Kohlekraftwerk Moorburg

Kohlekraftwerk Moorburg

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Kraftwerk Moorburg
Das Kraftwerk Moorburg vom Heimfelder Berg aus gesehen, Aufnahme vom August 2011
Das Kraftwerk Moorburg vom Heimfelder Berg aus gesehen, Aufnahme vom August 2011
Lage
Kraftwerk Moorburg (Hamburg)
Kraftwerk Moorburg
Lage in HamburgHamburg Hamburg
Koordinaten 53° 29′ 24″ N, 9° 57′ 6″ O53.499.9516666666667Koordinaten: 53° 29′ 24″ N, 9° 57′ 6″ O
Land DeutschlandDeutschland Deutschland
Daten
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Steinkohle
Leistung 1730 Megawatt elektrisch
650 Megawatt Fernwärme
Typ Dampfkraftwerk
Projektbeginn 2006
Betriebsaufnahme 2012 (geplant)

Das Kohlekraftwerk Moorburg (Abk.: KKW Moorburg oder auch KW Moorburg[1]) ist ein im Bau befindliches Kohlekraftwerk im Hamburger Stadtteil Moorburg. Das Kraftwerk entsteht am Standort des 2004 abgerissenen Gaskraftwerkes Moorburg.

Baubeginn für das neue Kraftwerk mit zwei steinkohlebefeuerten Blöcken mit jeweils 865 MW elektrischer Nennleistung war im Oktober 2007. Eine Auskopplung von maximal 650 MW Fernwärme wird die Erzeugung des außer Betrieb gehenden Heizkraftwerks Wedel ersetzen und darüber hinaus einen weiteren Ausbau der Fernwärmeversorgung im Süden Hamburgs ermöglichen. Im September 2006 gab der Aufsichtsrat von Vattenfall Europe die interne Genehmigung zum Bau des Kraftwerks. Dieses wird nach Vattenfall-Angaben rund 2,6 Mrd. Euro kosten.[2]

Der erste Block sollte 2012 in Betrieb gehen, der zweite ein Jahr später folgen. Wegen „Qualitätsproblemen bei Schweißnähten“, die im Frühjahr 2011 in den bereits errichteten Dampfkesseln festgestellt wurden, geht Vattenfall Europe von einer mehrmonatigen Verzögerung bei der Inbetriebnahme aus.[3]

Inhaltsverzeichnis

Kritik

Der Neubau wird sowohl von Teilen der Hamburger Bürgerschaft als auch von mehreren Verbänden und Initiativen äußerst kritisch betrachtet. Wesentliche Kritikpunkte sind dabei unter anderem:[4]

  • der CO2-Ausstoß von insgesamt 8,5 Millionen Tonnen jährlich
  • die im Vergleich zu ausgesprochenen Heizkraftwerken geringe Brennstoffausnutzung der Anlage. So ist trotz Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nach Angaben von Vattenfall im Jahresmittel ein Nutzungsgrad von lediglich ca. 55 % und dementsprechend 45 % Energieverlust in Form von Abwärme zu erwarten.
  • die unter Umständen eintretende Beeinträchtigung der Flora und Fauna der Elbe durch die Abwärme, die nach den gegenwärtigen Plänen auch durch die Süderelbe abgeführt werden soll.

Nachdem die für die Genehmigung zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) das Projekt im April 2007 kritisch gesehen hatte, wollte sie offenbar die endgültige Genehmigung nach Abschluss des Erörterungstermins mit gewissen Auflagen erteilen (neue wasserrechtliche Stellungnahme vom August 2007)[5].

Von verschiedenen Organisationen wurden Unterschriften für eine Volkspetition gegen das Kohlekraftwerk Moorburg[6] gesammelt, mit der Senat und Bürgerschaft aufgefordert wurden, sich gegen den Bau des Kohlekraftwerks einzusetzen. Bei der ersten Zählung der Unterschriften im Dezember 2007 wurden nur diejenigen mit vollständiger Adresse berücksichtigt, so dass die Volkspetition mit weniger als 10.000 gültigen Unterschriften zunächst nicht zustande gekommen schien. Nach Berücksichtigung auch unvollständiger, aber eindeutig zuzuordnender Adressangaben kam die Volkspetition jedoch schließlich zustande[7], so dass sich die Bürgerschaft mit ihr beschäftigen musste[8].

Am 30. September 2008 erteilte Hamburgs Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) die endgültige Genehmigung zum Bau des Kraftwerkes unter strengen Umweltauflagen. Da die Menge des Kühlwassers, das der Elbe entnommen werden darf, vom jeweiligen Wasserstand abhängig sein soll, kann dies an 250 Tagen im Jahr zu einer gedrosselten Leistung des Kraftwerkes führen[9]. Im Februar 2009 gab Vattenfall bekannt, dass die geforderten Auflagen den Bau des Kraftwerks massiv verteuern. Grund hierfür ist unter anderem die als Ausgleichsmaßnahme geforderte zweite Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Geesthacht[10].

Im April 2009 hat Vattenfall die Bundesrepublik Deutschland wegen der Verschärfung von Umweltauflagen beim Bau und Betrieb des Kraftwerks vor dem Washingtoner Schiedsgericht für Investitionsstreitigkeiten (ICSID) auf Schadensersatz in Höhe von 1,4 Mrd. Euro verklagt[11]. Dieses Verfahren wurde per einvernehmlicher Einigung beigelegt, bis heute sind die Inhalte dieser Einigung der Öffentlichkeit nicht bekannt[12].

Das Verfahren wurde am 15. März 2010 ausgesetzt. Zwei Wochen zuvor hatte eine Klage des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) vor dem Oberverwaltungsgericht Hamburg gegen die für die Bewilligung der Moorburgtrasse zuständige Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Erfolg. Das vereinfachte Plangenehmigungsverfahren muss nun durch ein Planfeststellungsverfahren mit Bürgerbeteiligung sowie einer Umweltverträglichkeitsprüfung ersetzt werden.

Galerie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kleine Anfrage von Dr. Monika Schaal vom 27. August 2009 PDF, Parlamentsdatenbank Hamburg
  2. Blickpunkt Moorburg – So haben Sie das Kraftwerk noch nie gesehen. Website von Vattenfall Europe. Abgerufen am 22. März 2011
  3. Rebecca Kresse: Moorburg geht erst stark verspätet ans Netz. Hamburger Morgenpost, 11. April 2011
  4. Vattenfall baut Klimamoster in Moorburg. Seiten von Robin Wood zum Neubaukraftwerk
  5. Hamburger Abendblatt: Neue Kraftwerke bedrohen Hamburgs Klimabilanz, 21. April 2007
  6. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg: Drucksache 18/7431 – Unterrichtung durch den Präsidenten der Bürgerschaft : Volkspetition gegen das Kohlekraftwerk Moorburg
  7. Hamburger Abendblatt: Petition gegen Kraftwerk doch erfolgreich, 22. Dezember 2007
  8. Parlamentsdatenbank der Hamburgischen Bürgerschaft: Vorgang 18/7431 : Volkspetition gegen das Kohlekraftwerk Moorburg
  9. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: Behörde genehmigt Kraftwerk mit Einschränkungen, 30. September 2008
  10. tagesspiegel.de: Kraftwerk Moorburg viel teurer, 25. Februar 2009
  11. Spiegel online: „Machtkampf um Moorburg“. Abgerufen am 4. Oktober 2010.
  12. na - presseportal: „Einigung im internationalen Schiedsgerichtsverfahren zum Kraftwerk Moorburg “. Abgerufen am 21. November 2010.

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