Kraftwerk Wägital

Kraftwerk Wägital

Das Kraftwerk Wägital (bis 1974 Kraftwerk Wäggital[1]) ist ein Pumpspeicher-Wasserkraftwerk im Kanton Schwyz. Die Anlage ist zweistufig ausgeführt, und war bei der Inbetriebnahme das grösste Pumpspeicherkraftwerk der Welt. Zum Kraftwerk gehört der Wägitalersee, dessen Staumauer im Schräh beim Bauabschluss die höchste der Welt war. Das Kraftwerk wurde zwischen 1922 und 1926 erbaut, wobei seit 1924 ein Teilbetrieb möglich war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Kraftwerkes beginnt 1895, als das sogenannte Wetzikoner Konsortium das Ziel fasste, im wasserreichen und dazu noch topografisch günstigen Innerthal ein Kraftwerk zu errichten. Dies hatte zur Folge, dass die Bezirkslandgemeinde 1896 und 1898 Wasserrechtskonzessionen erteilte. Das erste Projekt wurde 1899 erstellt, dieses beinhaltete einen 25 Meter hohen Erddamm auf der hinteren Talhäfte hinter dem Schlierenbachdelta. Von da sollte das Wasser in Stollen zu den Turbinen in Siebnen geleitet werden. 1911 wird die Planung des heutigen Kraftwerks aufgenommen, zur Baureife wird das Projekt zwischen 1916 und 1921 gebracht. Am 25. November 1921 wird die Aktiengesellschaft Kraftwerk Wäggital gegründet, und im Frühling 1922 ist offizieller Baubeginn.

Betreiber

Das Kraftwerk wurde von der «A.G. Kraftwerk Wäggital» gebaut. Eigentümer der Gesellschaft waren je zur Hälfte, die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (heute Axpo AG) und das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Die Aktiengesellschaft übernahm die am 20. Januar 1918 erteilte Konzession zur Nutzung der Wasserkraft der Wägitaler Aa und des Trebsenbaches von den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich. Diese Konzession hatte eine Laufzeit von 80 Jahren und lief 1998 aus, wurde aber erneuert.

Beschreibung

Die obere Stufe hat ein Einzugsgebiet von 42,7 km², welches den Wägitalersee speist. Das Wasser des Wägitalersees wird über einen Druckstollen zum Wasserschloss oberhalb Rempen und von da in zwei oberirdischen Druckleitungen zum Maschinenhaus Rempen geleitet. Das Nettogefälle der oberen Stufe beträgt zwischen 203 und 260 Meter. Vom Maschinenhaus Rempen fliesst das Wasser in das Rempenbecken, welches einen ursprünglichen Nutzinhalt von 360'000m³ hatte (heutiger Nutzinhalt 285'000 m³). Das Rempenbecken selber hat ein zusätzliches Einzugsgebiet von 40 km², und dient als Ausgleichsbecken und als Reservoir für den Pumpbetrieb. Die untere Stufe führt vom Rempenbecken in einem Druckstollen zum Wasserschloss bei Isenburg und von in zwei unterirdisch verlegten Druckleitungen zum Maschinenhaus Siebnen. Das Nettogefälle der unteren Stufe beträgt zwischen 176 und 197 Meter.

Architektur

Zentrale Rempen

Das Bauwerk ist ein mit Kalksandstein ummauerter Eisenhochbau mit rechteckigem Grundriss und Walmdach. Die Pläne für den Bau stammen von den Architekten „Müller&Freitag“.

Die Zentrale Rempen erhielt 1958 einen Anbau. Die Fassade wurde zwischen 1869 und 1972 renoviert, dabei wurde der blaue Anstrich und der von Bodmer und Rubli angebrachte gemalte Fries, aus einer Abfolge von Tondo und fünf kannelürenartigen Säulen, an der Dachuntersicht 1970 entfernt.

Zentrale und Schalthaus Siebnen

Die beiden Gebäude wurden nach den Plänen der Architekten Gebrüder Adolf und Heinrich Bräm erbaut. Es handelt sich um Bauten aus armiertem Beton mit individueller Gestaltung. Das Schalthaus ist dabei länger als das der Zentrale. Dieser kürzere, parallel zur Wägitaler Aa stehende Bau besitzt ein als Frontturm ausgebildetes Treppenhaus mit dem Hauptportal. Über diesem Portal stehen die beiden Muschelkalkplastiken, die den Ingenieur als Schöpfer und die in den Dienst des Menschen genommene Aa personifizieren. Diese beiden Plastiken wurden von Otto Kappeler hergestellt.

Technisches

Zentrale Rempen

Bei der Erstinstallation wurden vier vertikalachsige Francisturbinen mit jeweils 19'000-20'000 PS an der Turbinenwelle bei 500 Umdrehungen pro Minute eingebaut. Jede Turbine besitzt einen eigenen Drehstromgenerator mit Ausgangsspannung 8800 Volt und einer Leistung von 16'500 kVA. Die Turbinen der Zentrale Rempen konnten eine Wassermenge von bis 30 m³/s ausnützen. Die vier Zentrifugalpumpen in der Zentrale Rempen, mit einer Leitung von rund 5000 PS, sind der Lage 1,25 m³/s maximal 260 Meter hoch zu fördern. Dies reicht aus, um fast den gesamten Sommerabfluss des bei Rempen gefassten Gebietes in den Wägitalersee zu fördern.

Die Leistung wird mit einer 50-kV-Leitung mit vier Stromkreisen vom Schalthaus Siebnen übertragen.

Zentrale Siebnen

Bei der Erstinstallation wurden vier vertikalachsige Francisturbinen mit jeweils 16'000 PS an der Turbinenwelle eingebaut. Die daran angeschlossenen Drehstromgeneratoren weisen eine Leistung von 16'500 kVA bei 8800 Volt Ausgangsspannung auf. Diese Turbinen der Zentrale Siebnen konnten eine Wassermenge von bis 32 m³/s ausnützen.

Schalthaus Siebnen

Erstausrüstung mit vier Transformatoren 8800 Volt - 50 kV und drei Transformatoren 50 kV - 150 kV. Damit wurden 10 abgehende 50-kV- und 2 abgehende 150-kV-Leitungen gespeist. Dazu kommen die vier 50-kV-Übertragungsleitungen von der Zentrale Rempen.

Bau

Die Bauleitung wurde aufgeteilt. Für den baulichen Teil war der Ingenieur F. Gugler – zugleich Direktor der NOK –, für den elektro-mechanischen Teil der Ingenieur W. Trün – zugleich Direktor des ewz – zuständig.

Beteiligte Firmen

  • Staumauer Schräh: Hatt-Haller (Zürich), Ed. Züblin & Co (Zürich)
  • Staumauer Rempen: Locher & Cie (Zürich)
  • Oberer Druckstollen und Wasserfassung: Baumann & Stiefenhofer (Wädenswil)
  • Unterer Druckstollen: Simonett & Cie (Zürich)
  • Obere Druckleitung: Unterbau; Dr. G. Lücher (Aarau) genieteter Teil; Gebrüder Sulzer (Winterthur) wassergasgeschweiter Teil; Mannesmannwerke (Düsseldorf) Montage; Gebrüder Sulzer
  • Untere Druckleitung: Unterbau; J.J. Rüegg & Co (Zürich) Leitung; Gebrüder Sulzer mit Mannesmannwerke Düsseldorf, Escher Wyss & Cie und Wartmann, Vellette & Co Erdarbeiten + Montagemithilfe; G. Spärry (Näffels)
  • Maschinenhaus Rempen: Simonett & Co (Zürich)
  • Maschinenhaus Siebnen und Schalthaus: J.J. Rüegg & Co
  • Turbinen: Escher Wyss & Co (Zürich)
  • Generatoren (Rempen) und Transformatoren (Rempen + Siebnen): Brown, Boveri & Cie. (Baden)
  • Generatoren (Siebnen): Maschinenfabrik Oerlikon (Zürich)
  • Hochdruck-Zentrifugalpumpe (nur Rempen): Gebrüder Sulzer Motor; Maschinenfabrik Oerlikon

Literatur

  • Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband und Verband Schweizerischer Elektrizitätswerke (Hrsg.): Führer durch die schweizerische Wasser- und Elektrizitätswirtschaft, Band 2, 1949, S. 706-711
  • Albrecht Jörger; Die Kunstdenkmäler des Kanton Schwyz, Band II Neue Ausgabe: Der Bezirk March, Band 82 der Reihe Die Kunstdenkmäler der Schweiz Wise Verlag Basel 1989 ISBN 3-909158-22-6, Seiten 171+172, 397+398

Bilder

Einzelnachweise

  1. KdKS Seite 172

Weblinks

47.171748.89998

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wägitalersee — Infobox lake lake name = Wägitalersee image lake = Waegitalersee SZ.jpg caption lake = image bathymetry = Karte Wägitalersee.png caption bathymetry = Map location = Schwyz coords = coord|47|5|22|N|8|55|16|E|type:waterbody region:CH… …   Wikipedia

  • Siebnen — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Vorderthal — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Innerthal — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • 220-kV-Leitung Innertkirchen-Mettlen — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

  • 220-kV-Leitung Mettlen-Innertkirchen — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

  • 220-kV-Leitung Mettlen-Obfelden — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

  • 380-kV-Leitung Benken-Mettlen — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

  • 380-kV-Leitung Benken-Samstagern-Mettlen — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

  • 380-kV-Leitung Sils-Benken-Fällanden — Elektrizitätswerk der Stadt Zürich Unternehmensform Öffentlichrechtliche Anstalt Gründung 1890 Unternehmenssitz Zürich, Schweiz Unternehme …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”