Ceriagrion tenellum

Ceriagrion tenellum
Scharlachlibelle
Scharlachlibelle (Ceriagrion tenellum)

Scharlachlibelle (Ceriagrion tenellum)

Systematik
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Unterordnung: Kleinlibellen (Zygoptera)
Familie: Schlanklibellen (Coenagrionidae)
Gattung: Ceriagrion
Art: Scharlachlibelle
Wissenschaftlicher Name
Ceriagrion tenellum
(de Villers, 1789)

Die Scharlachlibelle oder auch Zarte Rubinjungfer und Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum) ist eine Kleinlibellenart aus der Familie der Schlanklibellen (Coenagrionidae). Neben der Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula ) ist die Scharlachlibelle die einzige rotgefärbte Kleinlibellenart in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Kopf-Detail des Männchens

Die Länge des Hinterleibes (Abdomen) der kleinen und zarten Art beträgt bei den Männchen 22,5 bis 27,2 Millimeter. Die Weibchen sind minimal größer und erreichen zwischen 23 und 29,6 Millimeter. Die Art zeigt auch sonst starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sogenannte Sexualdimorphismen. So ist das Männchen bis auf den bräunlichen oder bronzegrünen Thorax und die Oberseite des Kopfes inklusive des 0,5 bis 0,6 Millimeter langen Flügelmals (Pterostigma) und der Augen hellrot. Insbesondere sind auch die Beine rot bis ockergelb was eine Abgrenzung zur Frühen Adonislibelle, die schwarze Beine hat, zulässt. Die Hinterflügel erreichen 15 bis 19 Millimeter an Länge.

Das Weibchen hingegen ist gleich in vier Varianten beschrieben. Es gibt eine dem Männchen ähnlich gefärbte (homochrome) Ausprägung, sowie drei anders gefärbte und gezeichnete (heterochrome) Ausprägungen. Bei der ersten heterochromen Form ist der Kopf sowie das Gesicht samt Stirn weiß und die Komplexaugen erscheinen in einem trüben Grün. Die untere Hälfte der Unterlippe ist wie der Postclypeus metallisch schwarzgrün gefärbt. Der Thorax ist dem des Männchen gleich. Das Pterostigma ist graugrün. Das Abdomen ist wiederum dem des Männchen ähnlich, weist aber einen Fleck auf dem sechsten Segment auf sowie Ringe auf den Segmenten drei bis sechs. Die zweite heterochrome Form ähnelt in der Färbung des Vorderkörpers der ersten Form. Das Abdomen hingegen ist vom ersten bis circa dritten Viertel des dritten Segments noch rot und wird ab dort bis auf das letzte Viertel des achten Segments metallisch dunkelgrün. Die Seiten des Abdomens sind in diesem Bereich gelblich und an den Basen der einzelnen Segmente finden sich hellere Ringe. Das neunte Segment ist wiederum rot, allerdings mit einer schwarzen Zeichnung. Das zehnte Segment ist vollständig rot. Die dritte heterochrome Form treibt dieses Konzept weiter auf die Spitze und ist am gesamten Abdomen schwarzgrün mit hellen Streifen an den Basen der Segmente. Der restliche Körper ist wie die anderen beiden Farbvarianten gefärbt.

Lebensweise

Paarungsrad der Scharlachlibelle

Die Flugzeit der adulten Tiere reicht von Juni bis August. Die Paarung dauert ungefähr 40 Minuten und erfolgt im Paarungsrad. Die anschließende Eiablage auf schwimmenden und aus dem Wasser ragenden Pflanzenteilen wird im Tandem vollzogen. Besonders beliebt hierfür sind Binsen (Juncus). An einem Platz werden üblicherweise um die 30 Eier abgelegt. Nach ungefähr 10 Minuten wechselt das Tandem den Ort. Allerdings tauchen Scharlachlibellen hierfür anders, als Frühe Adonislibellen nicht ins Wasser ein. Die Entwicklung der Larven dauert üblicherweise ein Jahr, kann in kälteren Zonen wie etwa in England aber auch zwei Jahre benötigen.

Habitat

Als Habitat werden von der Scharlachlibelle besonders Torfmoos in Sümpfen und Schlammteichen bevorzugt. Aber auch Hangmoore mit Rostrotem- (Schoenus ferrugineus) und Schwarzem Kopfried (Schoenus nigricans) werden besiedelt. Das Nährstoffangebot der nur wenige Zentimeter tiefen Gewässer ist dabei meist oligo- bis mesotroph. In Übergangsmooren besiedelt die Art gerne Bereiche zwischen geschlossenen Wiesen aus Binsenschneide (Cladium mariscus) und Wiesen mit Steifer Segge (Carex elata), die dauerhaft überschwemmt sind.

Vergemeinschaftung

Zusammen mit der Scharlachlibelle kommen häufig auch der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens), die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) sowie die Zweigestreifte Quelljungfer, die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) und die Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda) vor. An manchen Standorten lebt sie mit der Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) und/oder der Arktischen Smaragdlibelle (Somatochlora arctica) zusammen.

Verbreitung und Gefährdung

Die Art ist bis auf wenige Ausnahmen in fast allen Ländern Westeuropas zu finden. Während sie in kälteren Gefilden nur stehende Gewässer besiedelt, kommt es in Südeuropa auch zur Besiedlung von Flüssen. In Deutschland und der Schweiz ist die Art sehr selten und gilt in ersterem als vom Aussterben bedroht. In der Schweiz wird die Art als stark gefährdet eingestuft.

Quellen

Literatur

  • Gerhard Jurzitza: Der Kosmos-Libellenführer. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08402-7
  • Paul-A. Robert: Die Libellen (Odonaten) - Autorisierte Übersetzung von Otto Paul Wenger [S.155f], Kümmerly & Frey, Geographischer Verlag, Bern 1959
  • Hans-Joachim Clausnitzer, Christa Clausnitzer, Rüdiger Hengst: Zur Ökologie von Ceriagrion tenellum im Bereich der nordöstlichen Verbreitungsgrenze in Niedersachsen (Odonata:Coenagionidae). Libellula 26. 2007(1/2), S. 19-34

Weblinks


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