Lotus 29

Lotus 29
Der Lotus 29 mit der Startnummer 92; Jim Clark wurde mit diesem Fahrzeug 1963 Zweiter beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis
Lotus 29

Der Lotus 29 war ein Monoposto-Rennwagen, der 1963 bei Lotus für das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis entwickelt wurde und bis 1965 in der USAC-Serie eingesetzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Während in den europäischen Monoposto-Serien, und hier vor allem in der Formel 1, Anfangs der 1960er-Jahre schon vorwiegend Mittelmotor-Rennwagen eingesetzt wurden, setzte man im US-amerikanischen Formelsport noch auf die Frontmotor-Technologie. Einen ersten Ausblick auf die Zukunft dieser Form des Motorsports erhielt man in den Vereinigten Staaten 1961, als Cooper einen Mittelmotor-Rennwagen für Jack Brabham nach Indianapolis brachte. Es handelte sich um einen Cooper T51, der einen auf 2,7 Liter aufgebohrten Cimax-Motor hatte. Brabham wurde mit diesem Fahrzeug im Rennen Neunter.

Ein Jahr später fuhr Dan Gurney ein Cooper-Chassis mit einem V8-Buick-Motor, schied aber bei Halbzeit des Rennes mit Motorschaden aus. Gurney war zwar nie für das Team von Colin Chapman an den Start gegangen, er konnte den britischen Konstrukteur aber davon überzeugen, ein eigenständiges Fahrzeug für das 500-Meilen-Rennen von 1963 zu bauen.

Der Rennwagen

Chapman sicherte sich vorab die Unterstützung von Ford, um ein brauchbares Triebwerk zu bekommen. Ford belieferte bereits die Rennwagen von Watson, die die letzten vier 500-Meilen-Rennen gewonnen hatten. Allerdings benötigen diese Rennmotoren Methanol als Treibstoff. Chapman wollte aber einen Motor für normales Rennbenzin und bekam einem 4,2-Liter-V8-Motor aus dem Ford Fairlane, der zu einem Renntriebwerk umgebaut wurde. Chapman war sich sicher, dass er mit dem herkömmlichen Treibstoff Sprit sparen würde, um durch die geringere Anzahl an Boxenstopps das Rennen zu gewinnen. Lotus brachte im Herbst 1962 einen Lotus 25 nach Indianapolis. Jenes Fahrzeug, mit dem Jim Clark knapp davor den Großen Preis der USA gewonnen hatte. Der Wagen bekam den Ford-Motor eingebaut und sowohl Rundenzeiten als auch Benzinverbrauch waren so beeindruckend, dass Ford die Finanzierung des Projekts 29 bewilligte.

Chapman holte im September 1962 Len Terry, der das Team kurzfristig verlassen hatte, zurück und ließ diesen den 29 bauen. Im Grunde war der 29 ein verlängerter Lotus 25, der verstärkte Aufhängungen vorne und hinten bekam. Das Monocoque entsprach aber dem des 25. Komplett neu waren jedoch die Tanks im Auto. Sechs waren notwendig, um für die notwendigen Kapazitäten zu sorgen, ging das Rennen doch über knapp 800 Kilometer, mehr als das doppelte einer Grand-Prix-Distanz. Zwei Tanks kamen an jede Seite des Wagens, einer hinter das Cockpit, vor dem Motor. Der sechste, ein Aluminiumtank, befand sich unter den Füßen des Fahrers. Alle Tanks mussten natürlich mit dem Motor verbunden sein und spezielle Ventile sorgten dafür, dass in den überhöhten Kurven der Treibstoff in den Seitentanks nicht von einem in den anderen Tank schwappen konnte.

Das 500-Meilen-Rennen 1963

Lotus brachte drei Chassis nach Indianapolis, in den Renncockpits saßen Jim Clark und Dan Gurney. Clark qualifizierte sich mit einem Schnitt von 240,948 km/h für den fünften Startplatz. Gurney hatte im ersten Training einen Unfall und zerstörte dabei ein Chassis. Er konnte aber auf den ersten Prototypen zurückgreifen und ging vom zwölften Startplatz aus ins Rennen. Die Strategie der sechs Tanks sollte nur einen einzigen Boxenstopp notwendig machen und dadurch das Rennen für Lotus entscheiden. Allerdings mussten die Fahrer mit dem Reifen haushalten. Der führende Parnelli Jones kam mit seinem Watson nach 62 Runden zu seinem ersten Routinestopp an die Boxen. Dies brachte automatisch die dahinter liegenden Clark und Gurney in Führung, die ihre Stopps zu Halbzeit des Rennens - 200 Runden waren zu fahren - in den Runden 92 (Gurney) und 95 (Clark) hatten. Damit hatten die Lotus ihre Stopps absolviert und lagen nun wieder hinter Parnelli Jones auf den Plätzen zwei und drei. Die Lotus-Strategie wurde jedoch durch Phasen der Gelbe Flaggen - die ein Überholen verhindern - zunichte gemachte, die es Jones ermöglichten zwei Mal zu tanken, ohne die Führung zu verlieren. Nach 177 Runden war Dan Gurney wegen Motoraussetzern zwar zurück gefallen, aber Jim Car lag nur fünf Sekunden hinter Parnelli Jones. Dessen Watson zog aber eine blaue Rauchfahne hinter sich her und verlor Öl. Die Regeln sagten in diesem Fall eindeutig, dass ein Fahrzeug das Öl verlor und nicht an die Box fuhr, sofort mit der Schwarzen Flagge aus dem Rennen zu nehmen war. Die Offiziellen unterließen dies jedoch, was letztlich Jim Clark den möglichen Sieg kostete. Die hinter Jones fahrenden Fahrzeuge mussten in den Kurven immer vom Gas gehen, um den ölverschmierten Stellen auszuweichen. Dadurch konnte Clark den angeschlagenen Führenden nicht einholen. Als elf Runden vor Schluss Eddie Sachs auf der Ölspur einen Dreher hatte, gab es erneut Gelbe Flaggen. Das Rennen wurde in der 193 Runde zwar wieder freigeben, aber Clark konnte Jones auf der inzwischen völlig verschmutzen Strecke nicht mehr einholen.

Jones gewann das Rennen und Lotus legte nach dem Ende Protest gegen das Ergebnis ein, der jedoch wenige Tage später abgewiesen wurde. Der Indianapolis-Sieg für Jim Clark und Lotus folgte dann 1965 mit dem Lotus 38.

Weitere Rennen

Wenige Woche später gewann Jim Clark mit dem Lotus 29 das Milwaukee 200 und Dan Gurney wurde Dritter. Es war dies der erste Sieg für einen Mittelmotor-Rennwagen bei einem Rennen der USAC-Serie. Danach wurde die Wagen verkauft und kamen 1964 und 1965, von Privatfahrern gefahren, noch einmal, allerdings erfolglos, in Indianapolis zum Einsatz.

Literatur

  • Anthony Pitchard: "Lotus – The Competition Cars", Haynes Publishing, 2006
  • Dave Friedmann: Indianapolis, Racing Memories 1961-1969. Motorbooks, Osceola 1997, ISBN 0-7603-0142-5.

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