Krankenhausbett

Krankenhausbett
Elektrisch betriebenes Krankenhausbett; patientenseitig links mit Bettseitenteil, rechts mit hochgeklappter Aufstehhilfe, 2011

Das Krankenhausbett oder Klinikbett ist ein den Anforderungen der klinischen Gegebenheiten angepasstes und in seinen Funktionen erweitertes Krankenbett. Moderne Krankenhausbetten werden elektrisch bedient und verfügen über einen eingebauten Akku, damit die Verstellungsfunktionen auch bei Transporten zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zum reinen Pflegebett finden Krankenhausbetten in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken, Altenheimen und seltener in der häuslichen Pflege Verwendung.

Der Begriff kann sich auch auf die in einer solchen Einrichtung maximal mögliche Anzahl von Patienten beziehen, ohne dabei den konkreten Gegenstand oder dessen Anzahl zu meinen. Es handelt sich hier vielmehr um eine Größe in der Krankenhausplanung. (vgl. Planbett)

Inhaltsverzeichnis

Anforderungen, Normen

Als Medizinprodukte unterliegen Krankenhausbetten den deutschen und österreichischen Medizinproduktegesetzen und den zugehörigen Betreiberverordnungen, die als Umsetzung der EWG-Richtlinie 93/42 eine Vereinheitlichung innerhalb der EU gewährleisten und den Normen EN 60601-2-38, EN 60601-2-52, die die Betriebssicherheit für Patienten und Bedienungspersonal gewährleisten. Einschlägig ist auch die DIN VDE 0751-1, die die „Wiederholungsprüfungen und Prüfungen vor der Inbetriebnahme von medizinischen elektrischen Geräten oder Systemen“ regelt.[1] Krankenhausbetten als aktive, also energetisch betriebene Medizinprodukte dürfen nur von Personen angewendet werden, die hierfür qualifiziert und in die Handhabung des jeweiligen Gerätetyps eingewiesen sind.[2] Sie werden aus Metall, meist Stahl, und aus Kunststoff hergestellt. Damit werden Unempfindlichkeit und einfache Reinigung gewährleistet. Sie müssen auf Rollen fahrfähig und durch Einrasten eines Rollenpaares auch steuerbar sein, sowie auch auf einem abschüssigen Untergrund sicher festgestellt werden können. Die Möglichkeit der maschinellen Reinigung in der Bettenzentrale eines Krankenhauses erleichtert die Abläufe innerhalb des Betriebes und verbessert die Hygiene, indem Kreuzinfektionen verhindert werden.

Eigenschaften

Ein hochgestelltes Kopfteil

Krankenhausbetten bestehen aus einem Metallrahmen, auf den die jeweilige Matratze gelegt wird. Sie verfügen nicht über einen Lattenrost, sondern über ein wenig flexibles Drahtgitter oder eine Kunststoffplatte unter der Matratze. Die Herzdruckmassage wird dadurch erleichtert und Bauteile aus Holz wegen der leichteren Wartung vermieden. Die Liegefläche ist im Allgemeinen dreigeteilt, ihre Maße sind unterschiedlich, aber nicht größer als 1 x 2 m.[3] Das Eigengewicht eines modernen Klinikbettes kann etwa mit 140 kg veranschlagt werden. Je nach Modell ist es möglich, das Fußteil auszuziehen und das Bett damit zu verlängern, um es auch für Patienten mit überdurchschnittlicher Körpergröße anzupassen. Die Hersteller geben auch ein maximales Patientengewicht an, bis zu dem sie die Sicherheit garantieren. Oberhalb von etwa 175 kg Körpergewicht müssen vom Anwender spezielle Betten geleast werden.[4][5] Kopf- und Fußteile an den Enden des Bettes werden so gestaltet, dass sie ohne Aufwand entfernt werden können, beispielsweise, um besseren Zugang zum Patienten bei einer endotrachealen Intubation zu ermöglichen.

Bedienteil eines Krankenhausbettes, Ausführung für das Personal

Da Krankenhausbetten fahrbar gestaltet werden, verfügen sie zumeist über Wandabstandshalter aus Gummi, die harte, für den Patienten unangenehme Stöße und Beschädigungen des Bettes oder seiner Umgebung verhindern, wenn das Bett beim Transport an die Wand anstößt. Die Betten sind manuell oder elektrisch verstellbar, was mindestens die Arbeitshöhe und den Anstellwinkel des Kopfteiles betrifft. Mit weiteren Verstellmöglichkeiten steigen die Möglichkeiten, den Patienten seinen Wünschen und seiner Erkrankung entsprechend zu lagern, bis hin zu Speziallagerungen wie der Trendelenburg-Lagerung. Elektrisch verstellbare Betten bieten dem Patienten hierfür ein Bedienteil, das per Kabel mit dem Bett verbunden ist. Je nach Hersteller und Einsatzzweck kann sich am Fußende, unerreichbar für den Patienten, ein weiteres Bedienteil für das Krankenhauspersonal befinden, das die Möglichkeit bietet, für den Patienten einzelne, ihm nicht zuträgliche Verstellmöglichkeiten zu sperren.

Erweiterbarkeit

Klinikbetten können, je nach Einsatzzweck, vielseitig erweitert werden. Verbreitet ist das Anbringen eines Bettbügels, umgangssprachlich als „Bettgalgen“ bezeichnet, der es dem Patienten erlaubt, sich aufzurichten oder hochzuziehen. Andere Erweiterungsmöglichkeiten sind beispielsweise Halterungen für Gehstöcke, Infusionen, Drainagen, Extensionen, Sauerstoffflaschen oder andere medizintechnische Geräte. Bettseitenteile, umgangssprachlich „Bettgitter“, die dem Patienten Halt und Orientierung geben und ein Herausfallen verhindern sollen, sind entweder extra erhältlich oder bereits so integriert, dass sie im Bedarfsfall eingesetzt werden können. Ihre durchgehende, beidseitige Verwendung verhindert, dass der Patient das Bett ohne Hilfe verlassen kann und stellt damit bereits eine freiheitsberaubende Maßnahme der Fixierung in der Medizin dar.[6] Am Fußende findet sich häufig eine herausziehbare Ablage, die für Gepäck- oder Wäschestücke verwendet werden kann.[3]

Spezialbetten

Spezielles Rotationsbett auf einer Intensivstation, Frankfurt, 2008

Spezielle Ausführungen sind vor allem für Intensivstationen erhältlich. Im Normalfall werden dort moderne, elektrisch verstellbare und wie beschrieben erweiterbare Betten verwendet. Im Einzelfall und je nach Indikation können Luftkissenbetten, auch für sehr übergewichtige und immobile Patienten, Rotationsbetten zur kinetischen Therapie bei schweren Lungenerkrankungen oder selten auch Glaskugelbetten Verwendung finden. Bei Luftkissenbetten werden dann auch Möglichkeiten zur Temperaturregelung und zum Wiegen des Patienten mit eingebaut.

Krankentransporte

Ein Bed Mover der Firma Electrodrive im Einsatz

Die Betten werden zugleich für interne Krankentransporte auf dem Krankenhausgelände genutzt. Zu diesem Zweck haben die meisten Betten eine Funktion, bei der die Räder am Kopfende festgestellt werden können und das Bett nun von einer Person am Kopfende geschoben werden kann, ohne dass es an den Seiten ausbricht. Die Arretierung ist zumeist über das Pedal am Kopf- oder Fußende einzustellen.

Einige Betten besitzen zudem einen integrierten Motor, welcher beim Schieben des Bettes unterstützt. Normalerweise werden bei weiten Strecken, Steigungen oder schweren Patienten bzw. Betten sogenannte Bed Mover verwendet, welche beim Schieben unterstützen. Der Vorteil der „Bed Mover“ ist, dass diese nur beim Gebrauch eingehakt werden und so erhebliche Kosten beim Bettenkauf eingespart werden.[7][8]

Krankenhausbetten einiger Krankenhäuser sind zudem mit RFID-Etiketten ausgestattet um eine Bettenbevorzugung bei Aufzügen auszulösen.[9]

Reanimation

Elektrisch betriebenes Krankenhausbett mit aufgelegtem Reanimationsbrett, 2011

Moderne Betten haben häufig ein Bedienelement, das für den Fall einer Herz-Lungen-Wiederbelebung ermöglicht, das Bett sehr schnell in flache Grundstellung zu bringen. Zudem muss ein harter Untergrund für die Herzdruckmassage geschaffen werden, die Matratze würde zu sehr nachgeben. Bei älteren Betten wird hierzu meist das Brett am Fußende benutzt, da man bei Vorhandensein eines „Bettgalgens“ das Pendant am Kopfende nicht herausziehen kann. Bei neueren Betten kann man das Fußbrett nicht mehr herausziehen, zu diesem Zweck wird unter den Patienten dann ein sogenanntes Reanimationsbrett gelegt.[10] Bei Betten mit einer luftgefüllten Matratze gibt es zu diesem Zweck einen entfernbaren Verschluss oder eine Notfalltaste, welche binnen weniger Sekunden die Luft aus der Matratze komplett entweichen lässt.

Risiken

Die Anwendung von verstellbaren, technisierten und elektrisch betriebenen Betten ist nicht ohne Risiken. Allein in den vier Jahren von 1998 bis 2002 kam es in Deutschland zu mindestens 20 Todesfällen im Zusammenhang mit Fehlfunktionen. Zugrunde liegen Probleme bei der elektrischen Sicherheit und der Abmessung von Seitengittern mit Einklemmungs- und Strangulationsgefahr.[6] Nicht nur herstellungstechnische Mängel, sondern auch mangelnde Wartung und Fehler bei Betreibern und Anwendern sind die Ursachen. In der Praxis wird gelegentlich übersehen, dass der Betrieb von Klinikbetten als Alltagsgegenständen einer Vielzahl juristischer Einschränkungen unterliegt.[1][11]

Geschichte

Bereits im 18. Jahrhundert wurden Betten erfunden, die an die speziellen Bedürfnisse der Versorgung von Kranken angepasst waren.[12] Zwischen 1815 und 1825 kamen in England bereits Betten mit verstellbaren Seitenteilen zur Anwendung. Die Entwicklung des Krankenhausbettes mit dreigeteilter, verstellbarer Liegefläche wird dem amerikanischen Arzt Willis D. Gatch um 1908 zugeschrieben.[13][14] Auf die manuelle Verstellbarkeit folgte die Hydraulik und die Anwendung von Elektromotoren. Elektrisch gesteuerte Betten mit Bedienteil existieren seit 1945.[15] Mit der Industrialisierung und der Zunahme elektrisch gesteuerter Gegenstände im Alltag konnte der derzeitige technische Stand erreicht werden, der auch in entwickelten Ländern aus Kostengründen nicht überall den Standard darstellen muss.

Bedeutung für den Kranken

Im Repetitorium zu einem aktuellen Lehrbuch der Krankenpflege wird die zentrale Bedeutung des Bettes für den in seiner Mobilität eingeschränkten Patienten betont:

„Das Krankenbett ist für den Patienten Ruhe- und Schlafstätte, Ess- und Wohnzimmer und in manchen Fällen auch Badezimmer und Toilette sowie für Kinder mitunter Spielzimmer. Von hier nimmt der Patient an seiner Umgebung teil und begegnet Angehörigen, Besuchern, Pflegenden und Ärzten.“

Nicole Menche: Repetitorium Pflege Heute, S.76, Elsevier,Urban&FischerVerlag 2006[16]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Hospital beds – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Arbeitsschutz Sachsen, 2002: Sicherheitsrisiken von Pflegebetten. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  2. Dietmar Kirchberg: Das Medizinproduktegesetz: was Pflegende wissen müssen ; Bestimmungen, Beispiele, Konsequenzen, S58 ff.. Schlütersche Verlagsanstalt, 2003, ISBN 9783877068786.Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  3. a b Gerhard Münch, Fernande Assa-Schaeffer, Jacques Reitz: Lehrbuch für Krankenpflege: ein prinzip- und praxisorientiertes Arbeitsbuch, S. 120 ff.. Walter de Gruyter, 1994, ISBN 9783110136159.Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  4. Mitteldeutsche Zeitung vom 30. April 2010: Wenn das normale Krankenbett nicht ausreicht. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  5. Der Westen am 6. August 2009: Mehr als 180 kg verträgt kein Krankenbett. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  6. a b Friedhelm Henke: Pflege- & Gerontopsychiatrierecht 2006. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  7. Herstellerbeispiel: Bed Mover an Krankenhausbetten. Abgerufen am 24. Februar 2011.
  8. Video eines Bed Movers im Einsatz. Abgerufen am 24. Februar 2011.
  9. Workshop der FH Münster 2007: Unterstützung von Logistikprozessen im Krankenhaus durch RFID-unterstützte Aufzugssteuerung. Abgerufen am 24. Februar 2011.
  10. Online-Schulungen für Pflegekräfte, ohne Datum: Probleme bei der Herzmassage; Verwendung von Fußplatte und Reanimationsbrett zur Reanimation von Patienten im Bett. Abgerufen am 24. Februar 2011.
  11. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Sicherheitsrisiken von Kranken- und Pflegebetten, 2008. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  12. Gabriel Christoph Benjamin Busch: Handbuch der Erfindungen, Band 7. J. G. Ernst Wittekindt, Gent 1814.Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  13. David J. Bodenhamer, Robert Graham Barrows: The Encyclopedia of Indianapolis, S. 609 (engl.). Indiana University Press, Indiana 1994, ISBN 9780253312228.Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  14. Who Invented The Hospital Bed? Abgerufen am 24. Februar 2011 (englisch).
  15. Life Magazin vom 12. November 1945, S.92 ff. (engl.) Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  16. Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche

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