Kork (Kehl)

Kork (Kehl)
Kork
Stadt Kehl
„Korker Wappen“ – das Wappen der bis 1971 selbstständigen Gemeinde Kork
Koordinaten: 48° 34′ N, 7° 52′ O48.5669444444447.8713888888889Koordinaten: 48° 34′ 1″ N, 7° 52′ 17″ O
Einwohner: 2.500
Eingemeindung: 1. Dez. 1971
Postleitzahl: 77694
Vorwahl: 07851

Kork ist ein Ortsteil der großen Kreisstadt Kehl, etwa 5 Kilometer östlich von dieser im historischen „Hanauerland“ gelegen.

Bis 1971 war Kork eine selbstständige Gemeinde, die schon im Jahr 778 erstmals urkundlich erwähnt worden war. Im Zuge der baden-württembergischen Verwaltungsreform wurde der Ort nach Kehl eingemeindet. Der Ortskern ist geprägt durch ein gut erhaltenes gewachsenes Ortsbild mit zahlreichen Fachwerkhäusern, die teilweise unter Denkmalschutz stehen.

In Kork befindet sich eine überregional bekannte Klinik zur Behandlung von Epilepsie, die „Diakonie Kork – Epilepsiezentrum“, welche zugleich der größte Arbeitgeber im Ort ist. 1998 wurde in den Räumen des Handwerksmuseums Kork das weltweit erste und bisher einzige überregionale Museum für Epilepsie und Epilepsiegeschichte eröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Religion

Seit alters her ist Kork Sitz eines Kirchspiels, wohl das älteste im unteren Hanauerland, es reichte im frühen Mittelalter bis nach Hausgereut im Norden (heute zur Stadt Rheinau) und Sand im Osten (heute zu Willstätt). Da Straßburg ein Zentrum der Reformation war, wurde Kork schon um 1555 evangelisch. Heute gehören außer Kork noch die Orte Odelshofen und Querbach zur evangelischen Kirchengemeinde. Die heutige Dorfkirche wurde 1731/32 erbaut.

Um 1900 wurden die Katholiken im Hanauerland wieder zahlreicher, und auch mit Blick auf die katholischen Patienten des Epilepsiezentrums regte man den Bau einer katholischen Kirche in Kork, im Zentrum der Diaspora, an. 1906/07 errichtete man die katholische Herz-Jesu-Kirche.

Heute gibt es außerdem noch die evangelische Gemeinde in der Kreuzkirche, welche zur Diakonie Kork gehört.

Seitens der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden wird seit über 30 Jahren eine intensive Ökumene gepflegt.

Museum

Das Handwerksmuseum Kork befindet sich in einer ehemaligen Brauerei, später Essigfabrik mitten in Kork. Dort findet man zahlreichen Exponate fast ausgestorbener Berufe, aber auch Ausstellungen zur Dorfgeschichte, zur Fischerei am Oberrhein, zum Münsterbau im Mittelalter, zur Zeitmessung, mit alten Spielzeugen und über den Fachwerkbau. Es ist eines der größten Museen der Region. Betreut wird das Museum, welches sich immer noch im Ausbau befindet, vom Verein „Lesegesellschaft 1821 Kork e. V.“.

Sehenswürdigkeiten

Kork besitzt einen gut erhaltenen Ortskern mit schönen stattlichen Bauers- und Wirtshäusern des 19. Jahrhunderts.

In Kork, welches bis 1881 „Amtssitz“ war, was heute etwa einem Landratsamt entspricht, hat sich entlang der Herrenstraße mit den Gebäuden der damaligen herrschaftlichen Verwaltung der Grafen von Hanau-Lichtenberg ein einmaliges Ensemble erhalten. Dazu zählen:

  • Die „Alte Landschreiberei“, ein Fachwerkbau von 1714
  • Die „Neue Landschreiberei“, heute „Korker Schloss“ genannt, im Stile eines spätbarocken Landsitzes, erbaut 1728
  • Die Amtsschaffnei (Finanzamt), ab 1964 Rathaus, heute Ortsverwaltung
  • Das Amtsbotenhaus

Der Platz „Auf dem Bühl“ war in der Vorzeit eine germanische Thingstätte. Rund um den Bühl befinden sich große Fachwerkhäuser, darunter das ehemalige Gasthaus „Krone“, ein mächtiger Fachwerkbau von 1723. Am nördlichen Ende des Platzes steht die 1731/32 erbaute evangelische Kirche. Von außen ist sie protestantisch-schlicht, im Innenraum überraschen die Stuckdecke, die Kanzel im französischen Empire-Stil und die Rokoko-Orgel von 1778. Auf dem Kirchturm ragt ein über 4 Meter hohes Turmkreuz von 1732 in den Himmel.

Die ehemalige „Krone“ und die evangelische Kirche sind ein beliebtes Fotomotiv und Wahrzeichen von Kork.

Wirtschaft & Infrastruktur

Verkehr

Kork ist seit 1844 mit einer Station an der Stichbahn Appenweier-Kehl(-Strasbourg) an die Badische Hauptbahn angeschlossen. Das Bahnhofsgebäude stammt aus dem Jahr 1844 und gehört somit zu den ältesten erhaltenen Bahnhöfen Deutschlands. Heute halten hier Nahverkehrszüge der Ortenau-S-Bahn der Relation Offenburg-Straßburg. Aufgrund einer Kurve im Bereich des Korker Bahnhofes und des noch nicht erfolgten Ausbaus der Strecke muss der Hochgeschwindigkeitszug TGV Paris-München an Kork mit nur 120 km/h vorbeifahren. Anschluss an den Fernverkehr besteht in Offenburg, Karlsruhe oder in Straßburg.

Auf dem Gemeindegebiet befindet sich eine Zufahrt zur vierspurig ausgebauten Bundesstraße 28, die westwärts nach Kehl oder Frankreich (Straßburg) führt, ostwärts zur Anschlussstelle Appenweier an der Bundesautobahn 5. Außerdem ist Kork über eine Buslinie der SWEG mit seinen Nachbardörfern und mit Kehl bzw. Willstätt und Offenburg verbunden.

Bildung

In Kork gibt es einen städtischen Kindergarten. Die Grund-und Hauptschule ist mit der Grundschule im Nachbarort Neumühl zur Grund-und Hauptschule Kork-Neumühl zusammengeschlossen. Sie ist außerdem noch für die Schulkinder aus Odelshofen und Querbach zuständig. Die nächsten weiterführenden Schulen befinden sich in Bodersweier (Werkrealschule) und in Kehl (Realschule und Gymnasien).

Auf dem Gelände des Epilepsiezentrums befinden die Oberlin-Schule, eine Schule für körperbehinderte Schüler, benannt nach dem elsässer Pfarrer und Sozialpionier Johann Friedrich Oberlin, und eine Heilerziehungspflegeschule, eine evangelische Fachschule für Sozialpädagogik.

Interessantes

Korken für Kork

Im Jahre 1991 gründete die Diakonie Kork diese bundesweite Recycling-Aktion für Flaschenkorken. Die Korken werden dezentral in ganz Deutschland gesammelt und nach Kork gebracht, dort werden sie zu Granulat verarbeitet, aus denen ökologische Dämmstoffe oder Lehm-Kork-Bausteine hergestellt werden. Im Produktionsprozess sind bewusst Menschen mit Behinderungen eingebunden. Der einprägsame und passende Slogan „Korken für Kork“ bescherte Kork eine relativ hohe bundesweite Bekanntheit.[1]

Sagen & Geschichten

Der „Fürst vom Hanauerland“: Der Korker Industrielle Kiefer verursachte 1929 einen großen Wirtschaftsskandal. Als Essigfabrikant war ihm vom Reichsmonopolamt ein gewisses Kontingent reinen Alkohols (Ethanol) zugestanden, denn Essig wurde damals durch die Vergällung von Alkohol mit Essigsäure hergestellt. Durch Bestechung der Kehler Zöllner und der Beamten des Monopolamtes in Berlin erreichte Kiefer, dass ihm über ein Zehnfaches an Alkohol geliefert werden konnte. Diesen Alkohol ließ er illegal zu Schnaps verarbeiten, Hauptabnehmer waren die damals in Straßburg stationierten Garnisonen. Auch im Tabakhandel war Kiefer erfolgreich. Nach dem Ersten Weltkrieg mietete er das Korker Schloss und hielt dort mit einer großen Dienerschaft Hof. Er besaß mehrere Hispano-Suiza-Limousinen, Persönlichkeiten wie der Politiker Joseph Wirth zählten zu seinen Gästen in Kork. Dieser aufwendige Lebenswandel brachte ihm den Beinamen „Fürst des Hanauerlandes“ ein. Der Versuch, im Amerika der Prohibition Geld zu machen, schlug fehl, die Schnäpse aus Kork wurden beschlagnahmt. Das war der Anfang vom Ende, 1929 beging Kiefer Selbstmord und hinterließ mehrere Millionen Reichsmark Schulden, was zu mehreren Selbstmorden ins Elend Gestoßener oder Mitschuldiger in Kork und auch Berlin führte.

Persönlichkeiten in Verbindung zu Kork

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.diakonie-kork.de

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