Chaco-Krieg

Chaco-Krieg
Der Chacokrieg 1932–1935

Der Chacokrieg (spanisch: Guerra del Chaco) war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Bolivien und Paraguay um den nördlichen Teil des Gran Chaco zwischen 1932 und 1935.

Bolivien erhob seit 1852 unter Berufung auf alte spanische Kabinettsbeschlüsse von 1741 und 1777 Ansprüche auf das weitgehend unbewohnte Gebiet. Beide Seiten hatten bereits in den Jahrzehnten vor dem Krieg damit begonnen, die Steppen- und Sumpflandschaft zu durchdringen und dafür Posten und Stellungen zu bauen.

In dem Gebiet wurden erhebliche Bodenschätze vermutet, darunter Erdölvorkommen. Bolivien veranlasste in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Standard Oil Probebohrungen, während Paraguay seinerseits seine Ölkonzessionen an die British Petroleum vergeben hatte. So kam es nach einer Vielzahl von Grenzzwischenfällen und Scharmützeln 1932 zum erklärten Krieg, der von beiden Seiten verbissen und unter großen Opfern geführt wurde.

Oberbefehlshaber auf paraguayischer Seite unter Präsident Ayala war der spätere Marschall und Präsident General José Félix Estigarribia. Als Leutnant kämpfte auch der spätere langjährige Präsident Alfredo Stroessner für Paraguay.

Auf bolivianischer Seite versuchte sich Präsident Daniel Salamanca Urey in der Führung der widerspenstigen Armee, die Ende 1934, mitten im Krieg, erfolgreich gegen ihn putschte. Die größten Verluste hatte die bolivianische Armee im Jahr 1934 unter ihrem zeitweiligen deutschen Kommandeur General Hans Kundt. Auch Hauptmann Ernst Röhm, späterer Chef der SA und Weggefährte Hitlers, hatte bis 1930 als Militärberater für Bolivien gearbeitet.

Auf beiden Seiten wurde im Grabenkampf in der Steppe noch einmal das Arsenal des Ersten Weltkriegs eingesetzt: Maschinengewehre, Handgranaten und Flammenwerfer sowie Panzer und Doppeldecker. Die Waffen wurden aus Europa, vor allem aus Frankreich, England, Italien und der Tschechoslowakei, sowie Nordamerika geliefert. Argentinien unterstützte mehr oder weniger offen Paraguay, hatte es doch selbst bereits früher den südlichen Chaco erobert. Brasilien hingegen sympathisierte mit Bolivien, um wiederum seinen südlichen Konkurrenten Argentinien nicht zu stark werden zu lassen.

In den Kämpfen konnten sich die organisatorisch und taktisch überlegenen Paraguayer gegen die zahlenmäßig stärkeren Bolivianer durchsetzen. Allerdings kam es im Krieg auf beiden Seiten zu erschreckenden Brutalitäten, die der paraguayische Schriftsteller Augusto Roa Bastos beschrieb. Am 12. Juni 1935 kam es zu einem Waffenstillstand. Die anschließende Friedenskonferenz mündete in einen am 21. Juli 1938 geschlossenen Friedensvertrag, der Paraguay den größten Teil des umstrittenen Gebietes zusprach. Bolivien verlor rund 200.000 km² seines Territoriums. Paraguay verdoppelte damit sein Staatsgebiet, hatte die bolivianischen Ölfelder am Fuß der Anden bei Camiri allerdings nicht mehr erobern können.

Insgesamt verloren in diesem Krieg fast 35.000 Paraguayer und etwa 60.000 Bolivianer ihr Leben.

Literatur

  1. David H. Zook: The Conduct of the Chaco War, Bookman Associates, 1960
  2. H. R. Barragan: Los Siete Ejércitos de Salamanca, Santa Cruz, 1984
  3. M. B. Gumucho: Historia Gráfica de la Guerra del Chaco, La Paz, 1986
  4. Bruce W. Farcau: The Chaco War, Praeger, Westport, 1996
  5. Dan Hagedorn & Antonio L. Sapienza: Aircraft of the Chaco War 1928-1935, Schiffer, Atglen, 1997
  6. Herzig, Michael: Der Chaco-Krieg zwischen Bolivien und Paraguay 1932 - 1935. Eine historisch-strukturelle Analyse der Kriegsgründe und der Friedensverhandlungen, Frankfurt/Main u.a. 1996.

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