Lockheed Ventura

Lockheed Ventura
Lockheed PV Ventura
PV-1 132-B-1 1943.jpg
Lockheed PV-1 „Ventura“ der U.S. Navy 1943
Typ: Seefernaufklärer
Entwurfsland: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Lockheed Corporation
Erstflug: 31. Juli 1941
Indienststellung: 1942
Produktionszeit: 1941 bis 1945
Stückzahl: 3.028

Die Lockheed PV Ventura (Lockheed 37) war ein zweimotoriges Kampfflugzeug des Zweiten Weltkrieges aus US-amerikanischer Produktion. Verwendet wurde die Maschine des Herstellers Lockheed als Seefernaufklärer und Bomber. Sie wurde aus dem zivilen Passagierflugzeug L-18 Lodestar entwickelt und hatte ihren Erstflug am 31. Juli 1941. Zwischen Juli 1941 und September 1945 wurden insgesamt 3.028 Lockheed 37 hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Erfolge mit der Lockheed Hudson führten im September 1939 dazu, dass Lockheed verbesserte Versionen der Lodestar dem britischen Air Ministry anbot. Im Februar 1940 wurde ein erster Auftrag seitens der RAF über 25 Maschinen (Typ 32-94-01 oder 132-56-01) erteilt. Weitere Gespräche mit Lockheed ließen der Vorschlag zur Entwicklung einer verbesserten Lockheed Lodestar entstehen, ausgerüstet mit Pratt & Whitney Double Wasp S1A4. Die Bestellung wurde daraufhin auf 300 Maschinen erhöht. Später wurden nochmals 375 Flugzeuge in Auftrag gegeben. Die Flugzeuge dieses Auftrags wurde von der Vega Aircraft Corporation gefertigt. [1]

Ventura-Produktion bei Lockheed Vega (Juni 1941)

Die United States Army Air Force orderte ebenfalls 200 Venturas, die als B-34 Lexington bezeichnet wurden. Ferner bestellte die USAAF 550 Aufklärer mit schwächeren Wright R-2600-Motoren, die erst als O-56, dann als RB-34B und schließlich als B-37 bezeichnet wurden.

1942 hatte die United States Navy erkannt, dass Wasserflugzeuge nur bedingt den Anforderungen für Seefernaufklärer genügten. Man suchte daher nach in Produktion befindlichen Bombern, die für diese Aufgabe geeignet waren. Die Wahl fiel auf die Consolidated B-24 Liberator, die North American B-25 Mitchell und die Ventura. Am 7. Juli 1942 unterzeichneten USN und USAAF dann ein Abkommen, das der Marine einen Anteil der Bomberlieferungen garantierte. Bereits einen Monat später wurden die ersten B-24D an die U.S. Navy übergeben. Im August 1943 schließlich löste die USAAF ihr „Anti-Submarine Command“ (U-Boot-Abwehr-Kommando) auf und übergab alle dort eingesetzten Maschinen an die U.S. Navy.

So wurde auch die Produktion der B-37 nach nur 18 Maschinen gestoppt. Für die U.S. Navy wurde eine andere Funkausrüstung eingebaut, die Reichweite wurde erhöht, die Bewaffnung verändert und ein ASD-1-Radar in der Flugzeugnase eingebaut. Von dieser Version bestellte die Marine 1.600 Stück als PV-1 Ventura, die ab Dezember 1942 ausgeliefert wurden.

Am 30. Juni 1943 orderte die U.S. Navy dann eine verbesserte Version, die als PV-2 Harpoon bezeichnet wurde. Die Reichweite wurde nochmals erhöht und die Bewaffnung verbessert. Leicht verändert wurde ferner das Heckleitwerk. Sie flog erstmals am 3. Dezember 1943. Allerdings mussten die Flügel komplett überarbeitet werden, wodurch Ende 1944 lediglich 69 einsatzbereit waren. Über 500 PV-2 wurden fertiggestellt, mit dem Kriegsende wurden aber alle weiteren Bestellungen storniert.

Einsatz

RAF Ventura I beim Angriff auf IJmuiden im Februar 1943
PV-1 in den Aleuten 1943
PV-1 Nachtjäger des U.S. Marine Corps 1943

Zwischen November 1942 und September 1943 setzten die RAF und die Royal New Zealand Air Force die Ventura als Bomber ein. Es zeigte sich jedoch, dass die Maschine zu langsam und zu schwach bewaffnet war. Sie wurde deshalb an das RAF Coastal Command, die Royal Canadian Air Force und die South African Air Force zur Seeüberwachung abgegeben. Während Kanada die Ventura schon bald ausmusterte, flogen die südafrikanischen Maschinen noch bis weit in die 1960er Jahre.

Die Royal Australian Air Force und die RNZAF setzten Venturas in und um Neuguinea ein. Die australischen und neuseeländischen wurden 1946 ausgemustert.

Die meisten Lockheed PV wurden jedoch von der U.S. Navy eingesetzt. Den ersten Einsatz flogen PV-1 im April 1943 in Alaska. PV-1 und später PV-2 flogen auch regelmäßig Angriffe von den Aleuten auf japanische Stützpunkte auf Paramuschir. Einige PV-1 wurden auch vom U.S. Marine Corps als Nachtjäger über den Salomonen-Inseln eingesetzt. Die Hauptaufgabe war aber die Seeüberwachung im Atlantik und Pazifik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die PV-2 noch bis 1948 von Reservestaffeln der U.S. Navy geflogen.

Brasilien erhielt 1944 15 PV-1 und sechs PV-2, die bis in die 1950er Jahre geflogen wurden. Einige wurden dann noch als Transportflugzeuge umgebaut.

Ebenfalls 1944 erhielten die Freien Französischen Streitkräfte einige PV-1, die bei der „Flottille 6F“ Dienst taten, bis sie schon bald nach dem Krieg durch Bloch 175 abgelöst wurden. Frankreich erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg auch einige PV-2, die bei der Staffel 12S flogen und später an Portugal abgegeben wurden.

Italien erhielt ebenfalls 22 PV-2, die bis Ende der 1950er Jahre bei der 86. und 87. Gruppi Antisommergibili (ASW-Gruppe) eingesetzt wurden.

Im Juli 1951 erhielten die neu gegründeten Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte 17 PV-2.

Im gleichen Jahr erhielten die Niederlande 18 PV-2, die allerdings schon nach zwei Jahren durch die Lockheed P2V-5 Neptune ersetzt wurden.

Die Streitkräfte Perus erhielten sechs PV-2, die bis in die 1960er flogen.

1954 erhielt Portugal die 18 niederländischen PV-2 sowie 24 aus den USA und Frankreich. Einige wurden später zu Schlachtflugzeugen umgebaut und taten im Kolonialkrieg in Angola bis in die 1970er Jahre Dienst.

Erhaltene Flugzeuge

Das Museum der Südafrikanischen Luftwaffe in Pretoria hat vier PV-1 (Lockheed Konstruktionsnummern 4642, 4646, 6219 und 6220). Die 4642 ist ausgestellt, die restlichen sind eingelagert. In den USA sind zwei PV-2 erhalten, die BuNo 37230 im National Museum of Naval Aviation und die 37396 in privater Hand.

Versionen [2]

Lockheed B-34-VE
Lockheed B-37
PV-3 der Staffel VP-82 Anfang 1943
Ventura I (Model 37-21-01)
militärische Ausführung der Lockheed L-18 Lodestar mit 1850 PS Pratt & Whitney S1A4-G Double Wasp-Motoren, 188 wurden für die RAF gebaut.
Ventura GR I
Umbau der übriggebliebeben Ventura I als Seefernaufklärer, der ab Herbst 1943 durchgeführt wurde. Einsatz zunächst beim Coastal Command und im Mittelmeerraum.
Ventura C I
Umbau von Ventura I als Transportflugzeug.
Ventura II (Model 37-27-01)
Version mit R-2800-31-Motoren und größerem Bombenschacht, 487 Maschinen wurden gebaut. 196 Maschinen gingen an Streitkräfte des Commonwealth. 264 wurden von USAAF übernommen, 27 von der USN als PV-3.
Ventura IIA (Model 137-27-02)
200 Maschinen im Rahmen des Lend&Lease-Abkommens mit einem Martin-Drehturm und US-Ausrüstung. Es gingen nur 25 an die RAF, der Rest an die USAAF als B-34.
Ventura III (Model 137-96-03)
nicht gefertigt
Ventura GR V
387 PV-1, die an die RAF geliefert wurden, später teilweise zu Ventura C.V. Frachtmaschinen umgerüstet.
B-34-VE Lexington (Model 137-27-02)
Bezeichnung der Ventura IIA bei der USAAF, 20 wurden gebaut. Im Oktober 1942 in RB-34 umbenannt. (VE steht für Fertigung bei Vega)
B-34A-VE
66 Maschinen im Rahmen des Lend&Lease gefertigt und als Ventura IIA für RAF, RAAF, RCAF und RNZAF gefertigt (B-34A-1-VE). 101 Maschinen an die USAAF geliefert, davon 57 B-34A-2-VE Bombenschulflugzeug, 28 B-34A-3-VE zur Ausbildung von Bordschützen und 16 B-34A-4-VE als Zielschleppflugzeug gefertigt.
B-34B-VE
13 B-34A als Navigationstrainer gelieferte Maschinen, später in RB-34B-VE umbenannt.
B-37-LO (Model 137-96-03)
Seefernaufklärer der USAAF, B-34 mit 1700 PS Wright R-2600-13-Motoren, 550 als O-56 bestellt, später als RB-34B-LO bezeichnet. 18 wurden gebaut, der Rest storniert. Erstflug am 21. September 1942. Die letzte Maschine wurde im April 1943 ausgeliefert.
PV-1 Ventura (Model 237-27-01)
navalisierte B-34 für die U.S. Navy mit erhöhter Treibstoffzuladung und ASD-1-Radar, 1.600 wurden gebaut. Erstflug 3. November 1942. Einige Maschinen wurden als dreisitziger Nachtjäger umgerüstet. Sie erhielten ein britisches AI Mk IV Radar und wurden vom USMC verwendet.
PV-2 Harpoon
PV-1P
Version für spezielle Langstreckeneinsätze mit zusätzlichen Kameras, nur wenige Maschinen wurden 1945 so ausgerüstet.
PV-2 Harpoon (Model 15-27-01)
vergrößerte PV-1 mit verstärkter Bewaffnung, mehr Kraftstoff, anderen Tragflügeln, einem vergrößerten Seitenleitwerk und AN/APS-3-Radar. Die Tragflügel zeigten sich der Belastung nicht gewachsen und mussten nochmals neu konstruiert werden. 500 wurden gebaut.
PV-2C
Bezeichnung für die ersten 30 PV-2 mit den originalen Flügeln.
PV-2D
PV-2 mit acht 12,7 mm MGs im Bug. 908 wurden bestellt, bei Kriegsende waren jedoch nur 35 fertiggestellt, der Rest wurde storniert.
PV-2T
Nach dem Krieg Umbau einiger PV-2 zu unbewaffneten Trainern.
PV-3
27 von der U.S. Navy übernommene Ventura II.
PV-4
Projekt mit höherer Leistung und stärkerer Bewaffnung. Entwicklung bei Kriegsende eingestellt.

Nutzer

Retired PV-1 at the SAAF Museum
AustralienAustralien Australien
Royal Australian Air Force
BrasilienBrasilien Brasilien
Força Aérea Brasileira
FrankreichFrankreich Frankreich
Französische Marine
JapanJapan Japan
Meeresselbstverteidigungsstreitkräfte
KanadaKanada Kanada
Royal Canadian Air Force
NiederlandeNiederlande Niederlande
Koninklijke Marine
NeuseelandNeuseeland Neuseeland
Royal New Zealand Air Force
Sudafrika 1928Südafrika Südafrika
South African Air Force
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Royal Air Force
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
United States Marine Corps
United States Navy

Technische Daten

Risszeichnung der PV-1
Risszeichnung der PV-2
Kenngröße PV-1 Ventura PV-2 Harpoon
Länge 15,77 m 15,98 m
Flügelspannweite 19,96 m 22,84 m
Höhe 3,63 m 3,63 m
Antrieb zwei Pratt & Whitney R-2800-31 Double Wasp mit je 2.000 PS zwei Pratt & Whitney R-2800-31 Double Wasp mit je 2.000 PS
Höchstgeschwindigkeit 512 km/h 454 km/h
Größte Reichweite 2.670 km 2.880 km
Besatzung 4-5 4-5
Dienstgipfelhöhe 8.016 m 7.285 m
Leergewicht 9.161 kg 9.538 kg
Fluggewicht 14.096 kg 16.330 kg
Bewaffnung Zwei starre 12,7-mm-MGs vorne, zwei im Rückenturm und zwei 7,62-mm-MGs unter dem Heck
max. 1.362 kg Bomben im Rumpf und max. 908 kg an Außenlasten unter den Flügeln
Fünf starre 12,7-mm-MGs nach vorne zwei im Rückenturm und zwei unter dem Heck
max. 1.816 kg Bomben im Rumpf und max. 908 kg an Außenlasten unter den Flügeln

Literatur

  • Peter M. Bowers: United States Navy Aircraft since 1911. Naval Institute Press, Annapolis (Maryland, USA) 1990, ISBN 0-87021-792-5, S. 286–289.

Einzelnachweise

  1. Lockheed Martin, Horst D. Wilhelm, Motorbuchverlag 2004, ISBN 3-7276-7149-1, S.48ff
  2. Lockheed Martin, Horst D. Wilhelm, Motorbuchverlag 2004, ISBN 3-7276-7149-1, S.58f

Weblinks


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