Langenau (Brand-Erbisdorf)

Langenau (Brand-Erbisdorf)
Langenau
Koordinaten: 50° 50′ N, 13° 18′ O50.83611111111113.297222222222420 - 591Koordinaten: 50° 50′ 10″ N, 13° 17′ 50″ O
Höhe: 420 - 591 m ü. NN
Fläche: ca, 21.74dep1
Einwohner: 2.724 (1. Jan. 2004)
Eingemeindung: 1. Apr. 2002
Postleitzahl: 09618
Vorwahl: 037322

Langenau ist ein Ortsteil der Stadt Brand-Erbisdorf in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Langenau liegt etwa 3 km südwestlich von Brand-Erbisdorf. Im Süden des Ortes entspringt in einer Höhe von etwa 525 m NN die Große Striegis. Höchste Erhebung um Langenau ist mit ca. 596 m NN der Tännigt am Südrand der Gemarkung. Das Striegistal an der Nordgrenze liegt in einer Höhe um 420 m NN. Das Tal der Großen Striegis bildet die „lange Au“, an deren Rändern im 12. Jahrhundert sich die Bauerngüter bildeten und in deren Verlauf im Tal später die Häuslerstellen und die Dorfstraße entstanden.

Angrenzende Orte sind Großhartmannsdorf, Oberreichenbach, Gränitz, Brand-Erbisdorf.

Geschichte

Rathaus

Der Name Langenau leitet sich in diesem Fall von "lange Aue", einer Bezeichnung für ein U-Tal, ab. Die erste Erwähnung von Langenau erfolgte 1185 in einer Grenzurkunde des meißnischen Markgrafen Otto dem Reichen. Bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit bestand der Ort aus den zwei amtssässigen Rittergütern (Grundherrschaften) Oberlangenau und Niederlangenau. Besitzer der Grundherrschaften waren u. a. die Familien Rülke (Rülcke, Rulecke, Rülicke u. ä.), von Hartitzsch, Griebe und von Tettau. Spätere Rittergutsbesitzer waren die Familien Griebe, Rudolph, Braun, von Oehlschlägel und von Hopffgarten. Ab 1618 werden beide Orte genannt, welche die Kirche und Schule – zentral gelegen – gemeinsam nutzten. Nach der Übernahme der Gerichtsbarkeit durch den sächsischen Staat im Jahre 1856 wurden die beiden bis dahin dem Kreisamt Freiberg unterstellten Gemeinden dem neu gegründeten Gerichtsamt Brand zugeschlagen.

Kirche

Der Erbauer der Meißener Albrechtsburg, Arnold von Westfalen, heiratete im 15. Jahrhundert eine Margarethe Rülke und erwarb das Rittergut Niederlangenau. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ im Ort gewaltige Wunden, sowohl während der Quartiernahme des kaiserlichen Generalwachtmeisters Heinrich Holk 1632 im benachbarten Linda, als auch bei den beiden vergeblichen Belagerungen des nahe gelegenen Freibergs durch die Schweden 1638 und 1642/43. Im Siebenjährigen Krieg tobte 1762 die Schlacht bei Freiberg ganz in der Nähe. Während der Befreiungskriege gegen die Napoleonische Fremdherrschaft lagerten vor der Völkerschlacht 1813 kurzzeitig 12.000 Franzosen unmittelbar neben dem Ort.

Am 1. Juli 1905 schlossen sich Oberlangenau und Niederlangenau zur Gemeinde Langenau zusammen.

Mehrere Jahre war Langenau mit seinen Ortsteilen Gränitz und Oberreichenbach größte Gemeinde im einstigen Landkreis Freiberg, bevor es am 1. April 2002 als Stadtteil der Großen Kreisstadt Brand-Erbisdorf angegliedert wurde.[1]

Wirtschaftsentwicklung

Langenau war bereits von der Besiedlung her ein ausgesprochen landwirtschaftlich ausgerichtetes Waldhufendorf. Die landwirtschaftliche Prägung hat der Ort nie verloren. Mit der Ausdehnung des Bergbaus im Freiberg-Brander Erzrevier ließen sich ab dem 16. Jahrhundert auch Bergleute als Häusler nieder. Der Bau der Nebenbahnlinie Freiberg–Langenau brachte gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere einzelne Industrieansiedlungen (Düngemittel, Holzwaren, Möbel), die insbesondere mit Stilllegung des Bergbaus 1913 gefördert wurden.

Kultur

Vereine

In Langenau entfaltet sich traditionell ein reiches Vereinsleben. Seit über 100 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr in Langenau eine wichtige Einrichtung, die neben ihrer Hauptaufgabe als Sicherheitsgarant für die Bevölkerung ihren Mitgliedern Kommunikation und kulturelle Betätigung bot und bietet. 1998 ging aus ihr der Verein „Historische Feuerwehr Langenau Erzgebirge e.V.“ hervor. Große Tradition hat das Gesangswesen. 2008 konnte das Jubiläum „150 Jahre Männergesangsverein“ begangen werden. 2009 feierte der gemischte Chor sein 25jähriges Bestehen. Seit 1999 arbeitet der „Heimatverein 1185 Langenau e.V.“ die Ortsgeschichte auf und hat sich zu einem wichtigen Faktor kulturell-gesellschaftlicher Arbeit im Ort entwickelt. Er hält die Fäden für die Vorbereitung der 825-Jahrfeier des Ortes (12. - 20. Juni 2010) in der Hand. Der „Schützenverein 1844 Langenau e.V.“ gründete sich 1996 neu. Zu den weitere Vereinen gehören heute der Turnverein, der SV „Fortuna Langenau e.V.“, der Seniorenverein „Striegistal“, der Landfrauenverein, der Klöppelverein, der Eisenbahnverein, der Gartenverein, der Kaninchenzüchterverein oder der Hundesportverein.

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Hauptsehenswürdigkeit des Ortes ist die in der Kirche befindliche geschnitzte Kanzel, die als „Friedenskanzel“ das Stifterehepaar Braun mit einer Bergparade, die für den zu Ende gegangenen Bergbau steht und mit Bauern des Ortes sowie mit heimkehrenden Soldaten in ihrem gemeinsamen Hoffen auf das Ende des 1. Weltkrieges zeigt. Es ist das Hauptwerk des aus Langenau stammenden Holzschnitzers Ernst Dagobert Kaltofen. Sehenswert ist auch das Eingangsportal der Kirche in Form einer spätmittelalterlichen Sandsteinplastik. Sie stammt aus dem nach dem 2. Weltkrieg geschleiften Rittergut Niederlangenau. Die links und rechts dargestellten Figuren werden verschiedentlich mit Arnold von Westfalen und seiner Frau Margarete in Verbindung gebracht. In der Umgebung der Kirche befindet sich eine Gruppe älterer Fachwerkhäuser. Der gepflegte Gutspark von Niederlangenau lädt mit seinem malerischen Teich zu einem kleinen Spaziergang ein. Eine jüngere Attraktion ist die 2008 rekonstruierte Kursächsische Ganzmeilensäule, welche den einstigen Verlauf der ehemaligen Poststraße Silberwagenweg von Annaberg nach Freiberg durch Langenau belegt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Heute sind hier mehrere Agrarunternehmen, ein Unternehmen im ländlichen Service-Bereich und ein Unternehmen im Umweltdienste-Bereich als Hauptarbeitgeber ansässig.

Verkehr

Von 1890 bis 1997 war Langenau Endpunkt der Nebenbahn Berthelsdorf (Erzgeb)–Langenau.

Durch den Ort führt die Staatsstraße 235.

Persönlichkeiten

In Langenau wurde der erzgebirgische Holzschnitzer Ernst Kaltofen (1841–1922) geboren. Dem Bergmannsberuf entstammend schnitzte er sehr lebend wirkende Figuren und Reliefs mit einer bemerkenswerten Tiefenwirkung. Die Themen entlehnte er meist mit dem Bergbau.

Richard von Oehlschlägel (1834–95), Besitzer des Rittergutes Oberlangenau, gehörte als konservativer Politiker von 1871 bis 1894 dem Sächsischen Landtag an und war Vorsitzender des Landeskulturrats. Sein Vater, „Premier-Lieutenant und Adjutant“ Carl August von Oehlschlägel (1796–1859), erwarb 1849/52 das Rittergut und ein weiteres Anwesen in Oberlangenau und war 1833-59 Postmeister in Tharandt.

Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke (1875–1926) wählte wegen der Namensverwandtschaft mit den Rülkes (Rülke-Rilke) den im Türkenkrieg im 16. Jahrhundert gefallenen Christoph Rülke zur Hauptfigur seiner Erzählung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke".

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002

Literatur

  • Dohrmann, H.-D. & Siegel, R. 2007: 100 Jahre im Dienst für die Gemeinschaft. Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Langenau/Erzgebirge 1907-2007. – Hist. Feuerwehr Langenau e. V. (Hrsg.), 114 S., Langenau, Nossen
  • Neumann, H.; Siegel, R. & WALTER, H. 2007: Langenau im Wandel der Zeit. Häuserchronik eines Waldhufendorfes im Erzgebirge. – 719 S., Druck- und Verlagsgesellschaft GmbH Marienberg
  • Walter, K; Seifert, B. & PILZ, S. 2004: Wohnen am alten Bergsteig - Von der AWG zur Wohnungsgenossenschaft „Glückauf“ Langenau e.G. 50 Jahre im Rückblick. –Wohngenossenschaft „Glückauf“ Langenau e.G. (Hrsg.), 73 S., Druckerei Olbernhau GmbH, Brand-Erbisdorf, Olbernhau

Weblinks

  • Langenau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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