Charles Dutoit

Charles Dutoit

Charles Édouard Dutoit (* 7. Oktober 1936 in Lausanne) ist ein in Kanada lebender Schweizer Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Künstlerische Entwicklung

Charles Dutoit erhielt in den Konservatorien von Lausanne und Genf eine umfassende musikalische Ausbildung in den Fächern Violine, Viola, Klavier, Schlagzeug, Komposition, Instrumentation, Theorie und Dirigieren. Hernach vervollständigte er seine Ausbildung in Siena bei Alceo Galliera und in Tanglewood (Massachusetts) bei Charles Münch.

Ab 1953 leitete er verschiedene Chöre und Amateurorchester. Dann lud ihn Herbert von Karajan nach Wien ein, um an der Wiener Staatsoper die Premiere von Manuel de Fallas Ballett El sombrero de tres picos zu dirigieren, was ihn ins internationale Rampenlicht rückte. 1964 wurde er zum Vize- und 1967 zum Chefdirigenten des Berner Symphonie-Orchesters ernannt, das er bis 1973 leitete. Von 1967 bis 1970 war er auch Dirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich (neben Rudolf Kempe). In den Jahren 1973 bis 1975 leitete er das Nationalorchester von Mexiko, und von 1975 bis 1978 jenes von Göteborg. 1977 wurde Dutoit zum Musikdirektor des Symphonieorchesters von Montreal ernannt, eine Position, die er bis 2002 bekleidete. Unter seiner Leitung wurde dieses Orchester nach Meinung der Fachkritik zu einem der weltbesten Ensembles. Mit ihm unternahm Dutoit zahlreiche Auslandtourneen und machte Plattenaufnahmen, von denen viele mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. 1983 bis 1986 war Charles Dutoit erster Gastdirigent des Minnesota Orchestra. 1984 gab er sein Debüt an der Covent Garden Opera in London und 1987 an der Metropolitan Opera in New York. 1990 wurde er zum Chefdirigenten des Orchestre de Paris gewählt, und von 1991 bis 2001 war er auch musikalischer Leiter des Orchestre national de France. 1996 wurde er zum Chefdirigenten und 1998 zum Musikdirektor des Tokyo Symphony Orchestra NHK ernannt, mit welchem er Tourneen nach Europa, den Vereinigten Staaten, China und Südostasien unternahm. Daneben dirigierte er insgesamt über 150 Orchester in Amerika und Europa. 2003 hat Dutoit damit begonnen, im Teatro Colón in Buenos Aires einen Zyklus von Wagner-Opern zu dirigieren (Der Fliegende Holländer, Der Ring des Nibelungen). 2005 kehrte er ans Saratoga Performing Arts Center zurück und leitete dort das Philadelphia Orchestra, dem er seit 2008 auch als Chefdirigent vorsteht. Im September 2009 übernahm er in der Nachfolge Daniele Gattis als Principal Conductor und Artistic Director die Leitung des Royal Philharmonic Orchestra in London.

Künstlerisches Wirken

Da Charles Dutoit ein besonderes Interesse zeigt für die Zusammenarbeit mit Orchestern von Musikstudenten, hat er häufig mit dem Orchestra of Curtis Institute in Philadelphia, dem Julliard Orchestra in New York, dem Civic Orchestra in Chicago und dem UBS Verbier Festival Orchester in der Schweiz zusammengearbeitet. Während drei Jahren war er der Direktor des Sapporo Pacific Music Festival in Japan. Zur Zeit wirkt Dutoit auch als künstlerischer Leiter und Dirigent am Miyazaki International Music Festival in Japan und an der Canton International Summer Music Academy (CISMA) in China.

Ausserdem hatte Dutoit für NHK-Television in Japan zehn Dokumentarfilme gemacht für eine Serie mit dem Titel Cities of Music, welche zehn Musikzentren der Welt porträtiert.

Dutoit liegen besonders die französische Musik und die Klassiker des 20. Jahrhunderts am Herzen. Er hat immer versucht, eine breite Öffentlichkeit durch veränderte Abonnements und neue Programme in die Konzertsäle zurückzubringen. So ließ er Strawinskis Geschichte vom Soldaten in Parks und auf Plätzen Montreals spielen, gab Beethovens Neunte in einer Hockey-Halle und initiierte in der Notre-Dame-Kirche von Montreal ein Festival, das unter dem Namen Mozart plus zu einem Begriff wurde.

1987 wurde Charles Dutoit in Kanada zum Künstler des Jahres gewählt und mit den Ehrendoktorwürden der Universitäten von Montreal und Laval gewürdigt. Im ganzen machte Charles Dutoit etwa 85 Platteneinspielungen und wurde mit über 40 internationalen Preisen ausgezeichnet. 1991 wurde er Ehrenbürger von Philadelphia.

Zwischen 1969 und 1973 war er mit der Pianistin Martha Argerich verheiratet.

Literatur

  • Georges Nicholson: Charles Dutoit, le maître de l’orchestre. Édition de l'homme, Montreal 1986, ISBN 2-7619-0627-6 (mit Diskografie).

Weblinks


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