Lamoricière (Schiff)

Lamoricière (Schiff)

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Lamoricière
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Schiffsdaten
Flagge Civil and naval ensign of France Frankreich
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Marseille
Reederei Compagnie Générale Transatlantique
Bauwerft Swan Hunter (Newcastle)
Baunummer 1106
Stapellauf 20. Mai 1920
Verbleib 9. Januar 1942 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
112,72 m (Lüa)
Breite 15,24 m
Vermessung 4712 BRT
Maschine
Maschine Eine vierzylindrige Dreifachexpansions-Dampfmaschine und zwei Turbinen
Maschinen-
leistung
8.000 PS (5.884 kW)
Geschwindigkeit max. 18,5 kn (34 km/h)
Propeller 3
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 1452 tdw
Zugelassene Passagierzahl  ?

Die Lamoricière war ein 1921 in Dienst gestelltes Passagierschiff der französischen Reederei Compagnie Générale Transatlantique, das Passagiere und Fracht von Frankreich nach Algerien beförderte. Am 9. Januar 1942 sank die Lamoricière vor der Baleareninsel Menorca in einem schweren Sturm, nachdem sie einem in Seenot geratenen Frachter zu Hilfe kommen wollte. Durch die schwere See drangen große Mengen Seewasser in den Rumpf des Passagierschiffs und überfluteten die Kesselräume. Von den 394 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord überlebten nur 93.

Das Schiff

Das 4712 BRT große Dampfschiff Lamoricière wurde im Low Walker-Dock der Werft Swan, Hunter & Wigham Richardson in Wallsend, einem Vorort der nordenglischen Stadt Newcastle upon Tyne, gebaut. Der Schiffsrumpf wurde aus Stahl gefertigt. Die Lamoricière verfügte über drei Propeller, zwei Schiffsschornsteine und zwei Masten. Sie lief am 20. Mai 1920 vom Stapel und wurde im Januar 1921 fertiggestellt.

Die Lamoricière war 112,72 Meter lang und 15,24 Meter breit und lief am 20. Mai 1920 auf dem Fluss Tyne vom Stapel. Das Schiff wurde mit einer vierzylindrigen Dreifachexpansions-Dampfmaschine und zwei Turbinen angetrieben, die bis zu 8000 PS erreichten und eine Geschwindigkeit von 18,5 Knoten ermöglichten. Das Schiff gehörte der Compagnie Générale Transatlantique, einer der größten französischen Reedereien mit Sitz in Paris. Es wurde nach dem französischen Staatsmann Louis Juchault de Lamoricière (1806–1865) benannt. Die Fertigstellung erfolgte im Januar 1921. Im darauf folgenden Monat legte der Dampfer zu seiner Jungfernfahrt ab.

Die Lamoricière diente als Passagier- und Frachtschiff und verkehrte zwischen Marseille an der Côte d’Azur (was auch ihr Heimathafen war) und der damaligen französischen Kolonie Algerien an der Küste Nordafrikas.

Untergang

Am Dienstag, dem 6. Januar 1942 legte die Lamoricière gegen 17.00 Uhr in Algier zu ihrer nächsten Überfahrt nach Marseille ab. An Bord befanden sich 122 Besatzungsmitglieder und 272 Passagiere, insgesamt 394 Menschen. Unter den Passagieren waren 88 Militärangehörige. Das Kommando hatte Kapitän Joseph Milliasseau. Um 22.54 Uhr am Abend des 7. Januar empfing der Bordfunker Lejean den Notruf der Jumières, einem Frachtschiff der französischen Gesellschaft Worms & Cie. Er lautete:

„Schwere Havarie. Wir können den Kurs nicht mehr halten. Die Laderäume sind unter Wasser. Position 40º25N 4º25E“

Diese Position lag nicht auf dem Kurs der Lamoricière, doch Kapitän Milliasseau ließ beidrehen, um dem in Seenot geratenen Frachter zu Hilfe zu kommen. Die Lamoricière konnte aber nichts mehr für die Jumières tun. Sie sank mit allen 20 Männern an Bord, bevor das Passagierschiff eintraf.

Währenddessen war die Lamoricière nördlich der Balearen in einen schweren Sturm geraten. Am Nachmittag des 8. Januar waren Seegang und Winde so stark, dass Kapitän Milliasseau entschied, sein Schiff um Menorca herum zu steuern, um es auf die windgeschützte Seite der Insel zu bringen. Um 15.00 Uhr ließ er den Kurs ändern. Die Lamoricière kämpfte mit enormem Gegenwind und starken Strömungen. Im Rumpf entstand ein Leck, durch das Seewasser eindrang, welches schnell die Kesselräume erreichte. Die Pumpen waren nicht in der Lage, die Menge des eindringenden Wassers zu bewältigen, sodass nach kurzer Zeit die Maschinen ausfielen und der Dampfer manövrierunfähig in der See rollte.

Um 17.10 Uhr wurde folgender Funkspruch abgesetzt:

„Wir sind nicht mehr in der Lage, den Kurs zu halten. Haben keine Gewalt mehr über die Steuerung. Wasser dringt kontinuierlich in die Kesselräume ein. Vier Kessel sind ausgefallen. Unsere Bemühungen bringen nichts. Bitten dringend um ein Schiff, das in der Lage ist, uns gegebenenfalls ins Schlepptau zu nehmen. Geschätzte Position 40.38N 04.38E. Schätzen, dass wir drei Seemeilen nach Süd-Südost abtreiben. Milliasseau.“

In der Nacht zum Freitag, dem 9. Januar versuchte man die Lamoricière wieder aufzurichten, indem die Ladung verschoben wurde. Um 09.15 Uhr wurde die Gouverneur Général Gueydon gesichtet, die ebenfalls der Compagnie Générale Transatlantique gehörte. Sie machte jedoch keinen Versuch, die Lamoricière zu erreichen. Eine halbe Stunde später ordnete Kapitän Milliasseau das Verlassen des Schiffs an und die Rettungsboote wurden zum Herablassen vorbereitet. Eine Gruppe von 16 Kindern, die von einem Ausflug nach Algerien nach Hause zurückkehrten, wurde mit ihren beiden Begleiterinnen in eines der Boote gesetzt. Um die Kinder zu beruhigen, fingen die beiden Krankenschwestern an zu singen. Bevor das Boot aber auf das Wasser aufsetzen konnte, wurde es von einer Welle erfasst und losgerissen. Sämtliche Insassen stürzten ins Meer und verschwanden. Dies führte dazu, dass sich die übrigen Passagiere weigerten, die Rettungsboote zu betreten.

Um 12.35 Uhr ging die Lamoricière auf der Position 40° 0′ N, 4° 22′ O404.3666666666667 nordöstlich von Menorca unter. Die Gouverneur Général Gueydon, die sich noch in der Nähe befand, rettete 55 Menschen aus dem eiskalten, aufgewühlten Wasser. Die Gouverneur Général Chanzy, ein weiteres Schiff der Compagnie Générale Transatlantique, nahm 25 weitere Personen auf. Die Obstiné, ein Schlepper der Compagnie Chambon, traf gegen 16.00 Uhr am Unglücksort ein und fand noch 13 Überlebende. Diese insgesamt 93 Menschen waren die einzigen Überlenden des Unglücks. 301 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Unter den Todesopfern war der polnische Mathematiker und Kryptologe Jerzy Różycki.

Das Wrack der Lamoricière wurde erst im Mai 2008 von einem spanisch-italienischen Taucherteam gefunden. Es liegt etwa zehn Kilometer vor dem Landvorsprung Cap de Favàritx in 156 Metern Tiefe. Unter welchen Umständen genau das Leck entstand, ist unklar. Es wurde unter Anderem vermutet, dass ein U-Boot die Lamoricière in ihrer prekären Situation sichtete und sie angriff. Hierfür gibt es jedoch keine Anhaltspunkte. Eine andere Theorie war die Kollision mit einem Unterwasserobjekt.

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