Certosa di Pavia

Certosa di Pavia
Certosa di Pavia
Fassade der Kirche Madonna delle Grazie
Fassade der Kirche Madonna delle Grazie
Lage Italien
Region Lombardei
Provinz Pavia
Bistum Bistum Pavia
Koordinaten: 45° 15′ N, 9° 9′ O45.2579.1482777777778Koordinaten: 45° 15′ 25″ N, 9° 8′ 54″ O
Patrozinium Madonna delle Grazie
Gründungsjahr 1396 durch Kartäuser
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1782
Jahr der Wiederbesiedlung 1968
Kongregation Kongregation von Casamari

Die Certosa di Pavia ist eine 9 km nördlich von Pavia gelegene, ursprünglich für den Kartäuserorden erbaute Klosteranlage. Sie gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern Oberitaliens und wird aktuell von Zisterziensermönchen bewohnt.

Geschichte

Der große Kreuzgang
Im Inneren der Klosterkirche
Kleiner Kreuzgang und Klosterkirche
Kreuzgang Detailansicht-1996

Der Begriff Certosa heißt auf deutsch Kartause.

Das Bauwerk verdankt seine Existenz dem Wunsch eines reichen Gönners, des Grafen Gian Galeazzo Visconti, Herzog von Mailand, im Jahr 1390 in dem riesigen Park seines Schlosses ein Kloster zu errichten, das zugleich Grabstätte seiner Dynastie sein sollte.

Die Kartäuser widmen sich besonders dem Gebet für das eigene und fremde Seelenheil. Daran hatten diktatorisch regierende Herrscher wie die Visconti offenbar Interesse. Es gibt mehrere Beispiele aus der Geschichte, dass tyrannische und gefürchtete Herrscher aus Angst vor der ewigen Verdammnis und zur Verbesserung ihres öffentlichen Leumunds die Errichtung von religiösen Stätten unterstützten, um ihr politisches Handeln gleichsam zu entschuldigen. [1]

Die Vollendung des Klosters zog sich lange hin. Die Fassade wurde erst 1549 abgeschlossen, also 150 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten.

Diese Renaissancefassade der Kirche Madonna delle Grazie ist besonders eindrucksvoll. Ihr heute zu sehender Entwurf stammt von Giovanni Antonio Amadeo, ihr plastischer Schmuck mit zahlreichen Marmorfiguren von Amadeo, Cristoforo Mantegazza u. dessen Bruder. Die kunstvolle Kirchenfassade hat die Kunsthistoriker schon zu ganzen Elogen animiert. Jacob Burckhardt schrieb in seinem „Cicerone“ über sie: „Neben derjenigen des Domes von Orvieto ist sie das erste dekorative Prachtstück Italiens und der Welt ... Allein die unermeßliche Pracht und zum Teil der feine dekorative Geschmack, welche das Erdgeschoß beherrschen, haben ein in seiner Art unvergleichliches Ganzes hervorgebracht.“ [2]

Das Langhaus wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts vollendet. Der Innenraum der Klosterkirche ist ausgesprochen malerisch und farbenfreudig mit spätgotischen und Renaissanceelementen gestaltet und beherbergt mehrere Grabmale. Vor allem die lebensgroßen Marmorfiguren des Fürsten Ludovico il Moro und seiner im Alter von 22 Jahren verstorbenen Gattin Beatrice d'Este sind wegen ihrer realistischen Darstellung sehenswert. Die Seitenschiffe sind so hoch gezogen, dass der Eindruck einer Hallenkirche entsteht. Der Blick in die Gewölbezone zeigt, dass auch hier mit raffiniertem Farbsinn gearbeitet worden ist. Das Kirchenschiff hat jedoch nur sehr kleine Fenster und ist vergleichsweise dunkel, was die dekorative Farbigkeit nicht ganz zur Geltung kommen lässt, es haben möglicherweise die Klosterideale der Kartäuser mit dem Prunkwillen der Visconti in Widerspruch zueinander gestanden.

Im südlichen Querschiff ist Gian Galeazzo Visconti begraben.

Das Kloster ist eine ausgedehnte Anlage. Im kleinen Kreuzgang neben der Kirche krönt eine Heiligenfigur aus Terrakotta jede Säule. Darüber sind die Arkadengänge und Türme der Kirche. Um den großen Kreuzgang gruppieren sich die 23 Klosterzellen. Sie sind als identische Häuschen rund um den großen Kreuzgang angeordnet, jedes mit Zugang zu einem eigenen kleinen Garten. Sie sind heute teilweise zur Besichtigung zugänglich.

Zwischen der Certosa und der fast 10 km entfernten Burg von Pavia wurde ein Garten angelegt.

Das Kartäuserkloster wurde während der österreichischen Herrschaft über die Lombardei, durch die Reformen Josef II. 1782 aufgelöst und später abwechselnd als Zisterzienser-, Karmeliten- und wiederum Kartäuserkloster genutzt. Erst seit 1968 leben in der Anlage wieder Zisterzienser.

Einzelnachweise

  1. Ralf Lusiardi: Stiftung und Seelenheil in den monotheistischen Religionen des mittelalterlichen Europa, Eine komparative Problemskizze, in Michael Borgolte (Hrsg.): Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam vor der Moderne, Auf der Suche nach ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden in religiösen Grundlagen, praktischen Zwecken und historischen Transformationen, Stiftungsgeschichten, Band 4, Akademie Verlag, 2005, Seite 47-71
  2. zitiert nach Dewiel, Lydia L.: Lombardei und Oberitalienische Seen. Köln 1987, S. 281


 Commons: Certosa di Pavia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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