Kugelverschlussflasche

Kugelverschlussflasche
Eine Kugelverschlussflasche

Eine Kugelverschlussflasche ist eine historische Form einer Getränkeflasche speziell für kohlensäurehaltige Getränke. Ihr spezielles Merkmal liegt darin, dass sie durch eine Glaskugel („Knicker“) verschlossen wird, die durch den Druck der Kohlensäure unter einen Gummiring im Flaschenhals gepresst wurde. Sie wurde zum Handel und Verkauf von Mineralwasser, Limonaden und Brausen verwendet. Aufgrund des häufigen Verkaufs von Brause in Knickerflaschen wurde diese umgangssprachlich auch Knickerwasser oder Knickelwasser genannt.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Die Kugelverschlussflasche wird durch eine Glaskugel verschlossen, die durch den Innendruck in der Flasche unter einen Gummiring gedrückt wird, der kurz unter der Flaschenöffnung sitzt.

Zum Öffnen der Flasche wird die Kugel mittels eines Fingers, eines Stabes oder eines speziellen Öffners in Form einer Holzkappe mit einem Innenstab in den Flaschenhals gedrückt, wobei der Innendruck dann entweichen kann. Damit die Kugel beim Entleeren oder Trinken aus der Flasche nicht in den Gummiring zurückrollt und so die Flasche wieder verschließt, gibt es im Flaschenhals zwei Vorsprünge, die die Kugel im Hals zurückhalten. Unterhalb des Flaschenhalses, im oberen Drittel der Flasche, existiert eine weitere Verjüngung, auf der die Kugel beim Abstellen der Flasche zu liegen kommt und diese wieder provisorisch verschließt. Gefüllt wurden Kugelverschlussflaschen kopfüber unter Vakuum stehend, so dass die Kugel in den Gummiring fallen konnte und die Flasche durch den größeren Innendruck verschlossen wurde.

Geschichte

Erfunden wurde die Kugelverschlussflasche von dem Engländer Hiram Codd, der sie 1872 entwickelte und zum Patent anmeldete.[3] In den darauffolgenden Jahren erlangte sie weltweite Verbreitung, wobei Getränkehersteller, die die Technik benutzen wollten, zunächst jährliche Lizenzzahlungen an Codd zu entrichten hatten, später jedoch die Glaskugeln, Verschlussringe und Werkzeuge bei Codd zu kaufen hatten. Im englischen Sprachraum ist sie als Globe-Stoppered Bottle oder auch nach ihrem Erfinder als Codd(-neck)-Bottle bekannt.

Kugelverschlussflaschen waren über viele Jahrzehnte sehr weit verbreitet, wurden allerdings nach und nach durch Flaschen mit Bügelverschluss oder Kronkorken verdrängt. In England wurde die Produktion um 1930 eingestellt, in Deutschland lief die Produktion noch bis mindestens 1959 weiter.[4]

Da beim Öffnen der Flasche ein charakteristisches krachendes Geräusch entstand, bürgerte sich in Österreich, wie auch in Teilen Bayerns, für diese Limonaden der Name „Kracherl“ ein. Ähnliche lautmalende Bezeichnungen entstanden auch in anderen Regionen. Vor allem im Ruhrgebiet wurde auch der Begriff Knickerflasche, vereinzelt auch Knickel- oder Klickerflasche genutzt. In den 1950er Jahren wurden die Flaschen nach dem Inhalt „Bollerwasser“ auch Boller(wasser)flaschen genannt.

Der Kugelverschluss ist heute (2011) noch für das japanische Erfrischungsgetränk Ramune und das indische „Banta“ in der Nutzung.

Knickerwasser

Kugelverschlussflaschen wurden für Knickerwasser eingesetzt. Es wurde in den Geschmacksrichtungen Himbeere (rotes Knickerwasser), Waldmeister (grünes Knickerwasser) und Zitrone (gelbes Knickerwasser) angeboten.[5] Da die Flaschen häufig von Kindern zerschlagen wurden, um an die Glasmurmel heranzukommen, sind relativ wenige Exemplare erhalten geblieben und Knickerflaschen heute seltene Sammlerobjekte.

Weblinks

Literatur

  • George Burnet Beattie: The genius of Hiram Codd. An historical note on the Victorian who changed soft drinks bottling techniques for half a century. In: Bottling. 136, 1958, ISSN 0366-3752, S. 49–58 (Auch Sonderabdruck).
  • Michael Polak: Warman's Bottles Field Guide. Values and identification. = Bottles field guide. 3rd edition. Krause Publications u. a., Iola WI u. a. 2010, ISBN 978-1-4402-1240-6.

Einzelnachweise

  1. Claus Sprick: Hömma! Sprache im Ruhrgebiet. Straelener Manuskripte-Verlag, Straelen/Niederrhein 1984, ISBN 3-89107-001-2, S. 51.
  2. Florian Müller: Von Flappmännern und Klotschen. Der Westen, 29. Mai 2007 (aufgerufen am 7. August 2010).
  3. Edward Fletcher: Antique bottles in colour. Blandford Press, Poole 1976, ISBN 0-7137-0793-3, S. 148.
  4. Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, Volume 31Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Selbstverlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz., 2005
  5. Hans Dieter Baroth: „Knickerwasser“ an der Seltersbude, aufgerufen am 7. August 2010.

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