Locomobile

Locomobile
Emblem
Locomobile Modell E Touring (1907)

Die Locomobile Company of America war ein Automobilhersteller, der 1899-1929 PKWs unter dem Markennamen Locomobile in den USA herstellte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Locomobile Company of America wurde 1899 gegründet, wobei der Name aus Lokomotive und Automobil zusammengesetzt wurde. John B. Walker kaufte die Pläne eines frühen von Francis und Freelan Stanley gefertigten frühen Fahrzeuges für US-$ 250.000,-- (Nur ein Wagen war bereits gebaut, aber 199 weitere bestellt), wobei er die Hälfte sofort an den Straßenbauunternehmer Amzi L. Barber weiterveräußerte. Die Partnerschaft dauerte nur 14 Tage; Walker gründete die Mobile Company of America auf dem Gelände der Stanley-Werke in Tarrytown (New York), wogegen Barber nach Bridgeport (Connecticut) umzog, da die Stanley-Brüder zu Direktoren von Locomobile ernannt wurden[1].

Dampfgetriebenes Locomobile, von einer Werbeschrift im Januar 1901

Locomobile begann mit der Fertigung von Dampfwagen. Die Dampf-Locomobiles waren unzuverlässig, schwierig zu bedienen, leicht entzündlich, hatten zu kleine Wassertanks (die nur für ca. 32 km Fahrstrecke reichten)[1] und mussten lange angeheizt werden; Rudyard Kipling beschrieb so ein Fahrzeug als „vernickelten Betrug“[1]. Trotzdem waren sie interessant und die amerikanische Mittelschicht schrie nach der neuesten Technologie. Vertreter, Ärzte und andere Leute, die schnell von einem Ort an einen anderen kommen mussten, fanden diese Fahrzeug nützlich. Von 1899 bis 1902 wurden über 4.000 Exemplare gebaut[1]. Die meisten hatten einfache Zweizylindermaschinen mit 927 cm³ Hubraum und einen drahtumwickelten Hochdruckkessel, der mit Naphtha beheizt wurde. Typisch für die Locomobile-Produkte war der Runabout von 1904 mit 2 Sitzplätzen, der US-$ 850,-- kostete. Die Zweizylinder-Dampfmaschine war in der Mitte des Holzrahmen-Fahrzeuges eingebaut.

Während des Burenkrieges wurden Locomobile-Fahrzeuge als erste Autos in einem Krieg eingesetzt, und zwar als Generator-, Beleuchtungs- und Küchenfahrzeug, letzteres mit dem (für britischen Geschmack unschätzbaren) Vorteil, dass man aus dem Kesselwasser sofort eine Tasse Tee aufgießen konnte[1].

Leider war dies kein sicherer Weg zum wirtschaftlichen Erfolg, nicht einmal in Großbritannien, und Locomobile fing 1902 an, mit Benzinmotoren zu experimentieren, wobei sie mit einem Vierzylindermodell mit Stahlrahmen, das von A. J. Riker konstruiert worden war, begannen. Die Versuche waren so überzeugend, dass Locomobile im Folgejahr die Produktion von Dampfwagen einstellte und die Rechte den Stanley-Brüdern für US-$ 20.000,-- zurückverkaufte[1].

Der Locomobile-Tourenwagen von 1904 bot Platz für 5 Passagiere und kostete US-$ 4,500,--, was für ein Unterschied zu den billigen Dampfwagen! Der vorne im Wagen eingebaute, wassergekühlte Reihenvierzylindermotor entwickelte 16 bhp (11,8 kW). Ein Dreigang-Stirnradgetriebe wie bei den Konkurrenten war ebenfalls eingebaut. Der Wagen mit Winkeleisenrahmen wog 998 kg.

Locomobile Modell 48 Tourenwagen 7 Sitze von einer Werbeschrift (1920)

Wie andere frühe Automobilhersteller beteiligte sich auch Locomobile an Autorennen, z.B. am Gordon-Bennett-Cup 1905 mit einem 17,7 l-Rennwagen. Mit Getriebeschaden und ohne Ersatzteile schaffte Rennfahrer Joe Tracy nur zwei Runden auf dem Auvergne-Ring, bevor das Getriebe komplett auseinander fiel. Besser erging es Tracy beim Vanderbuilt-Cup im gleichen Jahr, wo er Dritter wurde[1]. Beim Vanderbuilt-Cup 1906 schied Tracys Locomobile mit seitengesteuertem 16,2 l-Motor wegen Reifenschadens aus, aber 1908 gewann George Robertson in diesem Wagen die Veranstaltung vor seinem Markenkollegen Joe Florida auf dem dritten Platz. Damit war der Locomobile das erste amerikanische Auto, das ein internationales Rennen gewann. Dies war eine hohe Vorgabe für Locomobile, die sich bald aus dem Rennzirkus verabschiedeten, obwohl Orin Davis 1913 das Rennen Los Angeles-Phoenix gewann[1].

Aufgrund der Rennerfolge hatte sich Locomobile bald einen guten Ruf für zuverlässige und schnelle Luxuswagen erworben. Der Locomobile 40 Runabout war ein Zweisitzer mit 60 bhp (44 kW) Leistung und kostete US-$ 4.750,-- (heute ein Gegenwert von ca. € 85.000,--).

1922 wurde Locomobile von Durant Motors aufgekauft, die den Markennamen Locomobile für ihre Spitzenprodukte noch bis 1929 verwendeten.

Locomobile in der Literatur

In der in den 1920er-Jahren von Thomas Savage geschriebenen Novelle The Power of the Dog wird das Locomobile von Protagonist Peter Johnson höher als der Pierce-Arrow eingeschätzt: „...Dies waren die Fahrzeuge der Reichen und Mächtigen, und er wusste, dass nur das Locomobile (u.a. von General Pershing bevorzugt) dem Pierce Paroli bieten konnte.“

In Clive Cusslers Novelle von 2007, The Chase, kommt ein Locomobile von 1905 vor.

In Dashiell Hammetts Mysteriengeschichte von 1925, Scorched Face, fuhren die reichen Mädchen, die der „Continental Op“ suchte, ein Locomobile “mit besonderer Cabriolet-Karosserie”, als sie verschwanden.

Modelle

Modell Bauzeitraum Zylinder Leistung Radstand
Steam Runabout 1899-1904 2 Reihe (Dampf)
Steam Buggy 1901-1902 2 Reihe (Dampf)
Steam Locosurrey 1901-1904 2 Reihe (Dampf) 1.905-2.363 mm
Steam Locotrap 1902 2 Reihe (Dampf)
Steam Locodilivery 1902 2 Reihe (Dampf)
A 1902-1904 2 Reihe (Dampf) 2.159 mm
B 1902-1904 2 Reihe (Dampf) 2.007 mm
C 1903-1904 2 Reihe 9-12 bhp (6,6-8,8 kW) 1.930 mm
D 1903-1905 4 Reihe 16-25 bhp (11,8-18,4 kW) 2.184-2.438 mm
Dos-a-Dos 1903-1904 2 Reihe (Dampf) 2.007 mm
E 1905-1908 4 Reihe 20 bhp (14,7 kW) 2.337-2.946 mm
H 1905-1907 4 Reihe 35 bhp (26 kW) 2.692-3.048 mm
F 1905 4 Reihe 45 bhp (33 kW) 2.794 mm
Special 1906-1907 4 Reihe 90 bhp (66 kW) 2.794 mm
I 1908 4 Reihe 40 bhp (29 kW) 3.124mm
30 (L) 1909-1913 4 Reihe 30-32 bhp (22-23,5 kW) 3.048 mm
40 (I) 1909-1910 4 Reihe 40 bhp (29 kW) 3.124 mm
48 (M) 1910-1929 6 Reihe 48-103 bhp (35-76 kW) 3.175-3.607 mm
38 (R) 1913-1918 6 Reihe 43 bhp (32 kW) 3.048-3.556 mm
Junior 8 1925-1927 8 Reihe 66 bhp (48,5 kW) 3.150 mm
90 1926-1929 6 Reihe 86 bhp (63 kW) 3.505 mm
8-80 1927-1928 8 Reihe 90 bhp (66 kW) 3.302 mm
88 1929 8 Reihe 115 bhp (84,6 kW) 3.302 mm

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Wise, David B., British Steam-Car Pioneers, in Northey, Tom, World of Automobiles, Ausgabe 11, Orbis Publishing, London (1974)

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