Karl Schwenzer

Karl Schwenzer

Karl Schwenzer (* 26. Februar 1843 in Löwenstein; † 29. November 1904 in Stuttgart) war königlich württembergischer Hofmedailleur, der in der Zeit von etwa 1875 bis zu seinem Tod 1904 praktisch alle württembergischen Münzen und Medaillen jener Zeit ausgeführt hat.

Leben

Karl Schwenzer, ca. 1868

Karl Schwenzer war ein Sohn des Drehermeisters Ludwig Schwenzer (1801–1876) und dessen Frau Magdalene geb. Stettner (1808–1874). Von seinen sechs Geschwistern sind vier früh verstorben. Der ältere Bruder Ludwig (1835–1914) erlernte das Dreherhandwerk und übernahm den elterlichen Betrieb, Karl und sein jüngerer Bruder August Ludwig Schwenzer (1847–1934) erhielten dagegen künstlerische bzw. kunsthandwerkliche Ausbildungen. Karl zeigte bereits während seiner Schulzeit in Löwenstein Interesse am Gravieren und wurde darin zunächst vom älteren Bruder unterrichtet. Ab 1857 hatte er eine vierjährige Lehrstelle beim württembergischen Hofgraveur Georg Schiller (1822–1906) in Stuttgart, während der er bereits erste Preise für sein Können erzielte. Nach dem Ende der Lehre war er für drei weitere Jahre in Stuttgart tätig. Von 1864 bis 1867 war er an der Kunstgewerbeschule Nürnberg, danach bis Herbst 1968 bei dem Medailleur Ernest Paulin Tasset in Paris, anschließend bis 1872 in London bei Joseph Shepherd (1836–1873) und Alfred Benjamin (1837–1884). 1872 kam er nach Wien, wo er 1874 zum Ehrenmitglied der Kunstakademie wurde. Um den Jahreswechsel 1875/76 kehrte er nach Stuttgart zurück, wo er an der dortigen Münzstätte tätig war und – nur unterbrochen von einem Aufenthalt in Berlin von 1883 bis 1885 – bis zu seinem Tod nahezu alle öffentlich verausgabten Münzen und Medaillen gravierte. Außerdem führte er freiberuflich auch private Aufträge aus. In seiner Zeit in Stuttgart erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 1878 wurde er zum königlich württembergischen Hofmedailleur ernannt, 1881 erhielt er das Ritterkreuz erster Klasse des württembergischen Friedrichsordens, 1886 das Ritterkreuz erster Klasse des badischen Ordens vom Zähringer Löwen. 1904 verstarb er an Gehirnhautentzündung im Stuttgarter Diakonissenhaus. Er wurde in seinem Geburtsort Löwenstein bestattet.

Werk

Dem Herstellungsprozedere von Münzen folgend hat Schwenzer oft nur das Avers (Kopfseite) gestaltet, während für das Revers ältere Prägestempel weiterverwendet wurden. Die Arbeiten von Schwenzer zeigen üblicherweise Regentenporträts, Allegorien oder von Kränzen gefasste Schrift. Die Darstellung von Personen ist statisch und naturgetreu, bisweilen auch idealisierend überhöht. Die Motive und ihre Gestaltung waren bei zahlreichen Aufträgen weitgehend vorgegeben. Das Stuttgarter Landesgewerbe-Museum hat 40 Originalmodelle aus seinem Nachlass erworben, diese wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg vernichtet.

Das Karl Schwenzer zuzuordnende Werk umfasst etwa 120 zur Ausprägung gekommene Münzen- und Medaillenseiten. Für das Königreich Württemberg hat er unter anderem die Vorderseiten der silbernen 2-Mark-Stücke (geprägt ab 1876), der goldenen 5-Mark-Stücke (ab 1877), der silbernen 2-Mark-Stücke (ab 1892), der goldenen 10-Mark-Stücke (ab 1893) und der goldenen 20-Mark-Stücke (ab 1894) ausgeführt. Für die Schweiz gravierte er die 5- und 10-Rappen-Stücke (ab 1879), die 20-Rappen-Stücke (ab 1881) sowie nach Entwürfen von Albert Walch und Christian Bühler die Stempel zur Prägung der 5-Franken-Stücke (ab 1888) und der 20-Franken-Stücke (ab 1883). Außerdem gestaltete er eine Vielzahl von staatlichen württembergischen Medaillen, darunter die Karl-Olga-Medaille für Werke der Nächstenliebe und für Verdienste um das Rote Kreuz (um 1889), die Preismedaille der Württembergischen Landesgewerbe-Ausstellung 1891, zahlreiche Preismedaillen für landwirtschaftliche Leistungen sowie Preismedaillen der Technischen Hochschule Stuttgart und Kunstgewerbeschule in Stuttgart, ferner die Verdienstmedaille des Kronordens (um 1892), die Militärverdienstmedaille (um 1892) und die kleine Verdienstmedaille für Wissenschaft und Kunst (um 1892). Medaillen hat Schwenzer auch für weitere Auftraggeber gestaltet, darunter für das Großherzogtum Baden die Medaillen zur Silberhochzeit des Großherzogspaares 1881 und zum 500-jährigen Bestehen der Universität Heidelberg 1886, für Bulgarien verschiedene Verdienstmedaillen und die Medaille für Wissenschaft und Kunst, für Großbritannien die Medaille auf die Hochzeit der Prinzessin Louise 1871, für Hohenzollern-Sigmaringen die Medaille auf die Goldene Hochzeit des Fürstenpaares 1884, für Preußen unter anderem die Medaille für Verdienste um das Bauwesen (um 1882) sowie ein Erinnerungsmedaillon an Kaiser Friedrich III. (nach Schwenzers Tod geprägt 1907), darüber hinaus verschiedene Medaillen im Auftrag von Städten wie Hanau, London, Stuttgart und Wien.

Literatur

  • Ulrich Klein: Der königlich württembergische Hofmedailleur Karl Schwenzer (1843–1904). In: 700 Jahre Stadt Löwenstein 1287–1987. Stadt Löwenstein, Löwenstein 1987

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schwenzer — ist der Familienname folgender Personen: Adolf Wilhelm Schwenzer (1919–2009), deutscher Mediziner August Ludwig Schwenzer (1847–1934), deutscher Bildhauer und Restaurator Gerhard Schwenzer (* 1938), deutscher katholischer Geistlicher; von 1983… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl-Olga-Medaille — Die Karl Olga Medaille wurde von Königin Olga von Württemberg unter Zustimmung Ihres Mannes Karl I. zur Feier der 25 jährigen Regierungsjubiläums von König Karl am 16. Juni 1889 gestiftet. Die Auszeichnung wurde an Männer und Frauen verliehen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Schwenzer — Schwenzer, Karl, Medailleur, geb. 26. Febr. 1843 in Löwenstein (Württemberg), bildete sich auf der Kunstschule in Stuttgart und auf der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und arbeitete später als Medailleur in Paris und London, wo er 1868–72 bei Wyon …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • August Ludwig Schwenzer — (* 9. Dezember 1847 in Löwenstein; † 9. Januar 1934) war ein deutscher Bildhauer und Restaurator. Leben August Ludwig Schwenzer war ein Sohn des Drehermeisters Ludwig Schwenzer (1801–1876) und dessen Frau Magdalene geb. Stettner (1808–1874). Von… …   Deutsch Wikipedia

  • Pièces de monnaie de la Confédération suisse — Les pièces de monnaie de la Confédération suisse en circulation et ayant cours légal en Suisse et au Liechtenstein sont libellées en francs suisses et en centimes. Du fait de la stabilité politique et monétaire de la Confédération suisse, le… …   Wikipédia en Français

  • Pièces de monnaie de la confédération suisse — Les pièces de monnaie de la Confédération suisse en circulation et ayant cours légal en Suisse et au Liechtenstein sont libellées en francs suisses et en centimes. Du fait de la stabilité politique et monétaire de la Confédération suisse, le… …   Wikipédia en Français

  • Pièces de monnaie suisses — Pièces de monnaie de la Confédération suisse Les pièces de monnaie de la Confédération suisse en circulation et ayant cours légal en Suisse et au Liechtenstein sont libellées en francs suisses et en centimes. Du fait de la stabilité politique et… …   Wikipédia en Français

  • Liste des pièces de monnaie de la Confédération suisse — Article principal : Franc suisse. Pièces suisses actuellement en circulation Les pièces de monnaie de la Confédération suisse en circulation et ayant cours légal en Suisse depuis 1850, et au Liechtenstein dès 1924 …   Wikipédia en Français

  • Löwenstein — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Medailleuren — In dieser Liste sollen alle Medailleure gesammelt werden. Diese Liste umfasst neben hauptberuflichen Medailleuren auch Künstler, in deren Gesamtwerk Medaillen ein Teilgebiet ihres Schaffens darstellen und Autodidakten, wenn ihre Arbeiten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”