Kirchboot

Kirchboot
Kirchboot "Brudpiga från Siljan" Länge 18 m, Breite 2,20 m mit 10 Ruderpaaren
Finnisches Kirchboot

Ein Kirchboot ist ein spezielles, geklinkertes Holzruderboot, welches von 14 Personen und einem Steuermann/Steuerfrau gerudert wird. Das Kirchboot stammt ursprünglich aus Finnland. Heutzutage werden Kirchboote im Freizeit- und Wettkampfsport genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Zeiten der Reformation (ca. 1640) wurden in Anlehnung an die legendären Langboote der Wikinger die ersten Kirchboote in Finnland gebaut. Die Kirche förderte den Bau und die Instandhaltung dieses Bootstyps, wodurch sich die Boote über ganz Finnland verbreiteten. Sie dienten als Verbindung zwischen einzelnen Kirchengemeinden, da die Verkehrsverbindungen zwischen den Dörfern damals nur schlecht ausgebaut waren. In erster Linie wurde das Kirchboot für Fahrten zum sonntäglichen Kirchgang genutzt. Darüber hinaus wurden die Boote aber auch für Umzüge, Hochzeiten, Kindstaufen, Konfirmationen, Begräbnisse und andere Anlässe mit Personentransporten genutzt. Die Heimfahrten vom Gottesdienst wurden traditionell als Wettrudern zwischen den Gemeinden ausgetragen. Der Name „Kirchboot“ lässt sich aus der Förderung der Kirche zum Bau der Boote und der Nutzung der Dorfgemeinde für Fahrten zum Kirchgang ableiten. Die Kirchboote der damaligen Zeit hatten stattliche Abmessungen, die sich nach den individuellen Bedürfnissen des Dorfes richteten. So waren die größten bekannten Boote bis zu 40 Meter lang und 3 Meter breit. Sie wurden von 30 bis 40 Ruderpaaren gerudert. Auf einer Ruderbank fanden 8 Personen Platz, so dass ein Boot zwischen 120 und 150 Menschen aufnehmen konnte.

Bauart

Die heutigen Kirchboote entsprechen einem auf den Wettkampfsport zugeschnittenen Bootstyp. Die Boote werden in traditioneller Klinkerbauweise mit einer Wanddicke von 9 bis 12 mm gebaut. Die Bootslänge beträgt 12 m, die Breite zwischen 1,80-1,95 Meter. Das Gewicht eines Kirchbootes beläuft sich auf 300 bis 350 kg. Ein Kirchboot bietet 14 paarweise sitzenden Ruderern und einem Steuermann Platz. Die Ruderriemen haben eine Länge von ca. 3,20 Meter, sind aus einem Stück Holz gedrechselt und wesentlich schmaler als die Ruderblätter der modernen Ruderboote. Neuere Kirchboote besitzen aber auch moderne Macon-Blattformen oder Big Blade-Blattformen. Sie werden am Bootskörper auf nach vorne gekrümmte Metallstifte gesteckt und können während des Ruderns nicht gedreht werden. In älteren Kirchbooten saßen die Ruderer auf festen Bänken, später kamen so genannte „Rutschkissen“ zum Einsatz, mit denen die Ruderer auf den Bänken vor und zurück rutschen konnten. Die heutigen Kirchboote wurden meist mit Rollsitzen nachgerüstet oder besitzen von vornherein Rollschienen mit Rollsitzen.

Trotz seiner Länge ist ein Kirchboot wendig und schnell. Ein eingespieltes Ruderteam beschleunigt es kurzfristig auf ca. 20 km/h. Dauergeschwindigkeiten von 12 bis 16 km/h sind in Abhängigkeit von Mannschaft sowie Wind- und Wasserverhältnissen gut möglich. Kirchboote sind aufgrund ihrer Rumpfform sehr seetüchtig, Quer- und Längswellen bedeuten keinerlei Probleme.

Kirchbootrennen

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts besann man sich in dem kleinen Kirchdorf Sulkava erneut auf den Bau von Kirchbooten, um damit die 1968 ins Leben gerufene Ruderregatta „Sulkavan Suursoudut“ attraktiver zu machen. Die Rennen werden auf der Saimaa-Seenplatte ausgetragen und gehen über eine Distanz von 60km. Die Teilnehmerzahlen der größten Finnischen Regatta sind beachtlich, zu Spitzenzeiten hat die Regatta mehr als 10000 Teilnehmer (Jahr 2003).

Kirchboote in Deutschland

In Deutschland erfreuen sich die Kirchboote einer wachsenden Beliebtheit unter Ruderern. In aller Regel wurden die Boote aus Finnland neu oder gebraucht nach Deutschland gebracht. Der "Salier" der Rudergesellschaft Speyer ist die Ausnahme: Es handelt sich hier um das erste in Deutschland gebaute Kirchboot - und wie es sich für ein "Kirch"boot gehört, am 3. Juli 2010 vom Speyerer Bischof Dr. Wiesemann feierlich geweiht. Die Zahl der in Deutschland stationierten Kirchboote sind ca. 9 Boote (Stand: 2010). Die Boote sind meist im Besitz von Rudervereinen oder Ruderverbänden, welche die Boote für Wander- und Freizeitfahrten nutzen. Zum Teil gibt es auch in Deutschland vereinzelte Wettkampfveranstaltungen mit Kirchbooten, wie zum Beispiel die Kirchboot Regatta in Speyer.

Liste von Kirchbooten in Deutschland:

  • Vegesack Ruderverein "Eisbrecher"
  • Spandauer Ruderclub Friesen "FinnForFun"
  • Rüdersdorfer Ruderverein Kalkberge "Bergknappe"
  • Ruderclub Germania Düsseldorf "Rheingauner"
  • Ruderbund Saar Saarbrücken "City Schuhhaus Schöllhorn"
  • Karlsruher Ruderverein Wiking "Der Wikinger"
  • Landesruderverband Brandenburg "Märkischer Adler"
  • Rudergesellschaft Speyer "Salier"
  • Neusser Ruderverein "Quirinus"

Quellen

Weblinks


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