie mehrere hundert Luftminen abgeworfen. Durch die Druckwellen der Explosionen wurden die Dächer aufgerissen. Danach wurden mehr als 225.000 Elektron-Thermit Stabbrandbomben über dem Stadtgebiet abgeworfen, die nun in die aufgerissen Dachstühle der Häuser fielen und diese innerhalb kürzester Zeit in Vollbrand versetzten. Binnen einer Stunde breiteten sich tausende kleinere Gebäudebrände zu einem Feuersturm aus. In den angegriffenen Stadtteilen Derendorf, Düsseldorf-Zentrum und in der Düsseldorfer Südstadt entstand ein 40 Quadratkilometer großes Feuermeer mit insgesamt etwa 9000 Einzelbränden.[4]

Schäden und Opfer

Trümmerbeseitigung 1948

Bei diesem Großangriff wurden rund 600 Menschen getötet und mehr als 3000 Menschen verwundet. Weite Teile der Innenstadt, von Derendorf und in der Südstadt waren völlig zerstört. Bis Kriegsende erfolgten noch weitere Angriffe. Bis Kriegsende hinterließen in Düsseldorf insgesamt 1.14 Millionen Brandbomben eine gewaltige Verwüstung. Es waren im Bereich der Kernstadt 93 % aller Wohnhäuser, 96 % aller der öffentlichen Gebäude und 93 % aller Geschäftsgebäude zerstört oder schwer beschädigt worden. Von 535.000 Bewohnern zu Kriegsbeginn war ein großer Teil aus der Stadt geflohen. Bei Kriegsende lebten weniger als 250.000 in den Ruinen Düsseldorfs.[5]

Einzelnachweise

  1. Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981, S 84 f.
  2. Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981, S 84 f.
  3. Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981, S 93-117 f.
  4. Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981, S 93-117 f.
  5. Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981, S 93-117 f.

Weblinks

Literatur

  • Stadtarchiv Düsseldorf, IV 483, Garten- und Friedhofsamt, 25. September 1944; IV 481, Hauptamt, 15. März 1944 und Broschüre
  • Alfons Houben, Düsseldorf. Stunde Null. 1945/46 – Ende und Anfang, Düsseldorf 1985
  • Peter Hüttenberger, Die Industrie- und Verwaltungsstadt (20. Jahrhundert), (Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, Bd. 3), Düsseldorf 1989
  • Dokumentation zur Geschichte der Stadt Düsseldorf. Im „Dritten Reich“ 1935–1945, Quellensammlung, hg.v. pädagogischen Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf, Düsseldorf 1983
  • Friedrich-Wilhelm Henning, Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981
  • Clemens von Looz-Corswarem, Die Stadt in Trümern – Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg, in: Der Düsseldorf Atlas. Geschichte und Gegenwart der Landeshauptstadt im Kartenbild, Köln 2004, S. 48f.
  • Clemens von Looz-Corswarem, Das Rechnungsbuch der Stadt Düsseldorf aus dem Jahre 1540/41. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte in der Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Düsseldorfer Jahrbuch 72 (2001), S. 13–95.
  • Gaby und Peter Schulenberg, Ein Bunker für Jan Wellem, in: Archäologie im Rheinland 2002, Stuttgart 2003, S. 221–223
  • Olaf Steinacker, Bombenkrieg über Düsseldorf, Gudensberg-Gleichen 2003
  • Hugo Weidenhaupt, Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf 1983 (9)
  • Volker Zimmermann, In Schutt und Asche. Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Düsseldorf, Düsseldorf 1995

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