Cesis

Cesis
Cēsis (dt.: Wenden)
Wappen von Cēsis
Cēsis (Lettland)
DEC
Basisdaten
Staat: Lettland
Gebiet: Livland (lettisch: Vidzeme)
Landkreis: Cēsu rajons
Koordinaten: 57° 19′ N, 25° 17′ O57.31388888888925.275119Koordinaten: 57° 18′ 50″ N, 25° 16′ 30″ O
Einwohner: 18.598 (1. Jan. 2005)
Fläche: 19,280 km²
Bevölkerungsdichte: 964,63 Einwohner je km²
Höhe: 119 m
Stadtrecht: seit 13. Jahrhundert
Webseite: www.cesis.lv

Cēsis (deutsch: Wenden) ist eine Stadt im nördlichen Lettland, in der Region Livland (lettisch: Vidzeme) mit 18.598 Einwohnern (Januar 2005). Sie liegt auf Hügeln und Terrassen oberhalb der Gauja am nördlichen Ausgang des Gauja-Nationalparks. Cēsis ist ehemalige Hansestadt und Hauptstadt des nach ihr benannten Landkreises (lettisch: Cēsu rajons).

Inhaltsverzeichnis

Der Schlosspark mit Burghügel und Ruinen

Gebäude in Cēsis

Die älteste Siedlung in Cēsis war eine Bergfestung auf dem Riekstu, eine befestigte Anlage aus Holz, die von einem als Lettgallen bekannten Volksstamm errichtet wurde. Der 18 m hohe Hügel mit seiner teilweise erhaltenen Befestigung kann immer noch im Schlosspark gesehen werden. Diese Siedlung befand sich nahe wichtiger Handelswege zwischen West und Ost und beherrschte die ländliche Umgebung.

Deutsche Kreuzritter des Livländischen Ordens begannen 1209 mit dem Bau der Burg 'Wenden' nahe der Bergfestung. Nachdem die Ordensburg vergrößert und befestigt worden war, diente sie mit verschiedenen Unterbrechungen von 1237 bis 1561 als Wohnsitz des Ordensmeisters und somit als Hauptsitz des Ordens. 1577 zerstörte die Besatzung die Burg um zu verhindern, dass sie in die Hände Ivans des Schrecklichen fiel. Sie wurde danach wieder aufgebaut, 1703 jedoch im großen nordischen Krieg von den russischen Truppen abermals zerstört und in diesem Zustand belassen.

Zwischenzeitlich jedoch wurde die Stadt zur Hauptstadt der Woiwodschaft Wenden, nachdem Fürst Sigismund III. Wasa im Jahre 1598 die insgesamt drei livländischen Herzogtümer (außer Wenden noch Pernau und Dorpat) zu Polen-Litauen hinzugefügt hatte. Diese Hauptstadtfunktion hatte das damalige Wenden faktisch bis 1620, da es ab 1621 im Zuge des polnisch-schwedischen Kriegs von 1620 bis 1622 durch den schwedischen König Gustav II. Adolf der für die schwedische Großmacht erobert wurde. Juristisch anerkannt wurde diese Zuordnung von polnischer Seite allerdings erst im Jahre 1660 im Vertrag von Oliva.

Bereits vom Ende des 16. Jahrhunderts an waren die Burggebäude den Erfordernissen des Gutes angepasst worden. Als das Anwesen 1777 durch den Grafen Sievers übernommen wurde, baute dieser sein neues Wohngebäude an die Ostseite der Burg, mit der rückwärtigen Wand an deren Befestigungsturm. Seit 1949, befindet sich das Geschichtsmuseum von Cēsis in diesem neuen Schloss auf dem Gelände. Der Vorhof des neuen Schlosses ist von einem Kornspeicher und einem Kutschstall umschlossen, letzterer beherbergt heute die Ausstellungshalle des Museums. Neben dem Speicher steht die älteste Brauerei Lettlands, Cēsu alus darītava, die 1878 während der Zeit des späteren Grafen Sievers gebaut wurde, deren Ursprünge jedoch bis in die Ordenszeit zurückreichen. In der Nähe liegt der Schlosspark von Cēsis, der, 1812 angelegt, die üblichen romantischen Merkmale eines Gartens dieser Zeit zeigt: Gewundene Fußwege, fremdartige Pflanzen und einen Teich, in dem sich die Burgruine widerspiegelt.

Wiege der lettischen Nationalflagge

Nach Überlieferungen wurde hier einst ein lettischer König im Kampf gegen fremde Eindringlinge verwundet. Wie er sich auf die weiße Flagge der Kapitulation legte und starb, färbte sein Blut die Fahne rechts und links seines Körpers in tiefem Rot. Da, wo der Körper des Königs lag, blieb das Banner weiß. 1270 wurde das rot-weiß-rote Tuch hier erstmals als offizielle Flagge Lettlands gehisst - als eine der ersten Landesflaggen in Europa.

Die Stadt

Burgmauer mit Graben

Die Planung von Cēsis erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Marktplatz bildete mit einer Kirche die Mitte der Stadt. In der Mitte der Wohngebäude stand die Burg des Schwertbrüderordens aus Stein mit ihren drei befestigten Vorburgen. Die Stadt war von einer Mauer aus Dolomit mit acht Türmen und fünf Toren umgeben.

Zu den Bauwerken aus dem Mittelalter gehören die Kirche St. Johann (1281-1284 erbaut), die Ruinen der Ordensburg und Überreste der Befestigungsmauern an den Straßen Vaļņu and Palasta. Darüber hinaus ist das Netz der alten Straßen und Baugrundstücke aus dieser Zeit erhalten geblieben. Viele der Gebäude hingegen sind Kriegen und Feuern (das letzte 1748) zum Opfer gefallen. Gebäude aus dem 18. Jahrhundert kann man noch an der Rigaer Straße 16 und 25 sehen, Häuser aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an deren Nummern 15 und 47, der Gaujastraße 6 und andernorts.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat der Bau der Fernstraße zwischen Rīga und Pleskau (lett.: Pleskava) 1868 sowie der Eisenbahnlinie Rīga-Valka 1889 die Entwicklung der Stadt gefördert. Die Ronneburger (lett.: Raunas) Straße zwischen Bahnhof und Altstadt wurde als breite Prachtstraße angelegt mit dem Haus der lettischen Gesellschaft (Architekt: A. Malvess) an ihrer Nummer 10, dem Gebäude des örtlichen Gerichts (Architekt: P. Mengelis) an Nummer 14 und anderen wichtigen Gebäuden.

Cēsis entwickelte sich auch zum Kurort. Vornehme Sommerhäuser und Gesundheitseinrichtungen wurden nahe der Gauja gebaut. 'Cīrulīši' ist die bekannteste und befindet sich nahe der Svētavotshöhle (Heilige Quelle), deren Quelle Heilkräfte zugeschrieben werden. Cēsis wirbt mit seiner erhaltenen Altstadt und der ländlichen Ruhe. Daneben ist es Ausgangspunkt für Fahrten in den umgebenden Nationalpark und somit eine der Hauptattraktionen des Tourismus in Lettland.

Städtepartnerschaften

Es besteht seit 1992 eine Städtepartnerschaft zwischen Cēsis und Achim (Weser) in Deutschland. Weitere Städtepartnerschaften werden seit 1991 mit Tyresö (Schweden) und Venafro (Italien), seit 2000 mit Rokischkis (Litauen) unterhalten.

Literatur

  • Jegór v. Sivers: Wenden, seine Vergangenheit und Gegenwart: ein Beitr. z. Geschichte Livlands. Nachdr. [d. Ausg.] Riga, Kymmel, 1857. Hannover-Döhren: v. Hirschheydt. 1975; ISBN 3-7777-0852-6
  • Erich Seuberlich: Notizen über Wendens Bürger bis zum Jahre 1773 : nach dem Kirchenbuch d. Stadt Wenden in Livland u. Pastor Heinrich Baumanns Ms.. Papiermühle S. A. : Vogt. 1907

Siehe auch

Weblinks


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