Kapelle Enthauptung Johannes des Täufers (Eupen)

Kapelle Enthauptung Johannes des Täufers (Eupen)
Eupen – Haus Nispert mit Kapelle (rechter Anbau)

Die Kapelle Enthauptung Johannes des Täufers ist eine private Barock-Kapelle im Stadtteil Nispert von Eupen.[1] Sie wurde 1747 von Johann Josef Couven als Anbau zum seit 1623 bestehenden Haus Nispert erbaut.[2] Noch heute erinnert die Adresse: Couvenplatz 1 an den Aachener Architekten.

Inhaltsverzeichnis

Historie und Bauwerk

Fassadenentwurf von J. J. Couven 1747
Grundriss von J. J. Couven 1747

Zeitgleich mit der St. Michaelskirche in Burtscheid erbaute Johann Josef Couven 1747 die Kapelle zur Enthauptung Johannes des Täufers in Eupen Oberstadt für den Färbereibesitzer Erich Adolf Goertz, einem Verwandten von Johann von Wespien, der als Bauherr beteiligt war. Beider Wappen schmücken im Innenraum die Expositorien.[3] Wespien übernahm die Kosten der Fassade aus Haustein und dem mittig geschmücktem Portal.

Das heutige Erscheinungsbild stimmt mit der überlieferten Bauzeichnung von Johann Joseph Couven nicht überein. Für ein Auftragswerk erstellte Couven zuweilen vier verschiedene Vorschläge wie dies bei dem Bau für "Schloss Jägerhof" in Düsseldorf der Fall ist.[4] Couven wählte eine asymmetrisch reich geschmückte Rokoko-Fassade, einige Kartuschen und kein ovales Fenster gemäß einer harmonischen Divergenz zu dem nüchternen "Nispert-Haus."

Weiß und Grau [5] bestimmen das gegenwärtige äußere Farbbild. Die Fassade besteht aus einem Portal mit leicht betontem, geschweiftem Portalgiebel und einem großen ovalen Fenster, hinter dem sich die Orgelempore befindet. Die Rahmenteile von Fenster und Tür bilden eine Einheit, die wiederum von einem großen grauen Bogen umrahmt wird, der von seitlich graugerahmten Feldern wie Pfeiler flankiert ist. Das Oval des Fensters wiederholt sich in diesen seitlichen Schmuckformen. Die gesamte Fassade hat das Erscheinungsbild eines großen Portals.

Der Grundriss ist ein einfaches Rechteck mit abgerundeten Ecken in dem Ausmaß 6,45 × 12 m und einem kleinen Chor. Über zwei Treppen ist die Kapelle an der linken Seite vom Chor und der Orgelempore aus mit dem Nachbarhaus verbunden. Ein für Couven typisches Mansarddach mit abgerundeten Ecken bildet den oberen Abschluss. Ein Dachreiter bekrönt das Bauwerk.

Innenraum

Pilaster mit ionischen Kapitellen gliedern das Innere. Tierköpfe unter den Voluten und unter den Kapitellen jeweils ein Hermelinkragen stellen die Verzierung dar. Das Kapelleninnere ist in weiß und gold Tönen gehalten mit einem Fußboden aus helleren und dunkelgrauen Bodenplatten. Die Decke ist gewölbt. Musikinstrumente charakterisieren die Orgelempore mit der Jahreszahl 1748. Das Haupt Johannes des Täufers, der Patron der Kapelle, ist unter einem Baldachin zu sehen. Die Chorapsis wird von zwei Figurennischen gerahmt. Die flankierenden Elemente sind charakteristisch für Johann Joseph Couven. Eine geschweifte Kommunionbank verbindet Chor- und Kapellenraum.[6] Seit dem 19. Jahrhundert befinden sich in den Nischen die Skulpturen Maria mit Kind und der Hl. Joseph von Gustav Angelo Venth.

Der anschließende Garten wird in barocker Manier von pittoresken Treppen und Springbrunnen gestaltet. 1895 war die Kapelle Eigentum von Herrn Vettweis in Eupen.

Rezeption

Eine ähnlich ornamentale Portal-Flankierung ist an dem Wylreschen Hof in Aachen abzulesen.[7] Dieses Bauwerk wird dem Aachener Baumeister des Barocks Laurenz Mefferdatis zugeschrieben. Die Innenräume von Mefferdatis sakralen Gebäuden pflegte Johann Joseph Couven einzurichten.[8] Die Flankierungsonamente sind im Vergleich zu dem momentanen Eupener Kapellenbau pittoresker. Couvens Sohn, Jakob Couven führte eine Umbaumaßnahme in diesem Haus in der Jakobstraße Haus 35 im Stile seines Vaters durch.[9]

Einzelnachweise

  1. Nispert ist ein Stadtteil von Eupen. Vermutlich benannt nach einem ehemaligen Weiler auf diesem Gebiet, dessen Bewohner Nispert hießen. Frdl. Ausk. d. Sekretärinnen v. Lex-Euregio in Eupen.
  2. Haus Nispert, Eupen
  3. Expositorium
  4. Buchkremer, S. 54.
  5. Vermutlich (Belgisch Granit/Petit Granit)
  6. Kapelle Enthauptung Johannes des Täufers.
  7. Wylre'sche Hof.
  8. Buchkremer, S. 96/107.
  9. Buchkremer, S. 193, Nr. 31.

Literatur

  • Joseph Buchkremer: „Die Architekten Johann Joseph Couven und Jakob Couven.“ in ZAGV, Bd. 17, 1895. (Buchkremer), S. 136/155f.
50.6330686.048

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eupen — Eupen …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Angelo Venth — (* 6. Mai 1848[1] in Aachen; † 13. April 1903 in Aachen) war ein deutscher Bildhauer und Gewerbeschullehrer. Leben und Wirken Gustav Angelo Venth war der Sohn des Aachener Porträt und Historienmalers Aloys Hubert Michael Venth und der Adelheid… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Joseph Couven — (* 10. November 1701 in Aachen; † 12. September 1763 ebenda) war ein deutscher Architekt und Baumeister des Barock. Er wirkte hauptsächlich im Städtedreieck Aachen, Lüttich, Maastricht. Seine Familie stammte aus dem 20 km von Aachen entfernten… …   Deutsch Wikipedia

  • Wylre’sches Haus — Frontansicht Wylre sches Haus Aachen (im Abendlicht) Das Wylre sche Haus in Aachen ist ein unter Denkmalschutz stehendes repräsentatives Wohngebäude in der Jakobstraße 35, nahe dem Aachener Rathaus. Es hat seinen Namen nach dem Forstmeister,… …   Deutsch Wikipedia

  • Altes Kurhaus Aachen — Gartenfassade der Redoute von Jakob Couven 1782 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”