Charles Godefroy

Charles Godefroy
Charles Godefroy

Charles Godefroy (* 29. Dezember 1888 in La Flèche/Sarthe; † 11. Dezember 1958 in Soisy-sous-Montmorency bei Paris) war ein französischer Flieger, der wegen seines spektakulären Flugs durch den Arc de Triomphe in Paris im Jahr 1919 berühmt wurde.

Er wurde 1914 im Alter von 26 Jahren zum Militär einberufen und diente im 132. Infanterieregiment. Mit dem „Croix de Guerre“ ausgezeichnet, kam er nach einem Krankenhausaufenthalt am 1. September 1917 zu den Fliegern. Er machte seine Ausbildung auf einem Nieuport-Jagdflugzeug in Miramas, die er am 21. November 1918 abschloss. Durch sein fliegerisches Können wurde er bald zum Fluglehrer.

Inhaltsverzeichnis

Zur Vorgeschichte

Anlässlich der großen Siegesparade auf der Avenue des Champs-Élysées am 14. Juli 1919 hatte die Militärführung angeordnet, dass die Flieger „zu Fuß“ mitmarschieren sollten - wie die Infanteristen. Das empfanden diejenigen, die sich als die „Helden der Lüfte“ betrachteten, als Provokation. Bei einem Treffen in der Bar „Fouquet“ auf den Champs Élysées beschloss eine Gruppe, dass einer von ihnen während der Parade durch den Triumphbogen fliegen sollte. Die Wahl fiel auf Jean Navarre, der mit 12 Luftsiegen als Ass unter den Piloten galt. Aber am 10. Juli verunglückte Navarre bei einem Übungsflug. Charles Godefroy fühlte sich mit 500 Flugstunden als erfahren genug, um an seine Stelle zu treten. Bis zur Siegesparade war das Vorhaben aber nicht mehr zu schaffen. Doch die Aufgabe reizte den jungen Flieger. So begann er an der Brücke über die Kleine Rhone bei Miramas zu üben. Mit einem befreundeten Journalisten, Jacques Mortane, inspizierte er mehrmals den Triumphbogen, um die Flugroute und die Luftströmungen zu erkunden. Mortane beabsichtigte, das Ereignis für die Nachwelt im Film festzuhalten. Weil der Flug gegen alle Vorschriften verstieß, mussten die Vorbereitungen unter größter Geheimhaltung getroffen werden.

Der Flug

Charles Godefroy – Der Flug durch den Arc de Triomphe

Am frühen Morgen des 7. August 1919 erschien Charles Godefroy in seiner Uniform als Stabsfeldwebel, das Croix de Guerre angeheftet, auf dem Flugplatz von Villacoublay. Sein Mechaniker hatte in aller Heimlichkeit eine „Nieuport 11 Bébé“ startklar gemacht. (Bébé = Baby, wegen ihrer geringen Spannweite von 7,52 m.) Mit diesem Doppeldecker – einem erfolgreichen Jagdflugzeug - startete Godefroy um 7:20 Uhr. Von Westen kommend, erreichte er kurz danach die Porte Maillot. Er umrundete den Triumphbogen zweimal und begann mit dem Anflug über die Avenue de la Grande-Armée. Um Geschwindigkeit aufzunehmen, drückte er die Maschine runter und schaffte den Durchflug. Viel Platz war nicht - die Bogenbreite des Triumphbogens beträgt 14,60 m. Dabei musste er im Tiefflug über eine Straßenbahn, deren Fahrgäste sich zu Boden warfen. Viele Passanten liefen voller Schrecken davon. Godefroy flog über die Place de la Concorde und kehrte dann zum Flugplatz zurück, wo sein Mechaniker die Maschine versorgte. Der Flug dauerte nur eine halbe Stunde. Auf dem Flugplatz hatte niemand etwas bemerkt.

Das ganze Ereignis ließ der Journalist Jacques Mortane fotografieren und filmen. Die Bilder erschienen in vielen Zeitungen und in der Wochenschau. Godefroy blieb offiziell im Hintergrund. Aber sein Name ließ sich nicht dauerhaft geheim halten. Den Behörden war dieses Vorkommnis zwar unangenehm und man befürchtete Nachahmer, doch gab es nur eine Verwarnung für Godefroy.

Späteres Leben

Nach diesem Husarenstück gab Godefroy die Fliegerei auf. Ob er es seiner Familie zuliebe tat oder die Militärbehörden ihn dazu zwangen, ist nicht mehr bekannt. Er ließ sich mit seiner Frau und seiner Tochter in Soisy nieder und betrieb in Aubervilliers einen Weinhandel. Sein Flug geriet in Vergessenheit. Erst nach seinem Tod - er starb kurz vor seinem 70. Geburtstag – erinnerte man sich wieder seiner fliegerischen Glanzleistung. Zu seiner Beerdigung schickte die Luftwaffe eine Abordnung, die Stadt Paris verlieh ihm posthum eine silberne Ehrenmedaille. Die Gemeinde Soisy benannte eine Straße nach ihm und brachte dort eine Erinnerungstafel an. Auch eine Kinderkrippe trägt seinen Namen. Mit dem (verbotenen) Flug durch den Arc de Triomphe hatte sich Charles Godefroy in die Geschichte der frühen Fliegerei eingeschrieben. Über 60 Jahre blieb er der Einzige, der einen Durchflug gewagt hatte. Erst 1981 gelang einem Piloten namens Alain Marchand [1] erneut dieser spektakuläre Flug und 1991 versuchte ein Unbekannter diese fliegerische Leistung noch zu übertreffen, indem er anschließend unter dem Eiffelturm hindurch flog.[2]

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Ich habe echt einen Knacks weg. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1987 (online).
  2. Survol de Paris

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Charles Godefroy — (29 December 1888 at La Flèche (Sarthe) – 11 December 1958 at Soisy sous Montmorency, (Val d Oise), north of Paris) was a French aviator who became famous by his spectacular flight passing through the Arc de Triomphe in Paris in 1919. He was… …   Wikipedia

  • Charles Godefroy — Pour les articles homonymes, voir Godefroy. Charles Godefroy Charles Godefroy (né le 29 décembre 1888 à La Flèche, Sarthe mort le 11  …   Wikipédia en Français

  • Charles Godefroy de La Tour d'Auvergne — Charles Godefroy Duke of Bouillon Spouse Maria Karolina Sobieska Detail Issue Marie Louise, Princess of Guéméné Godefroy Charles Henri, Duke of Bouillon Full name Charles Godefroy de La Tour d Auvergne …   Wikipedia

  • Charles-Godefroy de La Tour d'Auvergne — duc de Bouillon, né le 11 juillet 1706 à Paris, décédé le 24 octobre 1771 au château de Montalet (Issou). Biographie Il est grand chambellan de France de 1728 à 1747 sous Louis XV. Pour rembourser ses dettes de jeu, il vend le …   Wikipédia en Français

  • Jean-Bretagne-Charles-Godefroy de la Trémoille — Jean Bretagne Charles de La Trémoille Charles Jean Bretagne Godefroy de la Trémoille, il est né le 5 février 1737 à Paris (Saint Roch), et est mort le 19 mai 1792 à Chambéry ou Aix les Bains. C est le fils de Charles Armand René de La… …   Wikipédia en Français

  • Denis-Charles Godefroy-Menilglaise — Denis Charles Godefroy Ménilglaise Pour les articles homonymes, voir Godefroy. Denis Charles Godefroy Ménilglaise (22 août 1795 20 juillet 1877) est un historien français, connu surtout pour avoir édité deux chroniques médiévales, celle de… …   Wikipédia en Français

  • Denis-Charles Godefroy-Ménilglaise — Pour les articles homonymes, voir Godefroy. Denis Charles Godefroy Ménilglaise (22 août 1795 20 juillet 1877) est un historien français, connu surtout pour avoir édité deux chroniques médiévales, celle de Gilbert de Mons, qu il traduisit en… …   Wikipédia en Français

  • Godefroy Maurice de La Tour d'Auvergne — Godefroy Maurice Duke of Bouillon Godefroy Maurice in 1657 Spouse Marie Anne Mancini …   Wikipedia

  • Godefroy — (Gothofredus), a French noble family, which numbered among its members several distinguished jurists and historians. The family claimed descent from Symon Godefroy, who was born at Mons about 1320 and was lord of Sapigneulx near Berry au Bac, now …   Wikipedia

  • Godefroy Charles Henri de La Tour d'Auvergne — Godefroy Charles Henri de La Tour d Auvergne, né le 27 janvier 1728 à Paris, décédé le 3 décembre 1792 au château de Navarre près d’Évreux, duc de Bouillon et prince de Turenne: Membre honoraire de l Académie royale de… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”