Laura Carola Mazirel

Laura Carola Mazirel

Laura (Lau) Carola Mazirel (* 29. November 1907 in Utrecht; † 20. November 1974 in Saint Martin de la Mer, Département Côte-d'Or (Frankreich), war eine niederländische Juristin, Autorin, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und Sozialistin. Sie setzte sich außerdem aktiv für Homosexuellen- und Frauenrechte ein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mazirel wuchs in einem pazifistisch orientierten Elternhaus auf und wohnte bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in dem niederländischen Grenzort Gennep in der Provinz Nord-Limburg, danach in Utrecht wo sie das Gymnasium besuchte und später Jura und Psychologie studierte [1]. Neben ihrem Studium arbeitete sie als Lehrerin und Reiseleiterin. In Amsterdam wohnte sie um 1930 zeitweilig in der sozialistischen Kommune Roode Kloster von Irene Vorrink, darüber hinaus war sie aktiv im Sociaal Demokratischen Studenten Club (Sozialdemokratischer–Studenten–Club; SDSC). Als Rechtsberaterin war sie bei dem Medisch Opvoedkundig Bureau (Medisches Pädagogisches Büro) tätig und öffnete 1937 ein eigenes Rechtsanwaltbüro. Mit ihren juristischen Kenntnissen hatte sie insbesondere Flüchtlingen geholfen, außerdem Familienangelegenheiten und Problemfälle mit der Ausländerbehörde in Behandlung genommen. Hinsichtlich des Paragraphen 248 des niederländischen Strafgesetzbuches, der zu dieser Zeit intime Kontakte zwischen Menschen des gleiches Geschlechtes verbot, wobei die eine Person Erwachsen und die andere Minderjährig ist, setzte sie sich für Menschen ein die aufgrund dieses Paragraphen verfolgt wurden. Ein in den 1930er Jahren bemerkenswerter Einsatz. Ebenfalls trat sie aktiv bei der niederländischen Regierung und jüdischen kirchlichen Institutionen dafür ein dass Angaben über den religiösen Glauben und andere persönliche Interessen nicht bei den staatlichen Behörden registriert werden sollten. Ihr Engagement blieb ohne Erfolg.

Wirken

Auf legale und in den 1940er Jahren auch illegale Weise wusste Mazirel Flüchtlingen während der Besatzung durch die Nationalsozialisten in den Niederlanden zu helfen. Ihr Rechtsanwaltbüro diente zum Teil als Tarnung für Widerstandsaktivitäten; dem durchgeben von Informationen, zur Kontaktaufnahme und dem organisieren von Unterkünften für verfolgte Personen. Da sie konsequent gegen den Gebrauch von Waffen war, beschränkte sie ihre Aktivitäten auf gewaltlosen Widerstand. Sie gehörte der Widerstandsgruppe Vrije Groepen Amsterdam an. Unter dem Decknamen Noortje Wijnands und der Berufsangabe „Säuglingsschwester“ operierte sie im Untergrund. Als Widerstandskämpferin hatte sie mehrere Male psychische Misshandlungen ertragen müssen die ihre Gesundheit für den Rest ihres Lebens beeinträchtigten. 1943 war Mazirel eine der Organisatoren des Attentates auf das Amsterdamer Einwohnermeldeamt (Bevolkingsregister) um persönliche Angaben von politisch verfolgten Personen zu vernichten. Sie wurde gegen Ende 1944 in Haft genommen, allerdings kurze Zeit später wieder in Freiheit gestellt da ihre persönliche Akte unauffindbar war.

Nach 1945 setzte sie ihre Arbeit als Rechtsanwältin fort für Einbürgerungsproblematik und den Anliegen für Namensveränderungen. Als Anwältin beriet sie die sozialistische Zeitschrift De Vlam und 1946 die heute noch bestehende Organisation Nederlandse Vereniging voor Integratie van Homoseksualiteit (früher: Cultuur en Ontspanningscentrum) COC, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Bei dem Internationalen Homokongress 1957 in Frankfurt/M., organisiert vom COC, hielt sie Lesungen. Mazirel war Mitglied bei der 1952 gegründeten Commissie Abortusvraagstuk (etwa: Kommission für Fragen über Schwangerschaftsabbruch). Als Mitglied der Partij van de Arbeid (PvdA) war sie Kongressabgeordnete. Voller Empörung über die politische Linie der sozialistischen Partei in indonesischen Angelegenheiten verließ sie die Partei und wurde Mitglied der Pazifistisch Socialistische Partij. 1955 war sie wegen ihrer Gesundheit gezwungen ihr Rechtsanwaltbüro aufzugeben und mit ihrem Ehemann und Sohn nach Frankreich auf das Land zu ziehen.

1981 errichtete Jan Rogier die Stiftung Lau Mazirel Stichting mit der Aufgabe, sich für die Rechte und Interessen von Minderheiten einzusetzen, ganz im Sinne von Laura Mazirel. Zum zehnjährigen Bestehen der Organisation COC wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt.

Veröffentlichungen

In Zeitungen und Zeitschriften

  • Wet en Huwelijk und het nieuwe Kinderrecht, in: „De groene Amsterdamer“ (1948)
  • Woonwagenvraagstuk, in: „Nieuwe Rotterdamse Courant“ (1965)
  • Gettos in Nederland, in: „De nieuwe Linie“ (1966)
  • De Wet. Nieuwe regelen ter bevordering van het maatschappelijk welzijn van de woonwagenbevolking, in: „Nederlands Juristenblad“ (1968)
  • Bezwaren tegen de komende volkstelling, in: „Wetenschap en Samenleving“ (1971)

Weblinks

Het Leven en de Erfenis van Lau Mazirel (Das Leben und Erbe von Laura Mazirel). Biografische Angaben; niederländisch.

Einzelnachweis

  1. Autor: Leonie de Goei, Portret: L.C. Mazirel. Particulier bezit. Erste Veröffentlichung im BWSA 5, 1992, Seite 189-192. In: Biografisch Woordenboek van het Socialisme en de Arbeidersbeweging in Nederland. Niederländisch; abgerufen am 1. Juli 2009

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