Literaturforum im Brecht-Haus

Literaturforum im Brecht-Haus
Das Brecht-Haus in Berlin-Mitte
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Veranstaltungssaal außen
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Veranstaltungssaal innen
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Gedenktafel

Das Literaturforum im Brecht-Haus ist ein Kulturzentrum in Berlin, in dem Lesungen, Filme, Ausstellungen, Veranstaltungsreihen, Seminare und Workshop stattfinden. Neben dem Literaturforum sind im Brecht-Haus das Bertolt-Brecht-Archiv, die Brecht-Weigel-Gedenkstätte sowie das Kellerrestaurant untergebracht.

Von 1953 bis zu ihrem Tod war das Brecht-Haus in Berlins Mitte die letzte Wohn- und Wirkungsstätte von Bertolt Brecht und Helene Weigel. Das Literaturforum im Brecht-Haus fördert seit 1992 den Dialog von Kulturschaffenden mit Kulturfreunden. Gäste aus dem In- und Ausland besuchen die thematisch breit gefächerten Buchpremieren, Lesungen, Filme, Ausstellungen, Veranstaltungsreihen, Seminare und Workshops. Die Verantwortlichen des Literaturforums widmen das Programm dem Spannungsfeld von Geschichte und Gegenwart.

Inhaltsverzeichnis

Regelmäßige Veranstaltungen

Brecht-Tage

Das Leben und Werk Brechts und seiner Wegbegleiter ist seit dreißig Jahren ein ständiger Bestandteil des Programms. Internationale Fachleute aus Kultur und Wissenschaft diskutieren mit dem Publikum aktuelle wissenschaftliche Beiträge zur Rezeption des Brecht’schen Werkes. Im Fokus stehen die Wirkung seines Theaters und seine Beziehung zu Wissenschaft, Politik und Philosophie. Eine Publikation macht die Ergebnisse der Brecht-Tage auch einem größeren Publikum zugängig.

Sommerprogramm

Das alljährliche Sommerprogramm ist ausgesuchten Autoren gewidmet, zu denen das Literaturforum in Kooperation mit Verlagen und Kulturinstitutionen zwei thematische Veranstaltungswochen ausrichtet. In Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Film- und Audiozeugnissen werden unterschiedliche Aspekte eines Werkes bzw. dessen Rezeption beleuchtet. Im Zentrum dieser monothematischen Wochen bisher etwa: Bettina von Arnim, Walter Benjamin, Wolfgang Koeppen und Stefan Zweig.

Buchvorstellungen

Programmschwerpunkt sind Lesungen und Gespräche: Das Literaturforum kooperiert mit den Zeitschriften Literaturen und DAS MAGAZIN. Die Literaturkritikerin Frauke Meyer-Gosau moderiert die Buchvorstellungen für Literaturen und Wiebke Porombka für DAS MAGAZIN.

Berliner Montagsdiskurs

Der Kulturwissenschaftler Paul Werner Wagner im Gespräch mit Autoren und Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft.

Dichterleben

Der Lyriker Richard Pietraß lädt international bekannte Kollegen zum Gespräch und stellt eine Auswahl ihrer Werke vor.

Lebenszeugnisse

Der Historiker Prof. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin, stellt Zeitzeugen deutscher Vergangenheit vor: „Fritz Bauer – Biographie eines Juristen aus ‚Freiheitssinn’“, Hans Otto Bräutigam „Ständige Vertretung. Meine Jahre in Ost-Berlin“, Hasnain Kazim „Grünkohl und Curry – Die Geschichte einer Einwanderung“ u.a.

Temporäre Reihen

Krimi-Reihe

„Schöne Morde, dreiste Ermittler. Ästhetik und Menschenbild des Kriminalromans“ u.a.

Briefwechsel-Reihe

„Verlass dich dass…“ u.a.

Die Gäste des Literaturforums seit 1998 – eine Auswahl

Anm.: Einige der unten genannten Kulturschaffenden sind in mehreren künstlerischen Disziplinen tätig. Sie werden (in alphabetischer Reihenfolge) in einem ihrer Tätigkeitsgebiete genannt.

Bild

Karsten Bartel, Sibylle Bergemann (†), Daniela Comani, Arno Fischer, Sarah Haffner, Barbara Honigmann, Roger Melis(†), Nuria Quevedo, Cornelia Schleime, Sarah Schumann, Volker Sieben, Reinhard Stangel u.a.

Wort

Wolf Biermann, Thomas Brasch(†), Günter de Bruyn, Hans Magnus Enzensberger, Jonathan Franzen, Durs Grünbein, Stefan Heym(†), Wolfgang Hilbig(†), Brigitte Kronauer, Günter Kunert, Peter Rühmkorf(†), Peter Schneider, Ingo Schulze, Günter Wallraff, Christa Wolf u.a.

Film, Theater, Musik

Frank Castorf, Marianne Hoppe(†), Wolfgang Kohlhaase, Sophie Rois, Otto Sander, Volker Schlöndorff, George Tabori(†), Katharina Thalbach, Michael Verhoeven u.a.

Wissenschaft, Politik, Medien, Verlage

Ulla Unseld-Berkéwicz, Christina von Braun, Lothar de Mazière, Jan Philipp Reemtsma, Hazel Rosenstrauch, Friedrich Schorlemmer, Wilhelm Freiherr Speck von Sternburg, Wolfgang Thierse, Richard von Weizsäcker u.a.

Moderation

Jakob Augstein, Dieter Hildebrandt, Sigrid Löffler, Jörg Magenau, Michael Opitz, Richard Pietrass, Jörg Plath u.a.

Kooperationen

Auch „außer Haus“ ist das Literaturforum aktiv. Zu den Veranstaltungspartnern gehören u.a. die Akademie der Künste, das Berliner Ensemble, die Saarländische Landesvertretung, die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz und das Naturkundemuseum. Eine besondere Kooperationsform verbindet das Literaturforum mit der Filmschule Hamburg Berlin e.V. Im Rahmen einer praxisorientierten Weiterbildung für Medienberufe werden Film- und Multimedia-Workshops angeboten.

Entdeckung und Förderung neuer Talente

Die Entdeckung und Förderung junger Schriftsteller hat für das Literaturforum einen besonderen Stellenwert. Alljährlich stellen die Berliner Manuskripte Stipendiaten des Berliner Arbeitsstipendiums für Autoren der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten mit Arbeitsproben und Veröffentlichungen vor. Seit 2008 fördert das Literaturforum junge Autoren in der Romanwerkstatt. Unter der Leitung des Berliner Schriftstellers Michael Wildenhain feilt der literarische Nachwuchs an eigenen Texten, debattiert über deren Inhalte und Dramaturgie. Ziel der Werkstatt ist es, Romanprojekte weiterzuentwickeln oder erfolgreich zu beenden. Die Präsentation der Ergebnisse der Werkstatt findet unter großem öffentlichem Interesse im Literaturforum im Brecht-Haus statt.

Geschichte

April 1977 bis Februar 1978: Errichtung der Gedenkstätte Brecht-Haus
Das Ministerium für Kultur der DDR erteilt den Auftrag für den Umbau und die originalgetreue Restaurierung des Gebäudekomplexes in der Chausseestraße 125. Die Rekonstruktion wird anhand vorliegender Fotos vorgenommen. Gestaltungselemente wie Eierstäbe, lesbisches Kyma, Konsolen, Überdachungen und profilierte Faschen werden nachgestaltet und als vorgefertigte Elemente angebracht. Ziel ist es, „das Berliner Mietshaus, so wie es Brecht kannte und liebte, in seiner Einfachheit und Klarheit zu erhalten“ und mit einer lebendigen Gedenkstätte die kulturellen und politischen Leistungen Brechts zu würdigen.

9. Februar 1978
Das Haus wird der Öffentlichkeit übergeben. In ihm sind untergebracht: das Brecht-Zentrum der DDR, die Buchhandlung Brecht, das Sekretariat der Bertolt-Brecht-Erben, die Brecht-Weigel-Gedenkstätte (Wohn -und Arbeitsräume von Bertolt Brecht und Helene Weigel) sowie das Bertolt-Brecht-Archiv (BBA), das 1973 von der Akademie der Künste übernommen und 1974 durch das Helene-Weigel-Archiv erweitert wurde. Hausherr ist das Brecht-Zentrum (Leitung: Dr. Werner Hecht), das dem Ministerium für Kultur unterstellt ist.

8.-11. Februar 1978
Die internationalen Brecht-Tage finden zum ersten Mal statt.

1981
Das Informations- und Mitteilungsblatt des Brecht-Zentrums notateerscheint jährlich sechsmal mit 16 Seiten Umfang.

27. März 1981 bis 1990

Das Brecht-Zentrum verleiht alljährlich zum Welttag des Theaters die Helene-Weigel-Medaille (1981 neu gestiftet) für herausragende schauspielerische Leistungen. Die Preisträger sind unter anderem Ulrich Mühe und Carmen-Maja Antoni.

Mai 1984

notate wird vom Ministerium für Kultur der DDR gerügt. Grund: Der Abdruck zweier Interviews (in notate 3/1984) mit Heiner Müller, in denen er sagt:

„[…] Unsere jetzige idyllische Periode, die ja gar nicht idyllisch ist, ist nicht rezipierbar, außer sehr flache Abbildungen in bestimmte Genres zu übersetzen“

– Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.36

10. Juni 1990

Das Brecht-Zentrum ist mit sofortiger Wirkung eine eigene juristische Person und nicht mehr dem Ministerium für Kultur unterstellt. Die Buchhandlung Brecht und das Kellerrestaurant sollen privatisiert werden. Allen Mitarbeitern wird zum 31. Dezember 1990 gekündigt – sieben der Kündigungen werden wieder aufgehoben.

Oktober 1990
Mit Nr.4/90 erscheint die letzte Ausgabe von notate.

„Die Entscheidung für eine Zeitung, die sich speziell mit dem Werk Brechts beschäftigt und seine Weiterwirkung im heutigen Theater auf der Erde verfolgt, konnte von vornherein nicht von marktwirtschaftlichen Überlegungen ausgehen. Die Leser in über fünfzig Ländern waren zu einem nicht geringen Teil Theaterleute, die für ihre Arbeit Unterstützung erhofften. Es waren gerade jene, die über wenige oder über keine Mittel verfügten und ihre Arbeit nur unter großen[sic] persönlichen[sic] Einsatz machten und machen. In nicht wenigen Ländern ist das Theater des ‚armen B.B.’ das Theater der Armen.“

Dr. Werner Hecht, Leiter des Brecht-Zentrums: Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.39

1. Januar 1991

Das Brecht-Zentrum wird in BrechtZentrumBerlin umbenannt. Die Leitung übernimmt Dr. Inge Gellert.

24. September 1992

Die Brecht-Erben untersagen die Namensträgerschaft. Seitdem wird das BrechtZentrumBerlin als Literaturforum im Brecht-Haus geführt. Trägerverein wird die Gesellschaft für Sinn und Form e.V.

1. Januar 1998

Therese Hörnigk übernimmt die Leitung des Literaturforums im Brecht-Haus.

1. Januar 2008

Ursula Vogel übernimmt die Leitung des Literaturforums im Brecht-Haus.

Literatur

Quelle für den Abschnitt Geschichte (in Auszügen): Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.27-51

Weblinks

Literaturforum im Brecht-Haus

Dreigroschenheft


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