Chamer Kultur

Chamer Kultur

Die Chamer Kultur ist eine archäologische Kultur der Jungsteinzeit, die zwischen etwa 3.500 – 2.700 v. Chr. datiert wird. Sie folgt in Teilen Bayerns auf die Altheimer Kultur und wird hier der traditionellen Terminologie zufolge bereits dem Endneolithikum zugerechnet.[1] Im überregionalen Zusammenhang ist sie etwa zeitgleich mit Kulturen des Spätneolithikums, wie der Walternienburg-Bernburger Kultur in Mitteldeutschland, der Horgener Kultur im Voralpengebiet oder der ostmitteleuropäischen Kugelamphorenkultur.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsverhalten

Bei der Mehrzahl der Fundstellen in Bayern handelt es sich um Lesefundkomplexe, die nach dem Charakter der gemachten Funde offenbar Siedlungen anzeigen. Hervorzuheben ist eine ausgesprochene Siedlungskeramik, sowie Spinnwirtel und Silexabfall. Hinzu kommen Funde in Siedlungsgruben und in Grabenwerken. Darunter befinden sich die Erdwerke von Dobl, vom Galgenberg bei Kopfham (Ortsteil von Ergolding), sowie von Hadersbach, Piesenkofen und Riekofen. Im Donautal liegen die Siedlungen bevorzugt an Terrassenkanten und Bachläufen. Ansonsten konstant auf Kuppen und Geländespornen, doch sind auch Hanglagen und Talauen belegt. In den letztgenannten Lagen und speziell in Dietfurt an der Altmühl blieb organisches Material teilweise erhalten. Die Menschen verließen die fruchtbaren Lößböden und erschlossen die Fränkische Alb, den Bayerischen Wald und das Alpenvorland.

Forschungsgeschichte

Die „Chamer Gruppe“ wurde erst 1951 von Hans Jürgen Hundt als eigenständig erkannt und anhand von seinerzeit nur sechs Fundstellen, darunter der Fundort Cham (Oberpfalz) definiert. Vergleichsmaterialien aus Westböhmen, dem nördlichen Niederösterreich und Oberösterreich wurden später der Kulturgruppe zugeordnet. Für Funde aus Nordtirol wird eine Zuordnung erwogen. Nachdem I. Burger eine Untergliederung in verschiedene „Regionen“ und Phasen begründete und der Quellendatenbestand auf rund 140 Fundstellen anwuchs, wurde die „Chamer Gruppe“ in „Chamer Kultur“ umbenannt.

Literatur

  • I. Burger: Die Chamer Gruppe in Niederbayern In: Beiträge zur Geschichte Niederbayerns während der Jungsteinzeit I. 1978
  • S. Graser: Das Erdwerk von Hadersbach, Stadt Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen. In: Hemmenhofener Skripte I S. 49-54, 1999
  • I. Matuschick: Riekhofen und die Chamer Kultur Bayerns. In Hemmenhofener Skripte I S. 69-95, 1999

Einzelnachweise

  1. Gohlisch, T. H. (1996), Die endneolithische Siedlung von Dietfurt a. d. Altmühl - Vorbericht. (Website der Universität Erlangen)

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